Glückliche Mitarbeiter kommen gerne zur Arbeit, fühlen sich ihrem Arbeitgeber stärker verbunden, sind kreativer und verbessern das Betriebsklima.
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Warum das Handwerk glücklich macht und wie Betriebe das nutzen

Laut einer Umfrage, sind die meisten Handwerker glückliche Menschen. Eine Glücksforscherin nennt 3 Gründe, warum das Handwerk glücklich macht und wie Betriebe von diesem Glück profitieren.

Auf einen Blick:

  • Das Handwerk hat laut einer Glücksforscherin großes Potenzial, Menschen glücklich zu machen. Das liegt daran, dass Glück bei der Arbeit aus drei Faktoren entsteht: Sinnempfinden, Selbstverwirklichung und Gemeinschaft. All das können Menschen im Handwerk finden.
  •  Wenn Mitarbeitende glücklich mit ihrem Job sind, hat das viele positive Effekte. Zum Beispiel kommen die Mitarbeitenden  gerne zur Arbeit und fühlen sich ihrem Arbeitgeber stärker verbunden.
  • Glückliche Mitarbeitende sprechen im Freundes- und Bekanntenkreis positiv von ihrer Arbeit. Diese Berichte sind authentisch und können Betrieben helfen, Fachkräfte anzuziehen.
  • „Mein Beruf macht mich glücklich“ – das sagten 79,7 Prozent der Handwerker, die bei einer aktuellen Umfrage der IKK classic mitgemacht haben. Der Krankenkasse zufolge scheinen Handwerker mit ihrer Arbeit somit glücklicher zu sein, als Menschen in anderen Berufen.

    3 Gründe, warum das Handwerk glücklich macht

    Glücksforscherin Ricarda Rehwaldt wundern diese Umfrageergebnisse nicht. Die Professorin für Psychologie beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Glück bei der Arbeit. Sie sagt: „Das Handwerk hat großes Potenzial, die Menschen glücklich zu machen.“

    Foto: Ricarda Rehwaldt Glücksforscherin Ricarda Rehewaldt ist überzeugt, dass Handwerk großes Potenzial, die Menschen glücklich zu machen.

    Doch woran liegt das? Laut Rehwaldt entsteht Glück im Zusammenhang mit der Arbeit durch drei Faktoren: Sinnempfinden, Selbstverwirklichung und Gemeinschaft. „All das können Menschen im Handwerk finden“, sagt die Glückforscherin. Hier sind drei Beispiele:

  • Sinnempfinden: Beschäftigte im Handwerk arbeiten mit ihren Händen. Beispielsweise fliesen sie einen Fußboden oder bauen ein Möbelstück. Am Ende des Tages können sie daher mit eigenen Augen sehen, was sie geleistet haben. „Ob die Arbeit Sinn macht oder nicht, stellt sich für Handwerker deshalb oft gar nicht“, betont Rehwaldt, die gelernte Tischlerin ist und früher selbst auf dem Bau gearbeitet hat.
  • Gemeinschaft: Als Vorteil sieht die Professorin auch den Gemeinschaftssinn, der im Handwerk stark ausgeprägt ist. Zu erkennen sei der zum Beispiel auch an der Sprache: „Im Handwerk herrscht oft ein rauer aber auch herzlicher Ton“, erinnert sich Rehwaldt an ihre Zeit als Gesellin in einem Baubetrieb. Diese Sprache müsse jeder lernen, der neu im Handwerk anfange und gehöre dann dazu.
  • Selbstverwirklichung: Handwerksbetriebe sind oft relativ klein, sodass sich alle im Team gut kennen. „Dadurch entsteht schnell eine Arbeitsteilung und jeder macht, was er besonders gut kann“, sagt die Professorin. „In der Werkstatt wusste bei uns früher jeder, wer der beste Lackierer ist und wer besonders gut friemeln kann“, so ihre Erfahrung.
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    Was passiert, wenn Mitarbeitende bei der Arbeit glücklich sind?

