„Wir müssen die Preise erhöhen, wo es geht“, sagt Marko Faber, Landesinnungsmeister Metallhandwerk in Sachsen-Anhalt.
Foto: Metec GmbH

Energiekosten

Metallhandwerk: „Ich höre gerade sehr viel Resignation“

Im Metallhandwerk wächst die Sorge: Wie lange finanzieren Banken Handwerkskunden noch die steigenden Kosten für handwerkliche Leistung?

Auf einen Blick:

  • Die hohen Energiepreise setzen das Metallhandwerk in Sachsen-Anhalt von zwei Seiten unter Druck: Die eigenen Produktionskosten energieintensiver Betriebe steigen kräftig, ebenso wie die Einkaufspreise. Hauptproblem ist die geringe Planbarkeit.
  • Weil das alle Bau- und Ausbaugewerke betrifft, sorgt sich Marko Faber, Landesinnungsmeister in Sachsen-Anhalt, auch um die Kunden: Wie lange finanzieren die Banken noch die Zusatzkosten von Bau- und Sanierungs- und Renovierungsprojekten?
  • Erst einmal geht es für ihn darum, Mitarbeiter zu halten. Doch Faber fürchtet auch Betriebsschließungen.
  • 55 Mitarbeitende beschäftigt Marko Faber in seinem Unternehmen Metec GmbH in Raßnitz. Sein Unternehmen fertigt Fenster, Türen und Fassaden. Wichtigste Materialien sind Aluminium und Glas – beides wird mit hohem Energieaufwand produziert. Doch auch andere Betriebe leiden unter den hohen Energiekosten berichtet Faber, der auch Landesinnungsmeister des Metallhandwerks in Sachsen-Anhalt ist.

    Ohne Preisbindung: Die Energiepreise steigen ständig

    Herr Faber, wie ist die Energiekosten-Situation in Ihrem Gewerk?

    Faber: Seit zwei bis drei Monaten sind die Versorger dabei, die Preise anzupassen. Mit jeder neuen Erhöhung der Abschläge für Strom und Gas wird es schlimmer. Vor einem Jahr lag unser Energiekostenanteil am Umsatz bei vier bis sechs Prozent. Jetzt sind es zehn Prozent und die nächste Erhöhung wird wohl Anfang Dezember kommen. Betriebe, die Metall selbst thermisch bearbeiten müssen, liegen sogar schon bei 20 Prozent. So langsam bekommen unsere Betriebsinhaber Panik. Wir wissen nicht, wie sich diese Situation auflösen soll.

    Wieso können die Energieversorger ständig die Preise erhöhen?

    Faber: Preisbindung für Energiepreise sind in Metallbetrieben eher die Ausnahme. Das war bisher kein Problem, jetzt schon. Manche Betriebe mussten auch in die Grundversorgung wechseln, weil ihr Versorger den Vertrag gekündigt hat. Vom Grundversorger bekommen sie zwar Strom, aber der ist teuer und der Anbieter kann die Preise jederzeit anpassen.

    Wie haben sich Ihre Einkaufspreise entwickelt?

    Faber: Wir sind Fenster- und Fassadenbauer. Das bedeutet riesige Glasfronten und viel Aluminium. Beides wird energieintensiv produziert. Die Preise sind dramatisch gestiegen. Aluminium ist ungefähr 50 Prozent teurer als im Vorjahr. Glas ist um rund 30 Prozent teurer – plus weiterer Energiekostenzuschläge und womöglich ab 1. Oktober der Gaszulage für die Rettung von Uniper.

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    Sorgen, ob Kunden handwerkliche Leistung noch finanzieren können

    Können Sie die gestiegenen Preise an Ihre Kunden weitergeben?

    Faber: Wir müssen die Preise erhöhen, wo es geht. Aber die ersten Stornierungen sind schon passiert. Andere Kunden schieben ihre Projekte erst einmal ins kommende Jahr. Und es gibt öffentliche Aufträge, die wir vor dem Juni 2022 angenommen haben – für die gibt es keine Preisgleitklausel, also zahlen wir die Mehrkosten.

    Was ist Ihre größte Sorge?

    Faber: Wir merken bereits jetzt, wie angespannt die Liquidität und die wirtschaftliche Situation unserer Betriebe ist und die Kosten steigen unaufhaltsam weiter. Das wird nicht mehr lange gut gehen und dann sind Betriebsschließung oder Insolvenzen programmiert.  Meine Sorge ist, dass die Kunden handwerkliche Leistungen nicht mehr finanzieren und bezahlen können. Zum Beispiel verhandele ich gerade mit einem privaten Bauherren: Im März hatten wir die Leistung für 135.000 Euro angeboten. Dann kam es beim Kunden zu Verzögerungen, die Angebotsbindefrist ist längst vorbei. Jetzt würde es ihn 160.000 Euro kosten. Die Preise sind aber gleichzeitig in allen Gewerken gestiegen. Das bedeutet für den Kunden wahrscheinlich sechsstellige Mehrkosten. Von dieser Entwicklung sind viele private Auftraggeber betroffen – und das finanzieren die Banken nicht nach. Da wird man sehen, wie die Projekte überhaupt noch laufen.

    Unterstützung für die eigenen Mitarbeiter – und Resignation

    Ihre Mitarbeitenden betreffen Inflation und Energiekosten ebenfalls. Kam schon die Frage nach Lohnerhöhungen?

    Faber: Die Frage nach Lohnerhöhungen kam sofort, als die Politik die 3.000 Euro Inflationsprämie angekündigt hat. Nur dass die Betriebe das bezahlen müssen – was wahrscheinlich auch notwendig wäre. Aber wenn ich jedem 3.000 Euro zahle, sind das mal eben 150.000 Euro. Wir werden das irgendwie machen und unsere Mitarbeiter nicht im Regen stehen lassen. Aber die Betriebe müssen auch überleben und können das nicht alles alleine auffangen. Wie soll das gehen? Ich höre gerade sehr viel Resignation von den anderen Betriebsinhabern. „Dann sollen die das so machen“, sagen viele. Das ist so ein Blick, wie „die da oben und wir hier unten“. Diese Resignation spürt man sehr deutlich.

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