Handwerksunternehmer Ahmet Düman mit einer 50-Kilowatt-Variante der mobilen Wärmepumpe. Blitzlicht lässt die Lamellen der Wärmetauscher blau aufleuchten. 
Foto: Denny Gille
Handwerksunternehmer Ahmet Düman mit einer 50-Kilowatt-Variante der mobilen Wärmepumpe. Blitzlicht lässt die Lamellen der Wärmetauscher blau aufleuchten. 

Energiekosten

Statt Öl: Günstige Baustellenwärme mit mobiler Wärmepumpe

Versorgungsengpässe bei mobiler Wärme für Baustellen machten diesem Handwerker zu schaffen. Er entwickelte eine Alternative – die sogar Geld spart!

Auf einen Blick:

  • Mobile Heizgeräte sorgen dort für Wärme, wo die eigentliche Heizungsanlage noch nicht vorhanden ist. 
  • Problem: Die klassischen Anlagen sind nicht nur teuer im Betrieb, sondern waren zuletzt häufig gar nicht verfügbar. 
  • Das Handwerksunternehmen Osterhues Haustechnik hat zusammen mit einem Wärmepumpenhersteller daher ein eigenes System entwickelt: ein mobiles Heizgerät auf Wärmepumpenbasis. 

Das Gebäude steht, Strom- und Wasseranschluss sind vorhanden – eigentlich ist es bezugsfertig. Doch ein entscheidendes Detail fehlt: die Heizungsanlage! Vielerorts ist dieses Bauszenario seit einigen Monaten bittere Realität, weiß Ahmet Düman, Geschäftsführer der Osterhues Haustechnik. Mit seinem Oldenburger Handwerksbetrieb hat er sich unter anderem auf Planung und Installation von Wärme- und Kältetechnik für Gewerbe und Industrie spezialisiert. Dümans Service-Anspruch: Verzögert sich die Installation einer neuen Heizungsanlage wegen Lieferengpässen, will er Kunden eine zufriedenstellende Übergangslösung bieten können.

Geld sparen mit mobiler Wärmepumpe

Mit mobilen Heizgeräten gelang so eine Überbrückung lange Zeit problemlos. Das änderte sich in den letzten Monaten, als der Markt für konventionelle mobile Heizgeräte plötzlich wie leergefegt gewesen sei. Dümans Reaktion: In Kooperation mit dem Unternehmen Atec entwickelte er eine mobile Luft-Wasser-Wärmepumpe. Ihr Name: Mobicop. Die soll nicht nur einfach anzuschließen sein, sondern gegenüber konventionellen Mobil-Heizgeräten auch deutlich Kosten sparen. Dank Skalierbarkeit könne sie Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Gewerbegebäude günstiger temperieren.

Das sind laut Ahmet Düman die Haupt-Einsatzgebiete so einer Anlage:

  • Mobile Heizung für unfertige Neubauten, in denen Wärme beispielsweise zum Trocknen des Estrichs benötigt wird.
  • Notheizung für fertige Neubauten, in denen die Primärheizung noch fehlt.
  • Außerdem: Betriebsart zur Passivkühlung von Gebäuden.

„Im Einfamilienhaus kostet der Einsatz einer mobilen Heizung mit Heizöl pro Monat mehr  als 1.200 Euro“, sagt Düman. „Mit unserer Anlage spart man mindestens ein Viertel der monatlichen Gesamtkosten.“ Bei Mehrfamilienhäusern könne die Ersparnis leicht 10.000 Euro pro Monat übersteigen.

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Kleines Unglück bringt Geschäftsidee

Ein Totalschaden gab den Anstoß. Dieses mobile Heizgerät auf Ölbasis fiel einem Sturm zu Opfer. 
Foto: Denny Gille
Ein Totalschaden gab den Anstoß. Dieses mobile Heizgerät auf Ölbasis fiel einem Sturm zu Opfer. 

Die Idee zur Entwicklung entstand bei Osterhues aus einer Notlage heraus: Auf einer Baustelle, wo heute eine mobile Wärmepumpe des Unternehmens arbeitet, stand noch im Februar dieses Jahres ein mobiles Heizgerät auf Ölbasis. Bis ein Sturm aufzog und das Gerät nicht mehr stand. Es wurde über das Gelände geblasen; Kabel und Schläuche rissen, das Gehäuse bog sich in alle Richtungen – Totalschaden. Das Problem: „Es gab keine Ersatzlieferung“, erinnert sich Düman. Denn der Versorgungsengpass bei Öl- und Gaskesseln und die daraus resultierende Versorgungsunsicherheit hätten die Industrie zu Hamsterkäufen bei mobilen Wärmegeräten veranlasst.

