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Hilfe, wie sehe ich denn aus?!

Gute Fotos: 5 große Irrtümer

Ein Foto muss her. Der Kopf des Chefs soll in die Zeitung, auf die Homepage, in die Werbung. Jetzt könnten Sie das Bild nehmen, dass Ihr Onkel neulich von Ihnen auf Omas Geburtstag geknipst hat. Aber Sie sollten vielleicht besser diesen Text lesen.

Der Tag wird kommen: Die Fachzeitschrift xy oder das Dingsenhausener Tageblatt wollen über Sie berichten. Auf Seite 1, richtig prominent, Ihr Konterfei soll den Text schmücken. Da haben Sie den Salat. Der Standort Ihres Betriebes ist 500 Kilometer von Dingsenhausen entfernt, der Redakteur mag oder kann Ihnen nicht extra einen Fotografen ins Haus schicken. Also fragt er: „Sie haben nicht zufällig ein Portrait von sich, als digitale Vorlage, in druckfähiger Auflösung?“

Ihre Antwort beginnt so: „Tja, da gibt es dieses Bild auf dem Geburtstag …“. Sie ahnen gar nicht, wie oft die handwerk.com-Redaktion diesen Satzanfang hört. Deshalb präsentieren wir ganz eigennützig: 5 Irrtümer, die verhindern, dass Sie so überzeugend rüberkommen, wie Sie sich selbst gerne sehen würden.

Irrtum 1: Professionelle Fotografen sind unbezahlbar.

Irrtum 1: Professionelle Fotografen sind unbezahlbar

Wir haben professionelle Fotografen im gesamten Bundesgebiet angerufen und die Frage der Fragen gestellt. Was kostet der Spaß? Die Befragten sind Unternehmer wie Sie, alle müssen Betriebskosten für Räume, Mitarbeiter und die Technik finanzieren. Das Ergebnis der Blitzumfrage: Für ein Imageportrait werden zwischen 90 und 120 Euro fällig.
 
Thomas Ahrendt ist Fotografenmeister in Köln. Die Bilder, die in seinem „Studio 157“ entstehen, signalisieren auf den ersten Blick: Der Mann weiß, wie’s geht (und das beweist auch ein Klick auf das Bild links).
  
Verkürzt besteht Ahrendts Dienstleistung aus drei Punkten:
- Zunächst klärt er, wie sein Kunde „rüberkommen“ will
- Er entwickelt eine Bildidee, formt das richtige Licht
- Er schießt ein Foto, das das gewünschte Image transportiert

Wie viel Zeit muss der Kunde dafür mitbringen? Ahrendt: „Für ein Imageportrait benötige ich zwischen einer halben und einer Stunde. Wobei sich die reine Fotografierzeit auf zehn Minuten beschränken kann.“
  
Irrtum 2: Bilder aus dem Passbildstudio „umme Ecke“ sind schon ok.

Irrtum 2: Bilder aus dem Passbildstudio sind schon ok

Natürlich sind Passbilder in Ordnung – für Pässe. Der Ablauf in vielen Passbildstudios ähnelt dem Ablauf in einem Passbildautomaten: Hinsetzen, abdrücken, zahlen (gut, beim Automaten zahlt man zuerst).

Das Problem: Wer weiß schon, wie er auf einem Bild gucken soll? Und welche Haltung den gewünschten Ausdruck unterstützt? Das wissen Profis wie Ahrendt. Den Unterschied zwischen einem Passbildstudio und seinem Angebot erklärt der Fotografenmeister mit dem Unterschied zwischen einem Werkvertrag und einem Werklieferungsvertrag.

Werkvertrag: Die Kamera wird nach einem Standard aufgestellt, ausgelöst – damit hat ein Passbildstudio seinen Werkvertrag erfüllt. Ahrendt: „Es besteht kein Anspruch auf eine spezielle Ausleuchtung, kein Anspruch auf einen bestimmen Ausdruck.“

Werklieferungsvertrag: Das Foto genügt Spezifikationen, die über den Werkvertrag hinausgehen. Entweder fühle sich der Kunde getroffen, sagt Ahrendt. Oder der Kunde habe einen Reklamationsgrund: „Hilfe, wie sehe ich denn aus?“
  
Irrtum 3: Mein Nachbar mit der Profi-Ausrüstung hat’s drauf.

