Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Beraterhonorare

Guter Rat muss nicht teuer sein

Häufig werden kleine Handwerksbetriebe Opfer von zwielichtigen Unternehmensberatern, die wertlose Leistungen erbringen und dafür auch noch satte Honorare fordern.

Häufig werden kleine Handwerksbetriebe Opfer von zwielichtigen Beratern, die wertlose Leistungen erbringen und dafür auch noch satte Honorare fordern. Es gibt einige Anhaltspunkte für die Honorarhöhe, an denen sich Unternehmer orientieren können.

Preise sind Verhandlungssache

Die Berufsbezeichnung "Unternehmensberater" ist nicht gesetzlich geschützt. Für Berater gibt es keine Honorar- oder Gebührenordnung. Die Honorarhöhe ist zwischen Auftraggeber und Kunde frei vereinbar.

Ein Handwerksmeister sollte für eine Beratungsleistung Angebote einholen und sowohl die angebotene Leistung als auch die geforderten Honorare vergleichen. Preiswert ist, wer für eine gute Leistung ein angemessenes Honorar verlangt. Das wirft die Frage auf, wann ein Berater eine gute Leistung erbringt und welche Honorarhöhe "angemessen" ist.

Expertenwissen ist teurer

Die Höhe der Beraterhonorare ist normalerweise abhängig von der Qualifikation des Beraters und von der Aufgabe, die zu lösen ist. Bei unseriösen Betratern ist die Honorarhöhe fast ausschließlich bestimmt von dem Wunsch, schnell "Kasse zu machen".

Ein aufmerksamer Handwerksmeister kann diese Machenschaften schnell durchschauen, wenn er das Angebot, den Berater und das Beratungsunternehmen kritisch betrachtet.

Im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) werden Beraterhonorare zwischen 40 und 200 Euro pro Stunde verlangt. Die Spanne ist also relativ groß. Welches Honorar angemessen ist, hängt von den Umsätzen ab.

Es gibt Berater, deren spezielle Qualifikation ein höheres Honorar rechtfertigen würde. Solche Experten werden sich jedoch nur selten um Alltagsfragen kümmern. Beratungsgebiete wie zum Beispiel 'finanzielle Engpässe', 'verschleppte Zahlungen' oder 'Auftragsmangel' sind die Domäne der Berater, die eher im Mittelfeld der Honorarforderung angesiedelt sind. Ihr Stundensatz liegt zwischen 70 und 125 Euro pro Stunde.

Förderhonorare als Anhaltspunkt

Als objektives Kriterium für die angemessene Beratungshöhe können bis zu einem gewissen Grade die Honorarsätze staatlicher Förderprogramme genannt werden. Demnach können Beraterhonorare zwischen 80 und 95 Euro pro Stunde liegen.

Der Bund praktiziert seit vielen Jahren ein Programm zur Bezuschussung von Unternehmensberatungen, das von einem festen Projektzuschuss ausgeht. Heute ist bei Gründungsberatungen ein Zuschuss von 50 Prozent für eine maximale Honorarhöhe von 3.000 Euro vorgesehen.

Bei allgemeinen Beratungen (z.B. Strategie, Marketing, Finanzen, Organisation) oder bei Umweltschutzberatungen in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) beträgt der Zuschuss 40 Prozent für eine maximale Beratungshöhe von 3.750 Euro. Dabei wird nichts über die Zeitdauer einer solchen Beratung gesagt. Erfahrungsgemäß kann davon ausgegangen werden, dass eine allgemeine Beratung in 40 Stunden abgeschlossen werden kann. Das entspräche einem Stundensatz von knapp 95 Euro.

Höhere Honorare und längere Beratungen können selbstverständlich vereinbart werden. Doch viele Berater, insbesondere KMU-Spezialisten, verlangen keine höheren Honorare und können die anstehenden Fragen auch innerhalb eines Projektes abarbeiten.

Weitere Programme

Andere Förderprogramme beziehen sich auf den Beratungstag. Das Gründungscoaching beispielsweise wird von der bundeseigenen Ausgleichsbank (DtA) bei einem Tageshonorar von 320 Euro mit 50 Prozent bezuschusst. Wenn ein höheres Honorar vereinbart wird, so wird dieses höhere Honorar zwar akzeptiert, aber der Zuschuss steigt nicht.

Dem Gründer ist aber freigestellt, höhere Honorare zu vereinbaren. Aus der Zuschusshöhe errechnet sich für allgemeine Unternehmensberatungen in Nordrhein-Westfalen ein Tageshonorar von 533 Euro und in Bayern von 720 Euro. Auch hier gilt, dass höhere Honorare zwar vereinbart werden können, der Zuschuss aber nicht ebenfalls erhöht wird.

Maßstab: Anwaltshonorar

Einen weiteren Hinweis können die in den Gebührenordnungen der Steuerberater und Rechtsanwälte (BRAGO) genannten Zeithonorare geben. Diese Gebührenordnungen sind meist auf die spezifischen Aufgaben bezogen und stellen ein kompliziertes Regelwerk dar, für die nicht geregelten Fragen sind aber auch Zeithonorar vorgesehen.

