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Praxisbericht

Corona: Tipps, wie Betriebe den Totalausfall vermeiden können

Fast die ganze Belegschaft von Unternehmer Benjamin Elsen musste in Quarantäne, das ging an die Substanz. Nun gibt er Kollegen Tipps, wie sie einen Totalausfall vermeiden können.

Auf einen Blick:

  • Von einem auf den anderen Tag müssen neun von zehn Monteure in Quarantäne. Auch der Chef muss zuhause bleiben, kann aber durch eine Sondergenehmigung das Wichtigste im Büro erledigen.
  • So geschehen im Betrieb von Benjamin Elsen im ostfriesischen Moormerland. Zwei Wochen lang ging dort nur das Nötigste. Nur ein Monteur war auf Baustellen unterwegs.
  • Eine Grenzerfahrung für das gesamte Team von Elsco Haustechnik. Der Unternehmer hat aus dem Vorfall gelernt und gibt anderen Betrieben Tipps, wie sie sich besser schützen.

Seit dem 10. Juni ist das Team der Elsco Haustechnik im ostfriesischen Moormerland wieder vollzählig. Am 23. Mai wurden neun von zehn Monteuren in häusliche Quarantäne geschickt– einige von ihnen hatten sich zuvor bei einem Restaurantbesuch mit dem Corona-Virus infiziert. Auch der Chef, Benjamin Elsen, musste in Quarantäne. Nur durch die Beantragung einer Sondergenehmigung konnte er im Büro das Wichtigste erledigen – er war ja ohnehin der Einzige dort.

„Ich habe zunächst alle Kunden über unsere Situation informiert“, erinnert sich der Unternehmer. Denn einer der infizierten Monteure sei auf Kundenterminen gewesen, als er noch nicht wusste, dass es ihn getroffen hatte.

Die meisten Kunden hätten mit Verständnis auf die corona-bedingte Situation reagiert. Stornierungen habe es nicht gegeben. Dennoch sagt Elsen: „Der Vorfall hat uns alle schockiert und es war eine absolute Ausnahmesituation.“

Geschätzter Schaden: 60.000 Euro

Auch wenn der verbliebene Monteur, der zur Zeit der Infektion seiner Kollegen Urlaub hatte, viele Termine abarbeiten konnte, sind doch viele Baustellen unterbrochen worden. Neue Aufträge konnte der Chef von 15 Mitarbeitern in den zwei Wochen nicht annehmen. Benjamin Elsen schätzt den wirtschaftlichen Schaden auf 60.000 Euro.

Um kurzfristig finanzielle Hilfe zu bekommen, hat Elsen mit Beginn der Quarantänezeit bei der NBank Corona-Soforthilfe beantragt. „Das Geld war einige Tage später auf dem Konto – das hat mir wirklich geholfen“, betont er. Auch wenn der finanzielle Schaden viel höher ist als die erhaltene Summe.

Lerneffekt: Abstand halten ist wichtig

„Noch einmal würde ich einen solchen Ausfall finanziell nicht verkraften“, ist sich der Unternehmer sicher. Deshalb achtet er jetzt besonders darauf, dass bei der morgendlichen Besprechung alle Mitarbeiter den Sicherheitsabstand einhalten.

Auch wenn jemand aus seinem Team mit einer Person in Kontakt war, die möglicherweise infiziert ist, müsse er dringend zuhause bleiben, um weitere Ansteckungen zu verhindert. Elsen ist nun gewarnt – denn treffen könne es jeden, wie sein Fall zeige.

Tipps an Kollegen: Kolonnen bilden und Schichtbetrieb möglich machen

Benjamin Elsen rät Kollegen, ihr Team auf mehrere Kolonnen zu verteilen, die sich nicht begegnen und keinen engen persönlichen Kontakt zueinander haben. „Der Vorteil ist, dass im Falle einer Infektion nur ein Teil des Teams zuhause bleiben muss“, sagt er. Totalausfälle wie in seinem Betrieb könnten somit verhindert werden.

Als Alternative zur Kolonnenbildung nennt Elsen den Schichtbetrieb. Auch so könne vermieden werden, dass eine größere Gruppe von Mitarbeitern aufeinandertreffe. Der Unternehmer rät Kollegen, ihre Mitarbeiter auch an die Kontaktbeschränkungen außerhalb der Arbeitszeit zu erinnern. Immerhin hätten so auch die Infektionen in seinem Handwerksbetrieb vermieden werden können.

Dank digitaler Prozesse das Schlimmste verhindert

Schon weit vor der Corona-Krise hat der ostfriesische Unternehmer auf digitale Prozesse in seinem Betrieb umgestellt. In einem Warenwirtschaftssystem sind Kundenaufträge und die dazugehörigen Baustellen mit Terminierungen erfasst. „Per Knopfdruck konnte ich Termine, die wir nicht halten konnten, verschieben und hatte rasch einen Überblick über laufende Posten“, berichtet Elsen. Ohne ein System wie dieses sei die Situation vermutlich noch schwieriger geworden. Sein Rat: Wer digitalisieren kann, sollte das tun. In Krisenzeiten kann es Aufträge und Kunden retten.

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