Irrtum 3: Mein Nachbar mit der Profi-Ausrüstung hat’s drauf

Es gibt Menschen, die glauben, dass sie fotografieren können, weil sie die „Technik beherrschen“. Wenn diese beiden Worte gefallen sind: Weg da, Sie sollten fliehen, lassen Sie sich auf keinen Fall fotografieren – und lesen Sie noch einmal Irrtum 1.
  
Und klicken Sie einmal auf das Bild links. So hat Thomas Ahrendt einen der Handwerker unter seinen Kunden in Szene gesetzt: Zugewandt, offen, perfekt ausgeleuchtet.
  
Irrtum 4: Amateur-Fotografen haben’s grundsätzlich nicht drauf.

Irrtum 4: Amateur-Fotografen haben’s nicht drauf

Die Zahl der Amateurfotografen wächst. Und das gilt auch für die Zahl der sogenannten „ambitionierten Fotografen“. Das sind die Leute, die ihre Kameraausrüstung nicht nur kaufen, weil sie gerade kein anderes technisches Produkt gefunden haben, das ihren Konsumzwang befriedigt. Nein, ambitionierte Fotografen mögen tatsächlich die Fotografie. Im besten Fall sind sie sogar selbstkritisch. Sie üben, üben und üben. In Fotoforen tummeln sich Leute, die im Laufe der Jahre richtig gut werden.

Leider tummeln sich in Fotoforen auch Leute, deren Fähigkeiten derart unterirdisch sind, dass die Jahre des Übens verschwendet sind. Falls Sie also Ihren Nachbarn mit der schicken Fotoausrüstung fragen wollen, ob der Sie „nicht mal eben“ ablichten kann: Wissen Sie wirklich, zu welcher Gruppe der Amateurfotografen Ihr Nachbar gehört? Falls Sie gute Portraits von ihm gesehen haben: Prima, alles gut. Falls Sie aber nichts über seine Fähigkeiten wissen, sollten Sie – man ahnt es – noch einmal überdenken, was in Irrtum 1 steht. Wir reden hier über eine Investition in Ihr Image. Über eine 90 bis 120 Euro-Investition.
  
Irrtum 5: Kompaktknipsen sind für Portraits völlig in Ordnung.

Irrtum 5: Kompaktknipsen sind für Portraits in Ordnung

Einer der Gemeinplätze, die in Fotoforen wiedergekäut werden: „Die Technik ist irrelevant, es kommt darauf an, wer hinter der Kamera steht.“ Natürlich schießt ein guter Fotograf mit einer miesen Kamera Bilder, die vergleichsweise besser als das sind, was eine Fotoniete mit einer miesen Kamera zustande bringt. Auch mit der Lego-Cam oder einem iPhone.
Und Ihre digitale Kompaktkamera hat möglicherweise in einem Test einer Fotofachzeitschrift wahnsinnig gut abgeschnitten. Aber arbeitet in Ihrem Betrieb ein guter Fotograf? Sind Sie selbst ein guter Fotograf? Ist Ihre Sekretärin eine gute Fotografin? Darf man ja mal fragen.

Thomas Ahrendt vergleicht seine Arbeit mit der eines Dirigenten: „Wenn der keine Vorstellung davon hat, wie ein Musikstück klingen soll, können die Musiker noch so gut sein – das Ergebnis wird furchtbar sein.“ Ein guter Dirigent vermittele seinen Musikern, wie sie ein bestimmtes Gefühl erzeugen können. Gleiches gelte für die Kommunikation zwischen einem Fotografen und seinem Model: „Sonst kommt nie das Bild zustande, das ich meine – und das der Kunde in Auftrag gegeben hat.“

Eigentlich wollten wir an dieser Stelle eine Kurz-Anleitung präsentieren. So schießen Sie mit jeder Knipse erstklassige Bilder: Brennweite, Blende, Licht, Bildaufteilung, Haltung – ein blödsinniges Vorhaben. 90 bis 120 Euro! Vereinbaren Sie besser gleich morgen einen Termin bei einem Fotografen in Ihrer Nähe – dann sind Sie vorbereitet, falls wir oder andere Medienmenschen Sie demnächst anrufen.

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(sfk)

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