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Management

Standortwahl mit Hindernissen

Wo liegt der perfekte Ort, um sich beruflich niederzulassen? Wer sich nicht richtig informiert, muss mit Folgekosten rechnen.

von Jörg Wiebking

Wenn Sigrid Fieweger (42) im Internet Material bestellen will, steigt sie erst einmal in ihr Auto. Dann fährt sie die zehn Kilometer von ihrem Betrieb im Gewerbegebiet Etzhorn (Oldenburg) ins ländliche Ammerland, wo sie wohnt. Denn daheim verfügt sie über eine Technik, die sie in der Elektro Berger GmbH vermisst: DSL. Breitbandanschlüsse für das Internet gibt es in Etzhorn einfach nicht. Ich muss immer wieder zwischendurch nach Hause, wenn ich etwas Wichtiges versenden will, berichtet die Kauffrau.

Auch ihr Mann, Elektromeister Michael Fieweger, Geschäftsführer des Betriebs, ist regelmäßig auf Achse, vor allem, wenn er größere Dateien versenden will, zum Beispiel Aufnahmen unserer Wärmebildkamera. Als die Experten für EDV-Installationen und Alarmanlagen vor zwei Jahren mit dem Betrieb in das Gewerbegebiet umzogen, sind wir nicht auf die Idee gekommen, dass es hier kein DSL geben könnte in einem neuen Gewerbegebiet, sagt die Unternehmerehefrau.

Alles überprüfen!

Für Peter Parnicke von der Handwerkskammer Oldenburg gehört das DSL-Problem zu den typischen Risiken, die sich für Betriebe bei der Wahl des Standorts ergeben. Man darf nicht von irgend etwas ausgehen, man muss wirklich alles immer prüfen.

Standortfaktoren rastern!

Unternehmern auf der Suche nach einem neuen Standort empfiehlt Parnicke, sich zunächst ein Raster anzulegen. Da gehören alle für den Betrieb wichtigen Standortfaktoren hinein. Die Faktoren (siehe Checkliste) können allerdings von Betrieb zu Betrieb variieren. Für die einen ist eine gute Verkehrsanbindung wichtig, um schnell Kunden erreichen zu können, für andere sind Laufkundschaft und ein großes Kundenpotenzial in unmittelbarer Nähe viel wichtiger. Mögliche Standorte sollte man dann in dem Raster miteinander vergleichen und Punkte vergeben, je nachdem wie wichtig ein Faktor ist und wie gut ausgeprägt dieser Faktor ist.

Folgekosten beachten!

Zudem rät Parnicke, bei der Entscheidung Folgekosten zu beachten. Wer sich alleine nach den Quadratmeterpreisen richtet, übersehe zum Beispiel, dass in einer Randlage erheblich mehr Marketingaufwand erforderlich sei, um die Kunden überhaupt dorthin zu locken. Und das sind Kosten, die dann immer wieder anfallen, Jahr für Jahr.

Übrigens: DSL ist nach Angaben der Telekom in 91 Prozent des Bundesgebietes verfügbar. Etzhorn gehört nicht dazu. Da haben wir Glasfaserkabel verlegt, die sind nicht für DSL geeignet sind, erklärt eine Telekomsprecherin. Die Telekom sei nicht verpflichtet, DSL flächendeckend anzubieten, das sei wahnsinnig kostenintensiv. Unter der Hotline-Nummer 0800-3301300 gebe es Auskunft darüber, wo DSL vorhanden ist.

Standortwahl: Faktoren abwägen

Finanzen: Quadratmeter-Preise sind ein wichtiger Faktor für die Entscheidung über einen Standort. Hinzu kommen unterschiedliche Steuersätze, vor allem Gewerbe- und Grundsteuern.

Chance: Gibt es eine aktive Wirtschaftsförderung? Kommunen lassen oft mit sich handeln und machen vieles möglich.

Verkehrsanbindung: Ob Materiallieferungen, Kundenbesuche oder Einsätze im Außendienst: Für die meisten Gewerke spielt eine gute Verkehrsanbindung heute eine sehr große Rolle.

Risiko: Zu weit sollten die Wege zu den Kunden angesichts der anhaltend hohen Energiepreise allerdings nicht sein.

Marktlage: Kundenpotenzial und Konkurrenz sind für viele Unternehmen die wichtigsten Standortfaktoren. Wer sein Umsatzpotenzial richtig einschätzen will, kann sich Daten vom Einwohnermeldamt besorgen und mit Branchendaten zum Beispiel von den Fachverbänden abgleichen. So lässt sich einfach ermitteln, wie viel Umsatz am Standort zu machen wäre und wie viele Konkurrenten der Standort verträgt.

Risiko: Diese Analyse kann nicht verraten, ob nicht morgen ein weiterer Konkurrent nebenan eröffnet.

Synergieeffekte: Wer sich in einem Gewerbegebiet ansiedelt, kann von Synergieeffekten profitieren, zum Beispiel von der Laufkundschaft anderer Betriebe oder von Kooperationsmöglichkeiten.

Risiko: In neuen Gewerbegebieten kann es sehr lange dauern, bis sich weitere Betriebe ansiedeln.

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