Malermeister Oliver Eckstein hat seinen Betrieb Schritt für Schritt optimiert, um Stress im Betrieb zu verringern und zur Gesundheit des Teams beiztragen. 
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Mit System zu mehr Zufriedenheit im Betrieb

Stress reduziert, Gesundheit verbessert und Wertschätzung erhöht: Malermeister Oliver Eckstein arbeitet an seinem Betrieb zum Wohl des Teams. Mit Erfolg. 

  • Mit den Generationen ändern sich auch die Bedürfnisse von Mitarbeitern. So spielen eine gute Work-Life-Balance und Wertschätzung heute eine größere Rolle als einst. Wer lange erfolgreich sein will, sollte sich auf diese Veränderungen einstellen. 
  • Der Malermeister Oliver Eckstein hat genau das getan. Mit System: Er nahm das Angebot Betrieblichen Gesundheitsmanagement seiner Krankenkasse wahr. Unter anderem hat er so die körperliche Belastung, im Betrieb und Stress reduziert. Mit den Ergebnissen ist er sehr zufrieden. 
  • Eine Erkenntnis aus der Arbeit: Der Input von den Mitarbeitern ist wertvoll, auch wenn er manchmal hart sein kann. Aber nur was an Problemen auf den Tisch kommt, kann auch angegangen werden. 
  • Veränderung gehört zum Handwerk. Das betrifft nicht nur Trends, Geschmäcker und Handwerkstechniken sondern auch die Gesellschaft selbst: mehr Mitarbeiter streben nach einer guten Work-Life-Balance, die Arbeitsjahre bis zur Rente steigen und der Wunsch nach mehr Bestätigung und Einbeziehung wird lauter. New Work nennt man die Arbeitsweisen, die diesen Veränderungen Rechnung tragen. Betriebe, die generationenübergreifend erfolgreich sein wollen, richten sich darauf ein. So wie das Unternehmen „Oliver Eckstein Malermeister“. Der 43-Jährige Maler- und Lackierermeister Oliver Eckstein ist mit dem väterlichen Betrieb aufgewachsen und hat ihn 2006 übernommen. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 17 Mitarbeiter, darunter 12 Gesellen und zwei Auszubildende. Aus Erfahrung weiß der Unternehmer: „Die früher verbreitete Einstellung ‘Nicht gemeckert ist Lob genug‘ ist total veraltet.“

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    Verbesserungen systematisch angehen

    Oliver Eckstein legt Wert auf gute Ausbildung und langfristige Mitarbeiterbindung. Um sein Team noch stärker an den Malerbetrieb zu binden und ihm eine lange gesunde Beschäftigung zu ermöglichen, hat der Unternehmer eine Reihe von Maßnahmen getroffen. Besonders hilfreich fand er das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), das die IKK Classic ihm angeboten hat. BGMs werden von verschiedenen Dienstleistern angeboten, darunter auch von einigen Krankenkassen. Bei der IKK umfasst es beispielsweise Mitarbeiterbefragungen, eine Analyse der Arbeitssituation und verschiedene Trainings und Seminare. Drei Seminare hat Oliver Eckstein inzwischen wahrgenommen. Ihm gefällt, dass er seinen Betrieb einfach und systematisch optimieren kann, indem er definierte Bausteine wie körperliche Belastung, Stressmanagement oder Ernährung abarbeitet. „Die Krankenkasse bringt da auch eine gewisse Verbindlichkeit in die Umsetzung. Die rufen schon mal an  und erkundigen sich, ob Zusagen aus den Seminaren auch umgesetzt wurden“, sagt Eckstein.

    Die Seminare beinhalten praxistaugliche Tipps, die von Chef und Mitarbeitern mit relativ wenig Aufwand umgesetzt werden können. So leitete das Seminar über die körperliche Belastung eine Physiotherapeutin, die sich die konkreten Belastungen einzelner Arbeiten zeigen ließ. „Mein Team ist mit ihr rausgegangen und hat gezeigt, wie zum Beispiel die Fahrzeuge beladen werden. Dazu gab es dann Tipps, was die Gesellen beim Bewegungsablauf beachten sollten und auch, was der Betrieb anpassen muss“, sagt Eckstein. Daraus resultierten konkrete Investitionen: Oliver Eckstein hat in einen Gabelstapler zur Beladung investiert, eine Sackkarre angeschafft und sichere Leitern mit extra breiten Sprossen. Dem Malerbetrieb sichern die Maßnahmen nicht zuletzt, dass die Mitarbeiter lange gesund im Unternehmen arbeiten können.

