Foto: Torsten Hamacher

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Fuhrpark

„Der Crafter? Überraschend handlich!”

Unterwegs mit dem neuen Crafter von VW: Unternehmer Michael Biesel hat den eigenen Fiat gegen einen VW getauscht und den neuen Crafter ein paar Tage im betrieblichen Alltag getestet. Sein Fazit: „Ein tolles Fahrzeug.” Aber es gibt für den Unternehmer auch einen gewaltigen Haken.

Auf einen Blick:

  • Der Testwagen: Volkswagen hat mit dem neuen Crafter einen geräumigen Transporter deutlich oberhalb des klassischen Bullis positioniert. Mit einem Ladevolumen zwischen knapp 10 und 18,4 m³ bietet er Platz für vier bis sechs Europaletten.
  • Der Testfahrer: Michael Biesel führt einen auf hochwertigen Innenausbau spezialisierten Tischlereibetrieb im Norden Hannovers. Die Ausgestaltung von Arztpraxen, Versicherungen und Gebäuden der öffentlichen Hand gehört ebenso zu seinem Repertoire wie der Ausbau von privatem Wohnraum und ganzen Villen.
  • Das Fazit: „Ein wirklich super Transporter zu einem wirklich happigen Preis.”

„Der Testwagen kam uns wie gerufen”, sagt Michael Biesel. Der Tischler aus Hannover war gerade dabei, einen Großauftrag in einem Tonstudio im Norden Hannovers abzuschließen. Daher mussten viele in der Werkstatt in Langenhagen vorgefertigte Elemente transportiert werden. Eine Belastungsprobe für den Crafter. Aber eine, die der Transporter mit Bravour gemeistert hat.

„Einzig – wir hätten die noch längere Variante gut gebrauchen können”, sagt Biesel. Unterwegs waren seine Kollegen und er mit einem Crafter Kastenwagen mit mittellangem Radstand und Hochdach. Wer mehr Ladelänge braucht, für den hält VW noch einen langen und einen extralangen Radstand bereit.

Verbrauch zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Angetrieben wird der Testwagen mit einem zwei Liter großen, 140 PS starken Turbodiesel-Direkteinspritzer der neuesten Generation. Mit AdBlue-Technologie hält VW nach eigenen Angaben den Schadstoff-Ausstoß in Grenzen. Laut Werksangaben liegt die bei 193 Gramm CO2 pro Kilometer. Den Durchschnittsverbrauch gibt VW mit 7,4 Liter auf 100 Kilometern an.

Dem Test hielten diese Werte nur zum Teil stand: Bei sparsam dosiertem Gasfuß auf längeren Strecken und nahezu leerem Fahrzeug zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,9 Litern an, was exakt der Werksangabe für den Verbrauch außerort entspricht. Im Stadtverkehr genehmigte sich der geräumige Transporter jedoch bis zu elf Liter Diesel im Durchschnitt. Damit lag der Verbrauch im Test deutlich über der Werksangabe für den innerörtlichen Verbrauch von gerade mal 8,3 Litern.

Wunsch und Wirklichkeit klaffen wohl bei allen Automarken meilenweit auseinander, wenn es um Werksangaben und Echtverbrauch geht. Es wird echt Zeit, dass hier neue Maßstäbe angelegt werden, so dass der Fahrzeugkäufer wenigstens einigermaßen realistische Werte genannt bekommt.

Überraschend gute Übersichtlichkeit

Was Biesel und seinen Kollegen schon auf den ersten gefahrenen Kilometern positiv auffällt, ist die sehr gute Übersichtlichkeit. „Natürlich hilft gerade beim Rechtsabbiegen das Fenster in der seitlichen Schiebetür”, sagt Michael Biesel. Allerdings sei auch das Cockpit nicht zuletzt dank der großzügig dimensionierten und zweigeteilten Rückspiegel angenehm übersichtlich. „Gerade beim Rangieren und Rückwärtsfahren – was ja gerade mit großen Transportern immer ein Thema ist – leistet auch die Rückfahrkamera einen Beitrag, um das Fahrzeug gut im Griff zu behalten. Außerdem ist der Crafter überraschend handlich.”

Die gute Übersichtlichkeit und auch die souveränen Fahrleistungen des Transporters bergen nach Biesels Einschätzung aber auch eine Gefahr: „Man muss echt aufpassen, dass man sich nicht überschätzt. Der Transporter lässt sich praktisch wie ein Pkw bewegen. Aber man ist ja eben doch mit einem wirklich großen Fahrzeug unterwegs”, räumt der 39-Jährige ein.

