Foto: Martina Jahn

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Strategie

Mobiler Betrieb: Flexibilität braucht gute Planung

Melanie Roithner profitiert von den Vorteilen ihrer mobilen Werkstatt. Doch die Flexibilität bringt die Meisterin auch an Grenzen. Ihre Praxistipps für Handwerkskollegen.

Auf einen Blick:

  • Wer seine Handwerksleistungen mobil anbietet, muss anders planen als mit einer festen Werkstatt – das betrifft sowohl das Material als auch die Zeit.
  • Meisterin Melanie Roithner hat Wege gefunden, die Vorteile und Herausforderungen gut miteinander zu vereinbaren.
  • Ihre Erfahrungen gibt sie an andere Handwerker weiter: Wer flexibel sein will, muss mehr Zeit in die Vorbereitung investieren und spontan sein können.

Stühle polstern oder Sofas beziehen – das macht Melanie Roithner nicht in der Werkstatt. Die Raumausstattermeisterin aus dem niedersächsischen Bad Harzburg ist mobil unterwegs. Ihr Arbeitsplatz ist dort, wo ihre Kunden sind. Ihre Nähmaschine und das nötige Werkzeug hat sie in ihrem Firmenwagen immer dabei. „Vor Ort mache ich die Arbeit, die andere in den Betriebsräumen machen“, sagt die Inhaberin der Polsterei Stoffwechsel.

Vorteile der Mobilität

Auftraggeber der 45-Jährigen sind derzeit Hotels, Bars und Restaurants – die meisten in der Region, andere etwas weiter weg. Welche Vorteile bringt die rollende Dienstleistung der Unternehmerin da? Hier zählt sie einige auf:

  • Kostenersparnis: „Ich muss kein Ladengeschäft unterhalten. Dadurch spare ich Miete und Nebenkosten für Strom, Heizung und Wasser“, sagt Roithner. Zudem entfallen Reinigungskosten für Lager- und Büroflächen.
  • Müllreduktion: „Da ich keinen Lagerraum habe, bestelle ich nur das Material, das ich für einen Auftrag benötige, direkt zum Kunden“, berichtet die Meisterin. So liegen keine Stoffe oder andere Materialien unbenutzt herum oder müssen entsorgt werden, weil Lagerraum fehlt.
  • Hohe Flexibilität: „Kunden freuen sich, dass ich flexibel bin“, sagt Roithner. Ein Hotelbesitzer habe sie genau aus diesem Grund beauftragt. Denn die Bänke in dem Bereich, den sie erneuern sollte, waren fest verankert. Sie hätten gar nicht in eine Werkstatt transportiert werden können. Eine Win-Win-Situation also für Handwerkerin und Auftraggeber.

Mit Planung zu effektiven Ergebnissen

Dass die flexible Arbeit eine akribische Planung erfordert, hat die Handwerkerin frühzeitig erkannt. Von Zeit zu Zeit sei sie mit Herausforderungen konfrontiert, die sie durch gute Vorarbeit bewältigen kann. Doch nicht alles im Arbeitsalltag sei vorhersehbar. Roithner nennt einige Beispiele:

  • Materialplanung: Bevor die Raumausstattermeisterin die Bestellung für einen Auftrag rausschickt, muss sie ganz genau bemessen, wie viel Stoffe, Bezüge, Watte und Schaumstoffe sie braucht. „Da kann ich gut auf Erfahrungswerte zurückgreifen“, sagt sie. Dennoch dürfe sie nicht zu wenig bestellen, da manche exklusive Materialien nicht rasch nachbestellt werden könnten. Bei Kleinteilen wie Nägeln beispielsweise muss sie auch gut kalkulieren: „Jeder Umweg in den Baumarkt kostet Zeit und geht am Ende auf Kosten des Ertrags“, weiß Roithner.
  • Zeitaufwand: Schon in der Angebotserstellung preist die Unternehmerin ihre Arbeitsstunden mit ein. Nicht immer ist im Vorhinein klar, was sie in welcher Zeit schafft. „Zu Beginn meiner Selbstständigkeit habe ich da ab und zu nachbessern müssen, aber ich werde besser“, betont Roithner. Im Laufe der Zeit habe sie auch gelernt, Aufträge, die zeitlich nicht zu schaffen sind, abzulehnen. Oder sie greift auf Kollegen zurück, die sie hier und da unterstützen.
  • Termindruck: Manche Aufträge seien mit festen Terminen belegt. „In diesen Fällen plane ich genau, was ich an welchem Tag schaffen kann“, sagt die Unternehmerin. Wenn es knapp wird, hat sie schon Nachtschichten in extra für ihre Arbeit abgesperrten Bereiche eingelegt – beispielsweise in einer Bar, die zwischen Weihnachten und Neujahr fertig bestuhlt werden musste. Auch Übernachtungen in den Hotels vor Ort seien keine Seltenheit. „Damit entfallen für die Kunden zusätzliche Anfahrtskosten“, sagt sie.

Vom Ladengeschäft ins Internet

Nur ein Firmenwagen reicht nicht aus, die Marke eines Handwerksbetriebs zu etablieren. Diese Erfahrung hat auch Melanie Roithner gemacht und sich Alternativen überlegt.

Fehlende Präsentationsfläche: Dass sie sich ohne eigene Werkstatt nicht selbst präsentieren kann, stört die Handwerkerin manchmal. „Ich würde schon gern zeigen, was ich schon gepolstert habe“, sagt Roithner. Das sei ein Nachteil an der mobilen Arbeit. Doch sie habe einen Weg gefunden, ihre Dienstleistungen zu zeigen: Auf ihrer Firmen-Website und auf Social-Media-Kanälen zeigt sie Beispiele ihrer Arbeit und präsentiert ihre Referenzen.

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