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Fahrverbote

Ärgernis Umweltzone

Während in Osnabrück im nächsten Jahr die Umweltzone erst eingerichtet wird, haben Betriebe in Hannover und anderen Städten mit verschärften Auflagen zu kämpfen. Selbst Ausnahmeregelungen sind nicht immer klar definiert. Das Handwerk ist verärgert.

von Martina Jahn

Einen neuen Transporter hat Rainer Goldlücke schon gekauft. Eigentlich müsste er drei seiner neun Fahrzeuge bis zu Beginn des neuen Jahres austauschen. Denn dann tritt in Osnabrück die Umweltzone in Kraft. „Finanziell ist das aber nicht drin. Wir wissen gar nicht, was in den kommenden Monaten passiert“, sagt der Chef des SHK-Betriebs Müller in Lotte. Die meisten seiner Kunden sitzen in der Osnabrücker Altstadt. Ab 4. Januar darf er nur noch mit plakettierten Fahrzeugen dort einfahren. Problem für Goldlücke: Er kann einen Teil des Fuhrparks nicht mit Dieselpartikelfiltern nachrüsten und erhält keine Plakette.

So wie Goldlücke wird es laut einer Umfrage der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland vielen Betrieben ergehen. Betroffen seien besonders Diejenigen, die ihren Fuhrpark erst kürzlich mit nicht nachrüstbaren Fahrzeugen erneuert haben, sagt Peter Voss, Präsident der Kammer. Unternehmer könnten zwar Ausnahmegenehmigungen beantragen, aber „allein die werden kapitalintensive Investitionen in Auf- und Ausbauten der Werkstattwagen nicht verhindern können“, gibt Voss zu bedenken.

Beispiel Hannover
Dort dürfen ab Januar nur noch Fahrzeuge mit grünen Plaketten in die Umweltzone. „70 Prozent der Betriebe sind mit ihrem Fuhrpark darauf noch nicht eingestellt“, sagt Dietmar Rokahr, Leiter der Wirtschaftsförderung der Handwerkskammer Hannover. Er verweist zwar auf die Ausnahmeregelungen, die das Handwerk im Gespräch mit der Stadt erzielt habe: „Wer ein Nutzfahrzeug mit gelber Plakette hat, das nicht nachrüstbar ist, kann sich das in einer Werkstatt bescheinigen lassen.“

Die zweite Regelung: „Wer wirtschaftlich nicht in der Lage ist, seinen Fuhrpark auf umweltfreundliche Fahrzeuge umzurüsten, kann mit einer Bescheinigung des Steuerberaters eine Ausnahmegenehmigung beantragen“, erklärt Rokahr. Die Grundbedingung dafür ist auch, dass die Fahrzeuge nicht nachrüstbar sind. Problem aus Sicht des Experten: „Es ist nicht klar festgelegt, was ,wirtschaftlich nicht in der Lage‘ bedeutet“. Der Ermessungsspielraum könne zu Lasten der Betriebe gehen, sagt Rokahr.

Mit ähnlichen Problemen sind Berliner Betriebe konfrontiert. Dort dürfen ab Januar auch nur noch Fahrzeuge mit grünen Plaketten in die Umweltzone. Wer nicht nachrüsten kann, muss eine entsprechende Bescheinigung vorlegen und darf gegen ein Entgelt von 30 Euro ein Jahr weiterfahren – auch mit gelber Plakette. "Wir erhalten immer wieder Anrufe von Betrieben, die keine Bescheinigung bekommen, obwohl sie keine Filter kaufen können", sagt Dr. Martin Peters, Umweltexperte der Handwerkskammer Berlin. Die Unternehmer hätten das Nachsehen, nur weil die Listen bei den zuständigen Stellen nicht stimmen, berichtet Peters. Ein weiterer Kritikpunkt: "Wieso bekommen Pkw eine Filterförderung und die leichten Nutzfahrzeuge nicht?“"

Das fragt sich auch SHK-Meister Goldlücke. Er hat aus der Notwendigkeit der Erneuerung eine Marketingstrategie entwickelt. "Wenn möglich wollen wir bivalente Fahrzeuge kaufen und den Umweltgedanken in unserem Marketing gezielt einsetzen", berichtet der Chef von 14 Mitarbeitern. Er habe auch schon mit Kollegen anderer Gewerke gesprochen, die auch in Erdgasfahrzeuge investieren wollen. "Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass wir auch eine Tankstelle in der Nähe haben."

Lesen Sie auf der nächsten Seite, in welchen Städten ab 2010 weitere Fahrverbote geplant sind.

Neue Umweltzonen im Überblick

Neben dem Start der Umweltzone in Osnabrück am 4. Januar werden ab 1. Januar 2010 in folgenden Städten Umweltzonen in Kraft treten: In Münster, Bonn, Heidelberg, Pfinztal und in Freiburg.

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