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Bewerbermangel

Auf Azubi-Akquise

Die duale betriebliche Ausbildung gilt als Erfolgsgarant. Trotzdem müssen viele Betriebe um passende Bewerber kämpfen.

von Birgit Wessel

Für Martina Hickmann-Morell gehört der Kampf um Auszubildende zum Alltag. "Wir müssen viel mehr tun als früher, um geeignete Bewerber zu bekommen", sagt die Unternehmerfrau, die in der Firma Eisenhuth für das Personalwesen zuständig ist.

Früher habe es ausgereicht, eine Stellenanzeige aufzugeben und ein Ausbildungsangebot dem Arbeitsamt zu melden. Mittlerweile geht Hickmann-Morell in die Schulen, um Kandidaten zu akquirieren. Denn für das aktuelle Ausbildungsjahr sucht der Betrieb noch zwei Feinwerkmechanikerlehrlinge.

"Viele Kollegen haben Schwierigkeiten, passende Auszubildende zu finden", bestätigt Udo Nierhoff, Ausbildungsberater der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen. Schuld daran sei unter anderem die mangelnde Qualifikation und Ausbildungsreife der Jugendlichen.

Dabei sind die Mindestanforderungen an die angehenden Auszubildenden bei Eisenhuth nicht allzu hoch: nach dem Hauptschulabschluss am besten eine einjährige Berufsfachschule Metalltechnik – und in Mathe eine Drei.

Eine attraktive Ausbildung

Dafür hat der Osteroder Betrieb seinen Azubis einiges zu bieten: Sie wirken neben Werkzeugbau und Spritzguss an innovativen Lösungen mit – ganz neu zum Beispiel an einer biologische Brennstoffzelle, die Energie aus Pflanzen erzeugt. Die Lehrlinge durchlaufen bei Eisenhuth alle Abteilungen: Konstruktion, Dreherei, Montage, Fräserei und Kunststoffteilefertigung. Besonders attraktiv müsste für Jugendliche außerdem sein, dass eine bei Eisenhuth erfolgreich absolvierte Ausbildung fast so etwas ist wie eine sichere Bank. "Wir übernehmen die meisten unserer Auszubildenden", sagt Hickmann-Morell. "Und die anderen finden immer schnell einen Arbeitsplatz."

Mit ihren Azubis ist sie nicht immer von Anfang an zufrieden: "Viele haben im schulischen oder sozialen Bereich Defizite." Deshalb habe der Betrieb die Betreuung der Azubis intensiviert: Zum Beispiel gibt es nach dem Durchlaufen einer jeden Abteilung ein Zwischengespräch und die Lehrlinge schreiben praxisbezogene Fachberichte. Der Betrieb kümmert sich sogar um Nachhilfe, wenn es in der Schule hapert.

Sind die Auszubildenden am Ende der Lehrzeit fit fürs Berufsleben? "Nach einem häufig zu beobachtenden Tief stellen sich meistens doch Reife und Engagement ein", sagt Hickmann-Morell. Deshalb will sie auch weiterhin für Auszubildende kämpfen: "Die heutigen Azubis sind unsere Zukunft."

Gute Noten für betriebliche Berufsausbildung

Die aktuelle OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2010" stellt der betrieblichen Berufsbildung in Deutschland im Gegensatz zur Hochschulbildung ein gutes Zeugnis aus: "Sie ist weltweit anerkannt." Dies sei insbesondere auf das duale Ausbildungs­system zurückzuführen, das sowohl eine breite Basisqualifizierung als auch einen guten Übergang von Bildung in Beschäftigung erreicht.

Doch der gute Ruf reicht gegenwärtig nicht aus, um alle Ausbildungsplätze im Handwerk zu besetzen: Bundesweit sind nach Angaben des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks noch fast 10 000 Stellen frei. Das liegt vor allem an der sinkenden Zahl der Schulabgänger an allgemeinbildenden Schulen: Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben 2009 bundesweit 921 479 Schüler die allgemeinbildenden Schulen absolviert. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl um 35 128 verringert, allein in den neuen Ländern um 27 926.

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