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8 Tipps, wie Sie Banker überzeugen

Umfinanzieren: So sichern Sie sich niedrige Zinsen

Ein Darlehen umfinanzieren? Um weniger Zinsen zu zahlen? Eine gute Idee – und mit diesen 8 Tipps überzeugen Sie auch Ihren Banker davon!

Ein altes, teures Darlehen durch ein neues, zinsgünstiges ablösen – machen die Banken da mit?

Tischlermeister Stephan Ankert aus Mühlen hat das geschafft. Erst hat er gerechnet, verglichen, geplant und dann mit seiner Bank gesprochen. Das Ergebnis: „Ich bin fünf Jahre eher komplett mit der Abzahlung fertig und habe mir für die nächsten zehn Jahre einen sehr günstigen Zins gesichert.“ Das schafft Sicherheit und finanziellen Spielraum für neue Investitionen. „Ein Zinssatz um die zwei Prozent bis 2023 – da können wir doch erst mal ganz entspannt in die Zukunft sehen.“

Ob eine Hausbank sich auf so eine Umfinanzierung einlässt, ist vor allem eine Frage guter Argumente, weiß Finanzierungsexperte Carl-Dietrich Sander vom KMU-Beraterverband. Hier seine Tipps, wie Sie richtig vorgehen.

1. Erst einmal rechnen, ob sich ein Wechsel lohnt!
Sie haben einen festen Zins vereinbart, der bis zu einem bestimmten Termin festgeschrieben ist?

Dann haben Sie während dieser Frist regulär keine Kündigungsmöglichkeit. Die Bank kann sich aber freiwillig auf eine Vertragsänderung einlassen.

Dann steht ihr jedoch eine Vorfälligkeitsentschädigung zu. Diese Entschädigung kann den Zinsvorteil erheblich schmälern, warnt Sander. „Da muss man sich den Vertrag genau ansehen und kalkulieren, ob es sich rechnet.“

Der Experte empfiehlt, die Vorfälligkeitsentschädigung mithilfe eines Beispielrechners im Internet (zum Beispiel bei interhyp.de) selber abzuschätzen.

„Das sind nur Tendenzaussagen, mit plus/minus 10 Prozent Toleranz. Aber wenn die Berechnung der Bank davon um 20 oder 30 Prozent abweicht, dann sollten Sie nachfassen.“

Wenn sich das rechnet, sollten Sie verhandeln!

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2. Versetzen Sie sich in den Banker!

„Weniger Zinsen“ und „knapp bei Kasse“ sind für Banker keine überzeugenden Argumente.

„Ohne gute Vorbereitung wird das nichts. Wer blauäugig zu seinem Banker geht und einfach nur mal nachfragt, wird nichts erreichen“, warnt der Experte, der früher selbst Banker war.

Sein Rat: Versetzen Sie sich in den Banker hinein: Warum sollte er sich auf eine Umfinanzierung einlassen? Was hat er davon? Was könnte ihn abhalten, was überzeugen?

Statt mit „Zinsen“, argumentieren Sie besser mit Tilgung, Plänen und soliden Zahlen.

3. Ein starkes Argument: schneller tilgen!
Was würden Ihnen der niedrigere Zinssatz bringen? Geht es Ihnen darum, Ihre monatlichen Belastungen zu senken?

Das ist für einen Banker nur im absoluten Liquiditätsengpass ein Argument. Im Gegenteil, warnt Sander: Beim typischen Annuitätendarlehen führt ein niedriger Zinssatz zu einer längeren Laufzeit. „Sie zahlen zwar geringere Raten, zahlen dafür aber sehr viel länger ab.“ Für die Bank bedeutet das: höheres Risiko. Darauf werde sich keine Bank einlassen. Sander empfiehlt, die Tilgung mithilfe eines Annuitätenrechners im Internet (zum Beispiel bei annuitaetenrechner.org) durchzurechnen.

Logische Konsequenz: Was Sie an Zinsen sparen, sollten Sie sofort wieder in die Tilgung stecken. Dadurch werden die laufenden Raten nicht kleiner – aber dafür verkürzen Sie die Laufzeit. Das bedeutet für den Banker „geringeres Risiko“. Ihr Vorteil: Sie sind Ihre Schulden eher los, Ihre Bonität verbessert sich ... Machen Sie den Vorschlag von sich aus – und warten Sie nicht, bis der Banker es anspricht.