Diese betragen für Steuerberater 19 bis 46 Euro pro halbe Stunde und für Rechtsanwälte bei mehrtägigen Gerichtsprozessen 365 Euro pro Tag, wobei dies ein Durchschnittssatz aus Prozessen bei Amtsgerichten, Schwurgerichten und dem OLG ist.

Vorsicht bei kostengünstigen Analysen

Von unseriösen Beratungsgesellschaften werden oft relativ billige "Analysen" verkauft, die keinen anderen Zweck haben, als dem Kleinunternehmer Angst einzujagen und ihn zum Abschluss einer drei bis vier Wochen währenden "Beratung" zu veranlassen. Stundensätze von 187 bis 205 Euro wurden von solchen Firmen in letzter Zeit genannt. Diese Stundensätze sind weit überhöht und stehen in der Regel in keiner reellen Beziehung zur gebotenen "Leistung".

Guter Rat muss nicht "teuer" sein, aber preiswert. In der Praxis sind Fälle bekannt geworden, wo teure falsche Beratung Handwerker an den Rand der Existenz oder gar in die Insolvenz gebracht hat.

Vor Vertragsabschluss informieren

Vor Abschluss eines Beratervertrages sollte sich ein Handwerker bei seiner Handwerkskammer oder seinem Berufsverband informieren, ob die Beratungsgesellschaft bereits als "schwarzes Schaf" aufgefallen ist. Er kann dies auch selbst überprüfen, wenn er bei den seriösen Beraterverbänden im Internet nachschaut, ob das anbietende Unternehmen Mitglied ist.

Die Beraterverbände verlangen von neuen Mitgliedern meist eine mehrjährige Berufstätigkeit, eine qualifizierte Ausbildung, Erfahrung aus dem Management und mehrere hochrangige Referenzen, bevor die Aufnahme erfolgt. Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU) zertifiziert Mitglieder, die sich dieser anspruchsvollen Prozedur unterwerfen zum Beispiel nach dem international anerkannten Standard CMC (Certified Management Consultant). Der Bundesverband der beratenden Volks- und Betriebswirte e.V. (BDVB) zertifiziert ausgewählte Mitglieder nach einem eigenen Standard.

Der Unternehmer kann bei den Mitgliedern dieser Verbände davon ausgehen, dass er es mit seriösen Beratern zu tun hat, die ein faires Angebot unterbreiten und eine qualifizierte Leistung erbringen. Sollte es dennoch Grund für eine Beanstandung geben, so steht ihm das Ehrengericht des Verbandes zur Verfügung, um Reklamationen zu erledigen

Autor: Edwin A. Biedermann (CMC/BDU), Springe

Der Autor ist seit 1979 Unternehmensberater mit den Schwerpunkten Unternehmensführung und Rating. Er ist Mitglied im BDU und als Gutachter in Streitfällen zwischen Unternehmen und Beratern in verschiedenen Landes- und Oberlandesgerichten tätig.

Die wichtigsten Berater-Verbände

Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V.: www.bdu.de

Bundesverband Deutscher Volks und Betriebswirte e.V.: www.bdvb.de

Die KMU-Berater. Verband freier Berater e.V.: www.KMU-Berater.de

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Schwarzgeld-Verdacht: Passt der teure Lebensstil nicht zu dem Privatentnahmen, vermutet das Finanzamt Steuerhinterziehung.

Steuern

12 Fallen: So decken Betriebsprüfer Geschäfte ohne Rechnung auf

Tipps vom eigenen Bruder, zwielichtige Subunternehmer, Darlehen vom Ehegatten oder ein teurer Lebensstil: So kommt das Finanzamt Schwarzgeld auf die Spur.

    • Steuern, Betriebsprüfung
Elektromobilität clever und wandlungsfähig durch verschiedene Aufbaumodule: Auch der XBUS ist beim bfp-Forum 2023 dabei.

Fuhrpark

Mobilität im Umbruch: 5 Trends, die Betriebe jetzt beachten müssen

Welche Mobilitätstrends und -lösungen müssen Handwerksbetriebe jetzt im Blick haben? Antworten und Angebote finden Sie im Oktober beim bfp FORUM 2023!

    • Fuhrpark
Schon wieder krank? Da kann Vorbeugung im Betrieb helfen.

Mitarbeitergesundheit

„Ein kranker Mitarbeiter kostet Geld und verursacht Stress für alle“

Stefanie Milke, Inhaberin eines Handwerksbetriebes mit zehn Mitarbeitenden, ist überzeugt, dass Gesundheitsmanagement auch für kleine Betriebe viele Vorteile bringt.

    • Personal, Personalführung, Work-Life-Balance
Wie sinnvoll sind elektronische Rechnungen, wenn Auftraggeber auf händischem Aufmaß und Mengenermittlung bestehen und die Rechnung zusätzlich ausgedruckt verlangen?

E-Rechnung

„Digitale Rechnungen lösen nicht alle Probleme“

Welche Vorteile bringen elektronische Rechnungen? Deutlich weniger als versprochen, weiß dieser Handwerksbetrieb. Der Engpass sind die Kunden.

    • Politik und Gesellschaft, Steuern, Umsatzsteuer, Digitalisierung + IT