Dümans Überlegung: „Kann man so eine mobile Versorgung nicht auch mit einer Wärmepumpe sichern?“ Er stellte seine Idee der Atec GmbH vor, mit der er schon eine langjährige Geschäftsbeziehung pflegte. Die in Neu Wulmstorf an der Grenze zu Hamburg ansässige Firma hatte sich ursprünglich auf Abgassysteme für Gas- & Ölbrennwertkessel spezialisiert. Mit Eintreten der Energiekrise infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine erweiterte der Hersteller sein Angebot schnell und entwickelte eigene Luft-Wasser-Wärmepumpen. Und die sollten mit einigen Modifikationen nun mobil für Wärme sorgen.

So wird die Wärmepumpe mobil

Zu den dafür nötigen Anpassungen gehört ein fahrbares Untergestell. Motorisiert und offroadgängig sollte es sein, damit es auf wenig befestigten Baustellenwegen leicht fahrfähig ist. Per Drehmechanismus am Haltegriff setzt es sich in Bewegung. Eine sehr wichtige Modifikation wurde auch am Wärmepumpensystem selbst vorgenommen: Der Pufferspeicher, der anders als die Wärmepumpe normalerweise im Inneren des zu beheizenden Gebäudes liegt, wurde gut isoliert mit der Wärmepumpe in ein kompaktes Gesamtsystem integriert. Dadurch könne die Wärmepumpe besonders schnell und einfach vor Ort installiert werden: Vor- und Rücklauf am bestehenden Heizsystem anschließen, CEE-Stecker zur Stromversorgung einstecken, fertig.

„Wir haben das Gerät zuletzt an ein Reihenhaus mit vier Wohneinheiten angeschlossen. Dafür wurden lediglich zwei zusätzliche Absperrschieber im Heizkreislauf installiert, an die wir unsere Anlage anschließen konnten“, berichtet Ahmet Düman. „Sobald die Heizzentrale in Betrieb genommen wird, klemmen wir unsere Technik einfach ab, weitere Umbauten braucht es nicht.“

Für jeden Bedarf eine passende Lösung

 „Wenn die Nachfrage stimmt, wollen wir dieses Jahr bis zu 300 Einheiten der 12,5-kW-Version bauen“, sagt Ahmet Düman.
Foto: Denny Gille
„Wenn die Nachfrage stimmt, wollen wir dieses Jahr bis zu 300 Einheiten der 12,5-kW-Version bauen“, sagt Ahmet Düman.

In ihrer Standard-Ausführung habe die mobile Wärmepumpe Mobicop eine Leistung von bis zu 12,5 Kilowatt Heizleistung und 7 Kilowatt Kälteleistung. Die verwendete Wärmepumpe sei in der Liste förderfähiger Wärmepumpen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gelistet – somit sei die Anlage förderfähig. Eine 50-Kilowatt-Variante des Systems verwendet vier 12,5-kW-Wärmepumpen, die mit passender Steuerungstechnik und internem Glykol-Kreislauf zu einem System vereint wurden, das auf einen einachsigen Anhänger passt. Auch größere Anlagen könne das Unternehmen auf Anfrage realisieren. Für den Vertrieb haben Düman und Atec-Geschäftsführer Guido Jobst das gemeinsame Unternehmen Hanse-Wärme gegründet.

Im August lief die Produktion an. Die ersten Systeme seien bereits gebaut und ausgeliefert worden. Die Anlagen könnten ab 30 Euro pro Tag gemietet werden; der Kaufpreis liege bei etwa 1.000 Euro pro Kilowatt Leistung. „Wenn die Nachfrage stimmt, wollen wir dieses Jahr bis zu 300 Einheiten der 12,5-kW-Version bauen“, sagt Ahmet Düman. Sorgen um Nachahmer aus der Industrie macht er sich keine. „Aktuell ist unsere Entwicklung am Markt einzigartig“, stellt Düman fest. Er freue sich, wenn andere Hersteller nachziehen. „Die alten Ölgeräte haben ausgedient. Sie sollten jetzt verdrängt werden.“

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