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4. Ein Gesamtpaket im Blick

Die Bank erwartet kaufmännisches Denken. Daher empfiehlt Sander, sich nicht alleine auf die Umfinanzierung eines bestimmten Kredits zu konzentrieren: „Man sollte sich immer die gesamte Finanzierungsstruktur anschauen und möglichst gleich so umbauen, dass man ein paar Jahre etwas davon hat.“

Wie sieht es zum Beispiel mit dem Kontokorrent aus: Sind Sie ständig am Limit, dann wäre die Umwandlung in ein Darlehen günstiger. Haben Sie Investitionspläne? Wie wollen Sie die finanzieren? Wie sieht es mit Eigenkapital, Leasing, Factoring aus? Wenn Sie verschiedene Finanzierungsinstrumente sinnvoll nutzen und kombinieren, beweisen Sie kaufmännisches Denken.

5. Ein überzeugender Auftritt
Die Bank ist an stabilen Kunden interessiert, dann sind Verhandlungen für sie auch sinnvoll. Also legen Sie aktuelle Zahlen vor: den Jahresabschluss 2012, und eine BWA, die nicht älter als ein Monat sein sollte. Ebenso ist eine Prognose wichtig, wie es im laufenden Jahr voraussichtlich weitergeht. Das beeinflusst Ihr Rating bei der Bank – je besser dieses ist, desto stärker ist Ihre Verhandlungsposition.

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6. Einen Plan B im Kopf

Ebenso wichtig ist es, Alternativen zu haben. Sander: „Verhandlungen fallen leichter, wenn es noch eine zweite kreditgebende Bank gibt.“ Lehnt die Hausbank die Umfinanzierung eines Kontokorrents durch ein Darlehen ab und Sie gleichen den Kontokorrent durch ein Darlehen einer anderen Bank aus, dann stärkt das zumindest ihre Verhandlungsposition im nächsten Bankgespräch.

So hat auch Tischlermeister Stephan Ankert seine Bank überzeugt: Er ging schon mit dem Ziel „schneller tilgen“ in das Bankgespräch. „Von Umschuldung würde ich in so einem Gespräch nicht unbedingt reden.“ Und auch einen Plan B hatte er im Kopf: Der alte Kreditvertrag gab ihm die Möglichkeit, regelmäßige Sondertilgungen ohne Vorfälligkeitsentschädigung zu leisten. Nicht so günstig wie ein neuer Kredit, aber günstiger, als den Vertrag normal weiter zu bedienen. „Das haben wir dann durchgerechnet und dabei kam heraus, dass sich die Bank mit einem neuen Kredit zu niedrigen Zinsen kaum schlechterstellt.“

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7. KfW-Kredite überprüfen!

Völlig unkompliziert ist es, Förderdarlehen der KfW zu kündigen, berichtet Sander: „Alle Verträge in den Standardprogrammen, die vor Mai 2011 abgeschlossen wurden, können jederzeit ohne Vorfälligkeitsentschädigung zurückgezahlt werden.“

Allerdings kann man bei der KfW selbst nicht umfinanzieren. Wenn Sie jedoch Ihre Hausbank überzeugen, die Umfinanzierung zu übernehmen, profitieren Sie von den niedrigeren Zinsen, ohne mit der KfW über die Kündigung verhandeln zu müssen.

8. Variable Verzinsung? Vergleichen Sie!
Bisher war nur von Krediten mit festen Zinssätzen die Rede. Etwas anders sieht die Lage bei Darlehen mit variabler Verzinsung aus. Da kommt es nicht auf Umfinanzierung an, sondern auf angemessene Zinsen:

Hat ihr altes Darlehen eine variable Verzinsung, dann muss die Bank den Darlehenszins an Zinsänderungen am Markt anpassen.

Doch nicht jede Bank nimmt es damit so genau, vor allem dann nicht, wenn die Zinsen nach unten gehen – so wie in den letzten Jahren.

Prüfen Sie, ob Ihre Bank Ihre Zinsen angepasst hat. Wichtig dabei ist, an welchen sogenannten Referenzzinssatz ihr Darlehenszins laut Vertrag gekoppelt ist. Schauen Sie sich den Verlauf dieses Referenzzinssatzes über die Darlehenslaufzeit im Internet an – und vergleichen Sie den Verlauf Ihres Darlehenszinssatzes.

Die Bank hat nicht angepasst? Dann haben Sie schon einmal ein starkes Argument auf Ihrer Seite. Ihr Ziel in diesem Fall:

Mehr Infos zum Thema „Fast jeder zahlt zu hohe Zinsen“ lesen Sie hier.

Weitere Artikel zum Thema "Handwerk und Hausbank - Ihr Recht!" finden Sie hier.
(jw)

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