Viele Mittelständler zögern das unvermeidliche Ende zu lange hinaus. Niemand sollte warten, bis er ein Sozialfall ist, mahnt der Unternehmer und CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Rauen im Gespräch mit handwerk.com. Der Politiker weiß, wovon er spricht: Er wird seinen eigenen Baubetrieb zum 31. August stilllegen.
Damit gehört Rauen, der sich seit 1997 einen Namen als Bundesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU gemacht hat, zu den prominenten Opfern der Baukonjunktur. Doch obwohl die Perspektivlosigkeit im Baugewerbe grenzenlos sei, habe er sein Unternehmen in Salmtal bei Trier eigentlich umstrukturieren und an den Markt anpassen wollen.
Mit einem entsprechenden Apparat an Ingenieuren hatte sich Rauen auf Großprojekte spezialisiert beispielsweise im Brückenbau. Aufträge zu auskömmlichen Preisen gebe es in diesem Bereich schon lange nicht mehr. Die Arbeitsschutzgesetze in Deutschland ließen die Neuausrichtung aber nicht zu, verdeutlicht Rauen.
Ausgerechnet die richtig guten, älteren Mitarbeiter seien in der aktuellen Situation der Fluch des Unternehmers. 1,5 Millionen Euro hätte er allein für Abfindungen zahlen müssen, sagt der Bundespolitiker. Wäre die Umstrukturierung finanzierbar gewesen, hätten sich 40 seiner 72 Mitarbeiter den Weg zum Arbeitsamt ersparen können.
Mit der Entscheidung für die Betriebstilllegung habe er sich ein Jahr lang abgequält, sagt Rauen. "Schließlich hat unser Betrieb knapp 100 Jahre erfolgreich gearbeitet." Die Hoffnung, dass bessere Zeiten kommen und er seine Leute halten könne, habe ihn in den vergangenen fünf Jahren knapp 2,4 Millionen Euro gekostet: Man muss den richtigen Zeitpunkt finden. Immer mehr Unternehmer stellen auch noch ihre Lebensversicherung und die komplette Altersvorsorge ins Risiko. Das hat meinen Entschluss beschleunigt.
