Foto: Torsten Hamacher

bfp fuhrpark-FORUM 2019

Fuhrpark-Forum: Diskussion um Fahrverbote

Debatte zu Fahrverboten auf dem Handwerkertag am Nürburgring: Wer ist schuld – Hersteller, Politik oder beide?

Auf einen Blick:

  • Fahrverbote und die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen standen im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion auf dem bfp-Fuhrpark Forum.
  • Für die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen gibt es Fördermittel. ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer kritisierte allerdings, dass Handwerker davon bislang nicht profitieren können, weil keine Nachrüstsysteme verfügbar sind.
  • Dabei seien die nötigen technischen Lösungen für Nachrüstungen vorhanden, betont Andreas Brodhage von Global Automotive Service. Da Hersteller aber die Kosten scheuten, müsste die Politik Druck auf sie ausüben.
  • Auch alternative Antriebe waren ein Thema: E-Mobiltät kann sich für Handwerksbetriebe heute durchaus schon lohnen, so Matthias Dürr, Leiter von ElektroMobilität NRW.

Handwerker dürfen nicht die Dummen sein, das ist oberste Maxime für Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), auf dem ersten Handwerkertag des „bfp Fuhrpark-Forums“. Erst im September 2016 hätten viele Betriebe mit der Umstellung auf die Abgasnorm Euro 5 „sehr aktiv in den Klimaschutz investiert“. Und mit dieser erneuerten Flotte dürften sie nun nicht in die Fahrverbotszonen fahren. „Die Verursacher dafür wollen sich aus der Verantwortung herauswinden“, kritisiert Wollseifer.

Andreas Brodhage: Nachrüst-Technologie ist vorhanden

Dass die Technologien dazu „beherrschbar“ und Lösungen vorhanden sind, erklärt Andreas Brodhage, Geschäftsführer Global Automotive Service und Vertreter der Freien Werkstätten. Er verweist auf Modelle mit SCR-Systemen, die bereits in die USA geliefert werden. Doch die Hersteller scheuten die Kosten, wollten nicht in Vorleistung gehen. „Hier wird Vertrauen verspielt, die Politik muss mehr Druck ausüben und härter mit den Herstellern verhandeln“, fordert Brodhage.

Dass sich die Politik dieser Problematik stellen wolle, betont Patrick Schnieder, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: „Mir dauert das auch zu lange. Bislang liegen beim Kraftfahrtbundesamt keine zugelassenen Systeme für die Nachrüstung vor. Wir wollen deshalb den Druck erhöhen.“ Diese Zulassung ist wichtigste Voraussetzung, um den Fördertopf für das Nachrüsten alter Diesel überhaupt anzapfen zu können. 330 Millionen Euro hat der Bund für Handwerker- und Lieferfahrzeuge zur Verfügung gestellt. „Bisher konnten aber gar keine Anträge gestellt werden, weil kein Nachrüstsystem verfügbar ist“, bringt es Wollseifer auf den Punkt. Und dabei müssten dringend saubere Dieselfahrzeuge her.

Ist E-Mobilität eine Alternative für Handwerker?

Das räumt denn auch Schnieder ein. Für die E-Mobilität sieht der Politiker mittelfristig gute Chancen: „Die Antriebe befinden sich im Wandel, wir wollen dem Markt überlassen, welche Lösungen sich in einer gewissen Bandbreite durchsetzen.“

Dass nicht alle Dieselfahrzeuge durch ein E-Auto ersetzt werden können, weiß Matthias Dürr, Leiter von ElektroMobilität NRW: „Aber es gibt E-Fahrzeuge, die sich heute schon ökonomisch lohnen, gerade auch für Handwerker.“ Dem hohen Anschaffungspreis stellt Dürr Steuererleichterungen, Förderungen und geringere Kosten für Energie und Unterhalt gegenüber. E-Mobilität werde sich durchsetzen, im ländlichen Raum seien es mittelfristig batterie-elektrisch betriebene Fahrzeuge.

„Für den Mittelstand muss Mobilität beherrschbar und finanzierbar sein, dem muss sich die Politik stellen“, stellt Brodhage klar. Nötig seien pragmatische Lösungen. Der Vertreter der freien Werkstätten ist überzeugt, dass sich insgesamt „die beste Technologie“ durchsetzen wird.

Wollseifer: "Für Baubetriebe mit schweren Fahrzeugen bleibt der Diesel der Antrieb der Wahl"

Für Technologie-Offenheit plädiert auch Wollseifer: „E-Mobilität kann eine Interimslösung sein, aber nicht die allein selig machende Alternative.“ So setzten Bäckereien oder Schornsteinfeger schon E-Scooter ein, aber für Baubetriebe mit schweren Fahrzeugen bleibe der Diesel nach wie vor der Antrieb der Wahl.

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