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Foto: handwerk.com

Petition für ein faireres Gewährleistungsrecht

Raus aus der Haftungsfalle

Bei Materialmängeln müssen Handwerker die Aus- und Wiedereinbaukosten tragen und nicht die Hersteller. Das ist alles andere als fair. Die Initiative „Mit einer Stimme“ wehrt sich dagegen und plant eine Petition.

„Das kann einem schon den Puls in die Höhe treiben“, sagt Uwe Runge mit Blick auf die Haftungsfalle. Der Malermeister aus Magdeburg ist bereits diverse Male hineingetappt, viele andere Betriebe auch. Gemeint ist der Umstand, dass Handwerker an den Aus- und Wiedereinbaukosten für fehlerhaft geliefertes Material hängen bleiben. Mit anderen Worten: Der Hersteller liefert Murks, der Handwerker zahlt drauf. Der Bundesgerichtshof hat im April diesen Jahres abermals bestätigt, dass die Hersteller nur dann für diese Kosten aufkommen müssen, wenn ein Verbraucher das Material gekauft und selbst eingebaut oder einen Handwerker damit beauftragt hat.

Uwe Runge war schon mehrmals der Gelackmeierte. Einmal veränderte sich die Farbe, nachdem er die Fassade eines Einfamilienhauses gestrichen hatte. Das Rot bekam einen weißen Schleier, weil die Farbe nicht in Ordnung war. Nachdem der Hausbesitzer das bemängelt hatte, musste er das gesamte Haus wieder einrüsten und neu streichen – auf eigene Kosten. „Der Hersteller hat die Reklamation zunächst grundsätzlich abgelehnt und dann nach längerer Diskussion die Farbe zur Verfügung gestellt“, erzählt er. Angesichts des hohen Personalkostenanteils stellt die aktuelle Gesetzeslage eine reelle Gefahr dar: „Für Handwerksbetriebe kann das existenzbedrohend sein“, warnt Runge.

Deshalb unterstützt der Unternehmer die Initiative „Mit einer Stimme“, die sich das Ziel gesetzt hat, die Gesetzeslücke zu schließen. Federführend mit dabei sind unter anderem der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik und der Bundesverband Farbe Gestaltung und Bautenschutz für die Maler.

Lesen Sie auf Seite 2, wie Sie bei der Petition mitmachen können.

50.000 Unterstützer sind erforderlich

Voraussichtlich im Frühjahr 2015 wollen die Initiatoren eine Online-Petition auf den Weg bringen, damit sich der Deutsche Bundestag mit dem Thema beschäftigt. Dafür müssen sie mindestens 50.000 Unterschriften zusammenbekommen. Wer sich als Unterstützer auf der Website www.miteinerstimme.org registriert, wird per eMail laufend über neue Entwicklungen und den Start der Petition informiert.

Die Initiative richtet sich an sämtliche Gewerke: „Immer mehr Verbände kommen auf uns zu, um sich zu beteiligen und das Thema noch stärker bekannt zu machen“, sagt Peter Fendt vom Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik. Der Bundesinnungsmeister kennt die Problematik aus seiner Arbeit als Sachverständiger. Die Kosten können ihm zufolge bis in den sechsstelligen Bereich klettern, wenn die Betriebe zum Beispiel Parkett neu verlegen und dafür Schränke und ganze Küchenzeilen wieder entfernen müssen.

Uwe Runge weiß auch von Fällen zu berichten, in denen sich Hersteller freiwillig an den Aus- und Wiedereinbaukosten für ihre fehlerbehafteten Produkte beteiligt haben. Es komme halt auf das Verhältnis an und auf die Verhandlungsmacht des Handwerksbetriebes. Verlassen kann und will er sich darauf aber nicht. Deshalb setzt er sich für ein faireres Gewährleistungsrecht ein. „Das sind schließlich Schäden, die wir nicht verursacht haben“, sagt der Magdeburger. „Die Hersteller müssen dafür genauso haften wie wir für unsere Arbeit – und das auch mit den gleichen Laufzeiten.“

Alle Bürger haben die Möglichkeit, sich mit Bitten oder Beschwerden an den Deutschen Bundestag zu wenden. Genauere Informationen zu Online-Petitionen und zum Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages finden Sie hier:

https://epetitionen.bundestag.de/
http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse18/a02/

(afu)

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