Gibt ihren Mitarbeitenden den Freiraum, Kundenbesuche selbst zu terminieren: Annette Hiemer von der Tischlerei Andreas Marwede.
Foto: Guido Schulte

Aufgaben abgeben

Delegieren lernen: „Eine Frage des Vertrauens“

Aufgaben ans Team abgeben – das fiel Annette Hiemer nicht immer leicht. Doch die Unternehmerin hat gelernt, weniger zu kontrollieren und durch mehr Vertrauen mehr zu delegieren.

Müssen Chefinnen und Chefs im Handwerk immer alles selbst machen? Diese Frage beantwortet Annette Hiemer heute mit Nein. „Wir wollen nicht jeden Arbeitsschritt kontrollieren“, sagt die Unternehmerin, die mit ihrem Mann die Tischlerei Andreas Marwede in Hannover führt. Doch das zu erkennen, sei ein Lernprozess gewesen. Es habe eine Weile gedauert, bis das gegenseitige Vertrauensverhältnis so gefestigt war, dass das Delegieren einfacher wurde. „Der offene Umgang miteinander ist eine wichtige Basis dafür, dass Verantwortung abgeben kann“, sagt Hiemer.

Sie nennt zwei Beispiele, wie sie Chefaufgaben an Mitarbeitende übertragen hat:

Beispiel 1: Ein junger Mitarbeiter hat sich in das Thema Bestellungen eingearbeitet und recherchiert nach neuen Produkten. Die Aufgabenverteilung hat sich bewährt und er ist jetzt für einen großen Teil der Bestellungen zuständig. „Wir haben mittlerweile einen zusätzlichen Computer dafür angeschafft, den auch alle anderen im Team nutzen können. Wir freuen uns, dass wir dadurch mehr Kapazitäten für anderen Aufgaben haben“, sagt sie.

Beispiel 2: Große Aufträge haben in der Tischlerei Priorität und alle sechs Teammitglieder stimmen sich eng ab. Kleinere Aufträge und Reparaturen organisieren die Mitarbeitenden jedoch selbst – ohne vorherige Rücksprache mit der Chefin oder dem Chef. „Wir haben kurze Wege, einen engen Draht und eine flache Hierarchie. Davon profitieren wir – und die Mitarbeitenden genießen den Freiraum für ihre Zeitgestaltung“, berichtet Hiemer.

Bei Problemen und Fragen können sich die Mitarbeitenden jeder Zeit an sie wenden: „Manchmal brauchen sie einfach eine Entscheidung von uns“, sagt sie. Generell sei die Aufgabenverteilungen aber nicht in Stein gemeißelt: „Wir prüfen in regelmäßigen Abständen gemeinsam, ob die Verteilung noch passt und justieren nach, wenn es Verbesserungsvorschläge gibt.“

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