    Wenn Menschen das Gefühl haben, dass die Arbeit sie glücklich macht, bewirkt das laut Rehwaldt Positives – sowohl bei den Mitarbeitenden als auch in den Betrieben. Der Glücksforscherin zufolge treten diese vier Effekte auf:

  • Glückliche Mitarbeitende sind intrinsisch motiviert: Das bedeutet: Sie kommen wegen der Arbeit in den Betrieb und nicht nur des Geldes wegen.
  • Stärkere Bindung an den Arbeitgeber: Menschen, die bei der Arbeit glücklich sind, hängen emotional stärker an ihrem Arbeitgeber. Das bedeutet, dass sie ihren Job auch nicht so schnell wechseln.
  • Kreativität und Innovation steigen: Menschen haben bessere Ideen, wenn sie glücklich sind. Zudem sind sie bereit, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Beides bedeutet für die Arbeitswelt, dass Mitarbeitende sich zum Beispiel eher damit beschäftigen, wie Prozesse im Betrieb besser laufen könnten oder wie sie zu einem besseren Arbeitsergebnis kommen. 
  • Das Betriebsklima verändert sich: Menschen, die glücklich sind, sind in besserer Stimmung. Das klingt zwar trivial, zieht laut Rehwaldt aber diverse Effekte nach sich. Ein gut gelaunter Handwerker zum Beispiel steckt seine Kollegen schnell mit seiner guten Laune an. Das wirkt sich positiv auf die Stimmung im Betrieb aus und das Arbeitsklima verbessert sich.
  • Glück kann Betriebe zum Magneten für Bewerber machen

    Sie haben erreicht, dass Ihre Mitarbeitenden glücklich in ihrem Job sind und das Arbeitsklima als positiv empfinden? Das ist gut für Ihren Betrieb und kann Ihnen helfen, Fachkräfte anzuziehen wie ein Magnet. „Wenn das Betriebsklima gut ist, berichten Mitarbeitende ganz anders von ihrer Arbeit“, sagt Rehwaldt und nennt ein Beispiel: Ein Lehrling trifft sich nach der Berufsschule mit einem Kumpel. Der Azubi schwärmt, dass er schon wieder ein schönes Projekt mit seinen Kollegen umgesetzt hat und das Team richtig gutes Feedback vom Kunden und vom Chef erhalten hat.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kumpel auch bei dem Betrieb bewirbt, ist nach Einschätzung der Glücksforscherin relativ hoch, denn Mundpropaganda spielt bei der Jobsuche im Handwerk eine große Rolle. „Wenn Mitarbeitende im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis vor allem Positives von der Arbeit berichten, ist das authentisch. Authentizität ist gerade im Handwerk wichtig“, sagt die Professorin. „Solche Berichte helfen den Betrieben letztendlich bei der Etablierung einer Arbeitgebermarke.

    Wie können Chefs das Glück nach außen darstellen?

    Dass das Handwerk glücklich macht, können Betriebe aber auch selbst zeigen – zum Beispiel in den sozialen Netzwerken. Damit das gelingt, können Chefs ihr Team um Unterstützung bitten. Allerdings betont Rehwaldt: „Niemand sollte zur Social-Media-Nutzung gezwungen werden.“ Von Fotos, auf denen Handwerker lächelnd neben ihrem fertigen Werk zu sehen sind, hält die Glücksforscherin eher wenig. Besser sei es, etwas zu finden, was individuell zu den Mitarbeitenden passt und sie begeistert hat.

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    Beispiel: Anhand von Fotos aus dem Arbeitsalltag können Mitarbeitende ein besonders kniffeliges Problem zeigen, für das sie eine gute Lösung gefunden haben und auf die sie besonders stolz sind. „Damit kriegt man Handwerker eher, weil sie einen großen Berufsstolz haben“, sagt die gelernte Tischlerin. Sie ist überzeugt, dass solche Bilder in den sozialen Netzwerken eine Dynamik entfachen können – gemeint sind damit aber nicht nur Likes und Kommentare von Kunden, sondern auch Nachfragen von Kollegen, die sich nach dem genauen Lösungsweg erkundigen. Dazu sagt Rehwaldt: „Für die Mitarbeitenden ist das dann eine besondere Wertschätzung ihrer Arbeit.“

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