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Fahrsicherheit

Slalom in Stöckelschuhen

Warum Hütchen beim Fahrsicherheitstraining nicht stehen bleiben. Eine Fallstudie.

Von Manfred Fischer

Keine Delle, kein Kratzer, nicht mal ein Fleck. Es sind fast nagelneue Mercedes-Transporter, die da im Sonnenlicht funkeln. Und die sollen jetzt hart rangenommen werden? Darf man das wirklich? Man darf: Die Vito- und Viano-Modelle kommen heute in extreme Situationen, sagt Cheftrainer Fritz Hirschberger. Er grient.

Steffi lächelt zurück. Sie ist die jüngste Teilnehmerin des Fahrsicherheitstrainings von Mercedes-Benz und wirkt überhaupt nicht nervös. Gut ein Dutzend Frauen und Männer sind auf das ADAC-Gelände in Augsburg gekommen. Und die meisten scheinen sich zu fragen, was Hirschberger, mit extrem meint. Der aber hält sich bedeckt. Immerhin, er teilt Walkie-Talkies aus. Und bevor er seine Schüler auf die Teststrecke schickt, verspricht er noch: Die Autos helfen ihnen.

Die junge Dame hat da ihre Zweifel. ESP, ABS, BAS und was sonst noch so an Sicherheitstechnik in den Karossen steckt ("Dynamische Helfer"), interessiert sie erstmal herzlich wenig. Sie vertraut lieber auf ihr Gefühl. Was sich beim Einfahren als ziemlich gut herausstellt. Später nutzt sie die Technik intuitiv. Dennoch bleiben ihr wie allen anderen oft nur zwei Möglichkeiten: Hütchen oder Wasser?

Hütchen

Erste Station. Ein fieser Slalom. Die rechte Seite der Piste ist trocken, die linke naß. Steffi macht das geschickt. Sie fährt die Hütchen eng an, der Vito folgt artig. Doch im dritten Durchgang steigt sie zu viel auf Gas und übersteuert. Zweimal kriegt sie gerade noch die Kurve, dann fällt das erste Hütchen. Weitere Durchgänge folgen, der Hütchenkurs lichtet sich. Schließlich ruft das Walkie-Talkie Steffi und die anderen Teilnehmer zu einer Lektion. Thema: Die Sitzposition. Arme und Beine sollten sie nicht durchstrecken können, die Rückenlehne muss möglichst aufrecht stehen, stellt der Trainer an der Station klar. Sonst, so erklärt er, drückt sich der Fahrer in heiklen Situationen zu weit nach hinten und verliert die Kontrolle über das Lenkrad. Steffi hört konzentriert zu.

Wasser

Zweite Station. Ein Slalom zwischen drei Wasserwänden. Die Fahrbahn ist spiegelglatt. Tempo 25, Steffis Vito bleibt fast trocken. Tempo 40, ein paar Spritzer von der zweiten Fontäne. Steffi macht ihre Sache gut, besser als der Vordermann und viel besser als der Hintermann, der eine Breitseite abbekommt. Was sie jetzt merkt: Das Auto hilft tatsächlich. Bei den nächsten Durchgängen allerdings reicht die Hilfe nicht aus. Eine Bodenplatte bringt die Transporter vor der ersten Wasserwand zum Schleudern. "In unserem Job muss man fies sein und das jeden Tag beweisen", kommentiert Cheftrainer Hirschberger die Pirouetten, die seine Schützlinge drehen. Auch Steffi schafft es nicht, schnell genug gegenzulenken. Ihr Vito dreht sich jedesmal um 180 Grad rauscht mit dem Heck voraus ins Wasser. Das ESP ist machtlos, weil es über die Lenkung erfahren müsste, wie es helfen kann. Das ist kein Haltrad, sondern ein Steuerrad, trompetet das Walkie-Talkie.

Hütchen, Wasser und ein Versprechen

Dritte Station. Vollbremsung. Viele haben beim ersten Mal Skrupel. Steffi kennt keine Gnade. Mit ihren Stöckelschuhen steigt sie voll in die Eisen bei 50, 60 und 70 km/h. Die Trainer schmunzeln, sind aber zufrieden. Erst als sie bremsen und gleichzeitig um ein Hindernis herumlenken soll, gerät sie wieder ins Schwimmen. Hirschberger bläut den Trainingsteilnehmern ein: "Nie das Hindernis anstarren, sie fahren immer da hin, wo sie hinschauen." Und: "Der Bremsassistent hilft ihnen nur so gut, wie sie ihn lassen."

Steffi gibt sich Mühe, doch so ganz will sich das Gefühl für die Technik noch nicht einstellen. Ihre Bilanz: Zwei Hütchen, eine Volldusche für den Vito und das Versprechen: So ein Fahrertraining mache ich nochmal mit meinem Privatauto.

Dynamische Helfer

In den Transportern von Mercedes-Benz stecken zwei ausgefeilte Sicherheitssysteme: ESP und BAS. ESP steht für elektronisches Stabiliätsprogramm. Es verhindert, dass das Auto ins Schleudern gerät. Die Technik prüft permanent, ob Fahrer und Auto im Einklang sind. Es checkt, wo der Fahrer hinlenkt, und vergleicht die Richtung mit Daten aus dem Antriebs- und Bremssystem. Weichen Fahrerwunsch und Fahrzustand zu stark ab, greift das ESP ein.

Der Bremsassistent (BAS) verringert den Pedaldruck, der notwenig ist, um im Notfall eine Vollbremsung hinzulegen. Was er tun muss, leitet der Assistent daraus ab, wie schnell das Bremspedal niedergedrückt wird.

ESP und BAS Fahrdynamikregelsysteme helfen einem immer nur so gut, wie man sie lässt. Entscheidend sind das Lenk- und Bremsverhalten des Fahrers. Man muss lernen, die Technik zu nutzen, betont Sicherheitstrainer Fritz Hirschberger. Und dann? Dann immer so fahren, dass man das ESP nie braucht.

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