    Mitmachpflicht braucht es nicht

    Die Seminarteilnahme stellt Eckstein seinen Mitarbeitern frei. Etwa die Hälfte nehme teil. Was in den Seminaren erarbeitet wird, komme am Ende aber dem ganzen Team zu Gute. „Insgesamt habe ich das Gefühl, dass meine Mitarbeiter diese Maßnahmen zu schätzen wissen“, sagt Eckstein.

    Da die Mitarbeiter die Maßnahmen mitentwickeln, sind sie an der Veränderung aktiv beteiligt. Der Input von den Mitarbeitern ist wertvoll, auch wenn er manchmal hart sein kann. „Mir hat das Stressmanagement-Seminar da am meisten die Augen geöffnet“, sagt Eckstein. Zuvor sei dem Unternehmer nicht bewusst gewesen, dass auch sein Verhalten zu Belastungen im Team beitrug. „Da Schleifen sich Dinge über die Jahre ein, die man nur lösen kann, wenn sie auch mal auf den Tisch kommen“, erklärt Eckstein. Das passierte im Stress-Seminar etwa durch eine anonyme Teambefragung. Die Ergab etwa diesen hilfreichen Kritikpunkt: War ein Team auf einer Baustelle fertig, wurde es direkt zur nächsten geschickt. Zum einen fehlte den Arbeitern Zeit zum Durchatmen zwischen den Projekten, zum anderen habe es zum Abschluss des letzten Projekts kein Feedback gegeben.

    Diese Dinge hat der Unternehmer umgehend geändert. Zwischen den Baustellen lässt er nun etwas Luft und taktet sie weniger eng. „Außerdem gebe ich den Gesellen Feedback, wenn eine Baustelle abgeschlossen ist: Waren sie gut im Zeitplan, hat sich der Kunde gefreut, hat er ein Lob ausgesprochen?“ Zusätzlich druckt der Unternehmer alle paar Wochen die schönsten neuen Bewertungen aus, die Kunden über den Betrieb auf dem Portal „Qualität im Handwerk“ abgegeben haben. So nimmt sich der Malerbetrieb die Zeit, Lob aktiv aufzunehmen, wodurch mehr Wertschätzung beim Team ankommt.

    Mitarbeiter in Teilzeit – läuft problemlos

    Auf Mitarbeiterwünsche geht der Unternehmer auch bei der Arbeitszeit ein. „Wir haben jetzt zwei Mitarbeiter, die eine vier Tage Woche bei reduziertem Stundensatz arbeiten“, sagt Eckstein. Bedenken hat der Malermeister da durchaus gehabt, schließlich sind die Auftragsbücher so voll, dass er jeden Vollzeitangestellten brauchen kann. „Aber die Bedenken waren nicht begründet“, sagt Eckstein. Man spüre, dass die beiden Teilzeitmitarbeiter motiviert sind und großen Wert darauf legen, ihren Teil der Arbeit bis zum Donnerstag fertigzubekommen. Betroffenen Kunden werde klar kommuniziert, dass die Baustelle an Freitagen ruht – und bisher habe kein einziger damit ein Problem gehabt. „Kunden sehen es anders als früher auch gar nicht mehr als Selbstverständlichkeit, dass die Handwerker bis Samstagnachmittag arbeiten“, sagt Eckstein.

    So sorgt der Unternehmer mit einfachen Anpassungen für mehr Zufriedenheit im Betrieb. Und mit dem ganz motivierten Teil seiner Mannschaft misst er sich nebenbei noch in einer Fitness-App. „Wir tracken damit privat unsere Jogging-Runden und Radfahrten und vergleichen jeden Monat unsere Ergebnisse. So motivieren wir uns gegenseitig und haben noch mehr Spaß am Sport“, sagt Eckstein.

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