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Foto: handwerk.com

Pfiffi im Büro

Chef mit Hund: Kläfferei oder kluges Gespann?

Hoher Blutdruck, Dauerärger, zu wenig frische Luft. Das sind die typischen Berufsrisiken von Chefs im Handwerk. Tierliebe Handwerkschefs steuern gegen und schreiten mit einem loyalen Partner durchs Berufsleben. Ihrem Hund!

Handwerskchef Lutz Oeltjen mit Bürohund Aika
Oeltjen und Aika

Stressforschung und Tierhaltung. Das passt zusammen, ist sich der Psychologe Prof. Dr. Reinhold Bergler sicher. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Stressforschung und Beziehungen zwischen Mensch und Haustier. Ein Hauptergebnis seiner Forschungen: Funktioniert die Partnerbeziehung zwischen Halter und Hund, wirkt sich das positiv auf die Gesundheit und das Stressempfinden des Halters aus. Voraussetzungen sind eine artgerechte Hundehaltung und dass der Chef nicht in Versuchung kommt, seinen Pfiffi weiterzudelegieren.

Wie Hunde die Stressbilanz Ihres Halters aufbessern - 7 Argumente für Chefhunde

"Das, was uns am meisten belastet im Leben sind Alltagsdinge, die immer wiederkehren, die uns ärgern, die wir aber nicht ändern können", stellt Bergler fest. Sie haben einen größeren Einfluss auf unsere Gesamtzufriedenheit als große, einmalige Schicksalsschläge, mit denen wir umzugehen lernen. Ein Hund als ständiger Begleiter kann dazu führen, dass am Ende eines Tages die Bilanz zwischen Alltagsfreuden und Alltagsärgernissen einfach besser aussieht.

1. Ein Hund macht Freude

Schon durch seine bloße Anwesenheit sorgt ein Hund für Alltagsfreuden. Bestes Beispiel: Schwanzwedeln, wenn der Chef ins Büro kommt.

2. Positive Grundhaltung

Launen wie bei uns Menschen gibt es bei Hunden nicht, stellt Bergler klar. So ist ein Hund niemals aus unerfindlichen Gründen schlecht drauf. Darüber hinaus sind Hunde in der Regel großzügig, was die Launen ihrer Halter angeht. Diese angenehme Grundhaltung färbt auf den Chef ab. Ein Hund, der friedlich unter dem Schreibtisch liegt, strahlt eine gewisse Ruhe aus, die auf sein Umfeld beruhigend wirkt. Ein Effekt, der bei Schulklassen inzwischen gut erforscht ist.

3. Loyale Gesellschaft im Büro

Chefs sitzen alleine im Büro, umgeben von Problemen, die zu lösen sind. Hunde machen auf uns Menschen den Eindruck, uns bestens zu verstehen. Selbst wenn diese Interpretation eine unzulässige Vermenschlichung darstellt, ist die Wirkung doch enorm. Ein Forschungsbeispiel: Hochzufriedene Senioren, die ihren Hunden aus der Zeitung vorlesen.

Handwerkschef Lutz Oeltjen tauscht sich über knifflige Kundengespräche eher mit seiner Frau aus und lässt Hündin Aika da aus dem Spiel. Dennoch bestätigt er: "Wenn die so den Kopf schief legt oder ihn mir aufs Knie legt, fühlt man sich schon verstanden." Außerdem liegt auf der Hand: Hunde verpetzen nichts.













4. Keine Chance für trübe Gedankenschleifen

Hunde folgen ihren Bedürfnissen. Und: "Wer einen Hund hat, kann sich nicht dauerhaft ärgern, weil er abgelenkt wird", sagt Bergler. Dadurch, dass ein Hund selbst Aufmerksamkeit fordert, verhindert er, dass wir Ärger in uns hineinfressen oder uns lange in etwas Unangenehmes hineinsteigern. Wenn auf den Ärger über eine unbezahlte Rechnung ein kurzer Spaziergang folgt, sieht die Welt danach wieder besser aus.

5. Frischluft für Hundehalter

Guter Kreislauf, starkes Immunsystem. Davon profitieren vor allem Hundehalter, die den Gang mit dem Hund als Chefsache ansehen. "Ich habe so Pausen an der frischen Luft, die ich mir sonst wahrscheinlich nicht gönnen würde", sagt Elektromeister Oeltjen, der tagsüber öfter mit seiner Aika durch den Garten streift und abends eine Stunde Rad fährt.

6. Gesellige Momente außerhalb des Büros

Beim Spaziergang sorgen Hunde oft für soziale Kontakte. So kommt es zu weiteren positiven Alltagserlebnissen außerhalb der Arbeit. Man spricht über Hunde, hält freundlichen Smalltalk. Das sorgt einerseits für Abstand und wertet andererseits die Tagesbilanz von Alltagsfreuden und Alltagsärgernissen auf.

7. Hunde machen sympathisch

Wer eine gute Beziehung zu seinem Hund pflegt, zeigt sich seiner Umwelt auch von einer angenehmen menschlichen Seite. In Studien erzielten Frauen mit Hund deutliche höher Sympathiewerte als Frauen ohne Hund. In Bezug auf Chefs mit Hund im Büro sagt Bergler: "Ein folgsamer Hund flößt durchaus Respekt für seinen Halter ein." Lutz Oeltjen bestätigt: "Man wechselt mit Geschäftspartnern viel schneller auf private Themen, das verbindet."

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Vorsicht vor dem Hunde – Achtung bissiger Chef

So klar die Vorteile einer funktionierenden Chef-Hund-Beziehung auf der Hand liegen, so sehr kann sie auch schiefgehen. Bergler warnt davor, dass ein Drittel aller Hundehalter nicht dazu in der Lage sind, ihr Tier artgerecht zu halten. Damit scheidet das Privileg Bürohund schon für viele Chefs im Handwerk aus.

Für alle anderen Hundehalter stellt der Wissenschaftler ein paar Grundregeln auf. Denn bei etwa 5 Millionen Hunden in Deutschland ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Kunden keinen Hund hat. Viele werden sich aber über Hundehaufen auf Bürgersteigen aufregen. Und so kann ein Hund schnell ein Geschäft vermasseln.

Kleiner Knigge für Bürohunde

Geschäftstermine: Bei Außenterminen rät Bergler zu Zurückhaltung. "Ich würde meinen Hund nur auf Einladung des Kunden mitnehmen und bei kurzen Terminen im Auto lassen. Das gebietet die Höflichkeit."

Erziehung: Hunde, die Kunden anspringen oder verbellen sind tabu. Wer weder Zeit noch Muße für die Erziehung seines Hundes hat, sollte es bleiben lassen.

Sympathiekiller: Wer seinen Hund barsch angeht oder gar schlägt, kann damit rechnen, dass man ihm als Mensch das Schlechteste zutraut.

(kö)

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