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Wellness

Entspannung als Geschäftsidee

Wellness ist ein chancenreicher Markt für das Handwerk. Aber dennoch kein Selbstläufer: Wer sich als Betrieb hier profilieren will, braucht vor allem Beratungskompetenz.

Wellness ist ein Trend für Handwerker. Denn ein gesundheitsfördernder Lebensstil wird durch industriell gefertigte Produkte nur schwer zu leisten sein, schreibt Trendforscher Thomas Huber in seiner Studie Zukunft des Handwerks. Eine einheitliche Begriffsbestimmung des aus wellbeing und fitness zusammengesetzten Kunstwortes gibt es nicht. Also stelle sich jeder etwas anderes darunter vor, gibt Huber zu bedenken: Der eine einen Entspannungsraum im Büro, der nächste die Wellness-Sauna im Eigenheim, der dritte Bioputz und gekalkte Wände. Doch ob energetisches Bauen, Farbklimaberatung oder Feng Shui: Die Konzepte sind allesamt individuell und verlangen in der Regel nach einem Fachmann aus dem Handwerk für die Umsetzung.

Das allgemeine Bedürfnis nach ganzheitlichem Wohlbefinden bleibt längst nicht mehr nur auf die nahe liegenden Kernbereiche des Trends Baden, Sauna, Solarium, jegliche Art von Schönheitspflege beschränkt, sondern habe nahezu alle Bereiche des Lebens erfasst. Dazu zähle die Ernährung und die Entspannung. Aber dazu gehört eben auch das Büro, das Wohnumfeld, die Kleidung und das Erscheinungsbild. Dementsprechend biete Wellness einer Reihe von Handwerksgewerben durchaus Möglichkeiten, neue Zielgruppen zu erschließen und sich entsprechend zu positionieren.

Tatsächlich haben viele Branchen die Botschaft vernommen. Beeindruckt von den mächtigen Zuwachsraten, die Marktforscher dem Bereich Wellness für die kommenden Jahre voraussagen, setzen sie das Thema auf die Agenda ihrer Jahrestreffen und Messebegleitprogramme.

Doch oft werden mit dem Trend zu hohe Erwartungen verknüpft, mahnen warnende Stimmen. Es ist nicht so, dass Wellness den Markt der Sanitärbranche rettet, sagt etwa Jens Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (DVS).

Er rät dazu, realistisch zu bleiben: Das deutsche Durchschnittsbad ist 7,7 Quadratmeter groß nicht jedes Badezimmer eignet sich dazu, in eine Wellness-Oase umgebaut zu werden. Letztlich sei der vielberufene Trend beim Verbraucher noch nicht richtig angekommen. Zum Vergleich: In einem Jahr werden in Deutschland über zwei Millionen Duschwannen verkauft und 15 000 Multifunktions-Dampfduschen. Hier müsse die Branche noch Überzeugungsarbeit leisten, um die allgemein zu beobachtende Kaufzurückhaltung der Verbraucher ausgerechnet mit den recht hochpreisigen Wellness-Produkten zu durchbrechen. Doch der Trend sei ausbaufähig und Zeichen der Hoffnung gebe es auch: Im vergangenen Monat sind die Verkaufszahlen schon angezogen.

Zudem verlange das Thema Wellness dem Handwerksbetrieb einiges ab, gibt auch Ralf Mantel zu bedenken. Er ist Markenleiter der Marke Pharo beim Sanitär-Ausstatter Hansgrohe AG, nach eigenen Angaben einem der in Europa führenden Anbieter von Wellnessprodukten für das Bad. Einfach die Wellness-Produkte mit in den Angebotskatalog aufzunehmen, damit ist es nicht getan. Schließlich handele es dabei um komplexe Produkte, die viel technisches Know-how erfordern. Wer sich als Kunde dafür interessiert, will sehr kompetent beraten werden. Das benötigte Fachwissen ginge nicht selten bis in medizinische Details hinein: Wer eine Dusche mit Dampfgenerator verkaufen will, muss wissen, dass sie nicht über 48 Grad aufgeheizt werden darf: Höhere Temperaturen können die Schleimhäute schädigen, nennt Mantel ein Beispiel.

Wer bei solchen Fragen passen muss, werde sich kaum als Wellness-Fachmann profilieren können. Der anspruchsvolle Kunde wird auf Dauer nicht mit Versprechungen, sondern nur mit mess- beziehungsweise spürbaren Ergebnissen zufrieden sein, warnt denn auch eine BBE-Marktforschungsstudie, und gibt ihren Lesern einen Rat mit auf den Weg: Branchen, die versuchen, mit dem Begriff Wellness Profit zu machen, sollten wissen, dass sie früher oder später an den gesundheitlichen Wirkungen ihres Produktes gemessen werden.

Weitere Informationen zu diesem Thema:

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