Auch bei langer und intensiver Suche fällt es Inhabern von KMU oft schwer, einen geeigneten Nachfolger zu finden.
Foto: Bertolt Werkmann - stock.adobe.com

KfW-Studie

Betriebsnachfolge in KMU: Bald 190.000 Betriebe weniger?

Noch sind die Perspektiven für Unternehmensübergaben nicht so schlecht. Doch immer weniger Betriebe finden geeignete Nachfolger – mit verheerenden Folgen, wie eine Studie zeigt.

Auf einen Blick:

  • Innerhalb der nächsten drei Jahre stehen mehr als eine halbe Million Nachfolgen in kleinen und mittleren Betrieben (KMU) an.
  • Doch die Zahl der Nachfolger-Interessenten nimmt seit Jahren ab. Das ist das größte Problem für die Betriebsinhaber, die einen Nachfolger suchen.
  • Es gibt aber noch andere Herausforderungen bei der Betriebsübergabe: zum Beispiel Bürokratie und rechtliche Hürden.
  • Das führt dazu, dass einige Unternehmer gar keine Übergabe mehr anstreben, sondern gleich auf eine Stilllegung hinarbeiten. Mit Folgen für die gesamte Wirtschaft.
  • Es gibt zumindest eine gute Nachricht: Fast zwei Drittel der Unternehmensinhaber, die bis Ende 2023 eine Betriebsübergabe planen, hat die Nachfolge schon geregelt – das sind 120.000 Unternehmen. Rund 190.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen noch in diesem Jahr vor einer Übergabe. Das geht aus dem „Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2022“ hervor.

    Damit sind es fünf Prozent aller KMU in Deutschland, die bis 2023 eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger suchen – etwas weniger als in den vergangenen zwei Jahren. Weitere zehn Prozent der KMU-Inhaber planen die Übergabe innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre, ergibt die KfW-Studie. Bis Ende 2026 wollen rund 560.000 der insgesamt 3,8 Millionen KMU ihre Nachfolge geregelt haben.

    Die meisten Betriebsinhaber (53 Prozent) haben den Wunsch, die Nachfolger innerhalb der Familie zu finden. Den externen Verkauf favorisieren 45 Prozent der Unternehmer, einen Mitarbeitenden als Nachfolger wünschen sich 26 Prozent. Ein Miteigentümer kommt für 15 Prozent der Betriebsinhaber mit Nachfolgewunsch in Betracht.

    [Tipp: Wenn Sie mehr zum Thema Nachfolge im Handwerk erfahren möchten, abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter von handwerk.com. Jetzt gleich anmelden!]

    Das sind die 7 größten Hürden bei der Betriebsnachfolge

    Doch laut den Ergebnissen der Studie könnte es schwierig werden, alle Nachfolgewünsche zu erfüllen. Für knapp 80 Prozent der aktiven Unternehmer ist die größte Hürde, trotz intensiver Suche einen geeigneten Nachfolger zu finden. Die Ursache dafür sehen die Autoren der Studie in einer „Nachfolgelücke“, die zum einen demografisch begründet werden kann: Auf die geburtenstarke Babyboomer-Generation folge ein Geburtenknick. Zum anderen entstehe die Lücke durch geringeres Gründungsinteresse – die Werte gingen seit Jahren zurück.

    Die zweitgrößte Hürde bei der Nachfolgersuche ist die Einigung auf den Kaufpreis. Diese Hürde geben 34 Prozent der befragten Unternehmer an. Der Bürokratieaufwand wird mit 28 Prozent als drittgrößte Hürde genannt – besonders störend seien in dem Zusammenhang die umfangreichen Informations- und Meldepflichten, dazu kämen Abläufe beim Finanz- und Gewerbeamt, den Kammern, Berufsgenossenschaften oder Arbeitsagenturen.

    Weitere Hürden sind die rechtliche und steuerrechtliche Komplexität (24 Prozent), die Sicherstellung der Finanzierung (14 Prozent), der Modernisierungsaufwand (6 Prozent) und die unzureichende Beratung (6 Prozent).

    Nachfolgermangel begünstigt Betriebsstilllegungen

    Auch wenn es schon einen konkreten Plan für die Betriebsnachfolge gibt, kann immer noch etwas schiefgehen. Aktuell müssen dem KfW-Monitoring zufolge noch 24 Prozent der Unternehmer, die in den nächsten zwei Jahren eine Übergabe realisieren wollen, mit dem Scheitern der Nachfolge für ihren Betrieb rechnen.

    Doch nicht jeder Unternehmer setzt sich für die Fortführung seines Betriebs ein. Einige entscheiden sich bewusst für eine Geschäftsaufgabe, obwohl das Geschäftsmodell die Suche nach einem Nachfolger rechtfertigen würde. Sofern Unternehmer ihren Rückzug absehen können, wollen 5 Prozent der KMU-Inhaber bis Ende 2026 ihren Betrieb stilllegen. Dabei sei die Stilllegung entweder der derzeit einzig denkbare Weg oder eine ernsthaft erwogene Option.

    Das bedeutet: Bis Ende 2026 könnten 190.000 der derzeit bestehenden KMU vom Markt verschwinden. Als Gründe für die Stilllegung nennen rund die Hälfte der Unternehmer entweder das fehlende Interesse von Familienangehörigen an der Übernahme oder das bevorstehende Erreichen des Rentenalters. 29 Prozent geben den Bürokratieaufwand bei der Übergabe als Stilllegungsgrund an. Für 19 Prozent der Unternehmer, die ihren Betrieb aufgeben wollen, ist der Grund die erfolglose Nachfolgersuche, für weitere 19 Prozent ist die Suche zu aufwendig.

    Tipp: Sie wollen an der Strategie Ihres Betriebes feilen und suchen neue Impulse? Mit dem handwerk.com-Newsletter gelingt Ihnen das. Melden Sie sich jetzt an!

    Auch interessant:

    Das könnte Ihnen auch gefallen: