Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Branche mit stürmischer Zukunft

Windkraft: Branche mit stürmischer Zukunft

Unangenehmes Brummen, Schlagschatten, zerstörtes Landschaftsbild – selbst unter Umweltschützern sind Windkraftanlagen nicht unumstritten. Die Zukunft der Windkraft sehen Branchenkenner deshalb dort, wo sie keinen Menschen stört: auf hoher See.

Unangenehmes Brummen, Schlagschatten, zerstörtes Landschaftsbild selbst unter Umweltschützern sind Windkraftanlagen nicht unumstritten. Die Zukunft der Windkraft sehen Branchenkenner deshalb dort, wo sie keinen Menschen stört: auf hoher See.

Weltweit gibt es derzeit neun der so genannten Offshore-Windparks. Jeweils drei stehen vor den Küsten Dänemarks und Schwedens, zwei vor der niederländischen, einer vor der englischen Küste. Der erste deutsche Windpark der Multi-Megawatt-Klasse wird voraussichtlich 2003 von der Prokon Nord GmbH 45 Kilometer nördlich von Borkum gebaut. Dabei soll es nicht bleiben.

Mit der Strategie der Bundesregierung zur Windenergienutzung auf hoher See will Bundesumweltminister Jürgen Trittin den Anteil der Windenergie am Stromverbrauch in Deutschland auf ein Viertel steigern. Das Ziel: die Planungs- und Rechtssicherheit für Investoren.

Eher zurückhaltend in Sachen Off-shore zeigt sich der niedersächsische Windkraftspezialist Enercon. Es gibt noch viele ungeklärte Faktoren, sagt Volker Kendziorra, Geschäftsführer der Enercon Service GmbH. Ein Beispiel: Ein Fünf-Megawatt-Windpark würde aus rund 500 Anlagen bestehen. Bei Störungen seien die finanziellen Verluste schnell erheblich.

Die Schlussfolgerung: Für den Fall der Fälle müssten Mitarbeiter 30 bis 40 Kilometer vor der Nordseeküste wie auf einer Ölplattform leben. Was ist bei Sturm? Wie komme ich an die Anlagen heran, wenn die Wellen fünf Meter hoch sind?, lauten die bislang noch unbeantworteten Fragen aus Kendziorras Sicht.

Und dennoch: Die Chancen für Trittins Vorhaben stehen nicht schlecht. Schon heute liegen dem Bundesamt für Seeschifffahrt 29 Bauanträge für Offshore-Windparks vor.

Rückenwind für Arbeitsplätze

Die Windkraft entwickelt sich zum Job-Motor. Allein der Niedersächsische Anlagenbauer Enercon hat im vergangenen Jahr

120 neue Arbeitsplätze für Handwerker geschaffen.

2001 war ein Rekordjahr für die Branche, die den Wind einfängt. Bundesweit wurden 2079 Windräder mit einer Gesamtleistung von 2659 Megawatt neu errichtet. Die Zuwachsrate ist gegenüber 2000 um sage und schreibe 60 Prozent gestiegen, sagt Dr. Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE).

Nach BWE-Angaben beschäftigt die Windkraft derzeit 35 000 Menschen in Deutschland, davon sei ein Fünftel im vergangenen Jahr eingestellt worden. Ahmels Prophezeihung: Im Gleichschritt mit dem weiter wachsenden Anteil der Windkraft am gesamten Energieverbrauch wird gerade auf Handwerker in den

nächsten Jahren noch eine Menge Arbeit zukommen. Fachkräfte seien überall dort gefragt, wo Windräder stehen.

Und das ist vor allem in Norddeutschland der Fall. Bei der regionalen Verteilung der Windkraft-Leis-tung bleibt Niedersachsen laut BWE mit knapp 670 Megawatt neu installierter Leistung im Jahr 2001 das Windland Nummer eins. Zwischen Harz und Nordsee drehten sich Ende Dezember 3051 Anlagen. Die Windkraft kann damit mittlerweile fast zehn Prozent des niedersächsischen Strombedarfs decken.

Den größten Windstrom-Anteil gibt es bundesweit in Schleswig-Holstein: Dort produzieren 2351 Anlagen stolze 28 Prozent des gesamten Strombedarfs. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern mit rund 21 Prozent und Sachsen-Anhalt mit über elf Prozent. Im Bundesdurchschnitt deckt die Windkraft knapp 3,5 Prozent des Stromverbrauchs. Ahmels: Noch vor wenigen Jahren haben Kritiker es nicht für möglich gehalten, dass es einen ernsthaften Anteil geben könnte.

Vier Handwerker kümmern sich um eine Servicestation

Für jeweils 40 bis 50 Anlagen errichtet der niedersächsische Hersteller Enercon eine Servicestation, die wir in der Regel mit zwei Elektrikern und zwei Mechanikern aus der Region besetzen, darauf legen wir wert, sagt Volker Kendziorra, Geschäftsführer der Enercon Service GmbH. Da es den Ausbildungsberuf des Windenergieanlagen-Elektronikers noch nicht gebe, baut Kendziorra auf verwandte Berufe: Energieanlagenelektroniker, Radio- und Fernsehtechniker, Elektroinstallateure.

120 Arbeitsplätze im Service- und Wartungsbereich hat der Branchenriese im vergangenen Jahr geschaffen. Kendziorra: Die Stellen sind langfristig angelegt, schließlich sollen die Anlagen 20 Jahre lang Strom produzieren. Die ostfriesischen Windkraftspezialisten gehen davon aus, dass sie bis 2006 jährlich rund 100 Handwerker einstellen werden. Was dann komme, sei von den Vorgaben seitens der Politik abhängig.

Den Schub der Windkraft in Deutschland verdeutlicht auch der internationale Vergleich. Die neuen Anlagen in Deutschland haben an der weltweiten Zuwachsrate einen Anteil von 50 Prozent.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz machts möglich

Der Grund für die ungewöhnlich hohen Zahlen aus Sicht von BWE-Präsident Ahmels: Die vorbildlichen Förderbedingungen. Die Energieversorger in Deutschland müssen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) jede Kilowattstunde, die aus einer regenerativen Quelle stammt, in ihr eigenes Netz einspeisen und zu einem Mindestsatz vergüten. Die Kosten werden bundesweit auf alle Netzbetreiber umgelegt, so dass auch ausländische Stromanbieter an der EEG-Finanzierung beteiligt sind. Das deutsche System hat sich bewährt, meint Ahmels.

Ob die Bedingungen mittelfristig so bleiben werden, ist nicht zuletzt von der bevorstehenden Bundestagswahl abhängig, denn die energiepolitische Ausrichtung gehört zu den eindeutigsten Streitpunkten zwischen Regierung und Opposition.

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Im Jahr 2000 hat Peter Brümmer sich selbstständig gemacht. Heute zählt sein Unternehmen 40 Mitarbeitende. 

Strategie

Ergonomie aus Überzeugung: Für Gesundheit und Effizienz

Seit der Gründung hat Peter Brümmer seine Tischlerei kontinuierlich weiterentwickelt. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Thema Ergonomie.

    • Strategie
Hochglanzoberflächen sind eine Spezialität der Tischlerei Brümmer. Dazu braucht es neben Knowhow auch leistungsfähige Technik. 

Holzhelden

Veredeln bis es spiegelt  

Peter Brümmer hat sich von der Bautischlerei ins Premiumsegment gearbeitet. Eine Spezialität seines Betriebs sind Hochglanz-Finishes. Die realisiert er mit einem handlichen Farbspritzgerät.

    • Holzhelden
Das Dachdeckerhandwerk gehört zu den Gewerken, die zum 1. Januar 2024 den Branchenmindestlohn anheben.

Politik und Gesellschaft

Branchenmindestlöhne: Das gilt 2024 im Handwerk

2024 steigt nicht nur der gesetzliche Mindestlohn, in 6 Gewerken wird in diesem Jahr der Branchenmindestlohn angehoben.

    • Politik und Gesellschaft
Ob Dachdeckerhandwerk, Elektrohandwerke oder Schornsteinfegerhandwerk. In einigen Gewerken steigen 2023 die Branchenmindestlöhne.

Politik und Gesellschaft

Branchenmindestlöhne: Das gilt 2023 im Handwerk

In vier Gewerken sind die Lohnuntergrenzen 2023 bereits gestiegen. Anfang Oktober zieht das Gerüstbauerhandwerk nun nach und erhöht den Mindestlohn um 75 Cent pro Stunde.

    • Politik und Gesellschaft