Der Laderaum: Eine zusätzliche Trittstufe fehlt noch

Gefallen hat dem Handwerksunternehmer der Laderaum des Testwagens. Den hat VW für den Praxistest mit einem Universalboden mit Verzurrösen und Schienen für Spannstangen ausgestattet. „Gerade mit Spannstangen arbeiten wir, wie viele Tischlerkollegen auch, regelmäßig”, sagt Biesel. Schränke, Platten und andere Materialien lassen sich so gut gegen Verrutschen sichern. „Gut gelöst ist auch die Innenbeleuchtung im Laderaum”, lobt der Tischler. Mehrere Lampen mit hellen LED-Leuchten sorgen für eine gute Ausleuchtung des Transportabteils.

„Was uns gefehlt hat, ist allerdings eine zusätzliche Trittstufe am Heck”, moniert Michael Biesel. „Die haben wir bei unseren Transportern alle montieren lassen. Gerade, wenn wir einen schweren Schrank-Korpus oder Plattenmaterial verladen, ist die zusätzliche Trittstufe eine echte Erleichterung. Ohne die bräuchte ich meinen Mitarbeitern einen neuen Transporter gar mehr nicht auf den Hof stellen”, sagt der Unternehmer.

Der Fahrgastraum des Testwagens ist durch eine massive Trennwand vom Laderaum abgeteilt. Ein vergittertes Fenster auf Schulterhöhe erlaubt den Blick nach hinten – in den Laderaum und durch die Fenster in den Türen am Heck.

Cockpit bietet viel Unterstützung

Das Cockpit empfängt den Fahrer mit bequemen Sitzen und zahlreichen, durchdachten Ablagemöglichkeiten. Selbst größere Taschen finden unter den beiden Beifahrersitzen Platz, Smartphone und Unterlagen in den diversen Fächern im Armaturenbrett und im Dachhimmel über Fahrer- und Beifahrerplätzen.

Ist alles verstaut, fällt der Blick auf ein im Testwagen wirklich sehr gut ausgestattetes Armaturenbrett. Auf dem zentralen 8 Zoll großen Display weist das Navigationssystem den Weg. Das Smartphone nutzt die Bordtechnik nicht nur als Freisprecheinrichtung. Apps können via Carplay auch auf dem Display wiedergegeben werden. Der Tempomat reagiert – dank Radartechnik – auf den vorausfahrenden Verkehr und bremst das Fahrzeug zum Beispiel automatisch ab, wenn ein vorausfahrendes Auto verlangsamt. Weitere Assistenten helfen beim Einparken, beim Spurhalten und beim Rangieren. Und sogar ein Anhänger am Heck wird mittels technischem Helfer besser im Zaum gehalten. Alles in allem bekommt der Fahrer viel Unterstützung auf dem Weg durch den Alltag.

Fazit: Der Crafter ist ein „super Transporter“ – aber zu teuer

Ist der VW-Crafter eine klare Kaufempfehlung? „Das ist schon ein super Transporter”, resümiert Michael Biesel am Ende des Testzeitraums. „Echt happig ist aber auch der Preis”, stellt der Unternehmer klar. Inklusive aller Extras kostet der Testwagen 48.405 Euro. „Dafür bekomme ich fast zwei Ducatos von Fiat.” Hinzu komme, dass der Betrieb den Crafter mit einem längeren Radstand brauchen würde, was mit weiteren Kosten verbunden ist. Daher greift Biesel auch künftig auf Dienstleister zurück, wenn mehr Transportbedarf besteht, als der eigene Fuhrpark schultern kann. Trotzdem fällt das Urteil des Tischler positiv aus. „Sowohl der Fahrkomfort als auch die Verarbeitungsqualität stechen bei dem VW positiv heraus”, sagt Michael Biesel.

Technische Daten

Name: Crafter 35 Kasten HD

Motor: 2.0 TDI EU6 SCR Frontantrieb BMT 103 kW 6-Gang

Zuladung: 1108 kg

Anhängelast: 3 t

Verbrauch: 7,4 l/100km (Werksangabe)

Preis: ab 33.221,78 Euro (zzgl. MwSt.)

Preis Testwagen: 48.405 Euro (zzgl. MwSt.)

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