Auf einen Blick:
- Auf in ein Handwerks-Abenteuer: 25 Männer und Frauen verschiedener Gewerke starteten in Ruanda ein Sanierungsprojekt.
- In Kooperation mit Ortskräften sanierten sie ein Gemeinde-und Jugendzentrum eines mittellosen Pygmäenvolkes.
- Tischlermeisterin Jule Rombey erzählt von der Arbeit vor Ort.
25 Handwerksprofis aus dem Bundesgebiet haben die vertrauten heimischen Baustellen gegen ein Handwerks-Abenteuer in Ruanda getauscht. Aufgabe: Gemeinsam mit 15 ruandischen Berufsschülern und -schülerinnen wollten sie ein baufälliges Gemeinde- und Jugendzentrum sanieren. Mit dabei war Tischlermeisterin Jule Rombey, die an der Seite ihres Vaters im Innungsbetrieb „Holztreppen Rombey“ arbeitet (kleines Bild).
Unterwegs zu den Ärmsten der Armen
Um den Zielort Kinigi zu erreichen, ging es im klapprigen Bus auf 2.300 Meter Höhe. Anfangs noch über Asphalt, doch nach wenigen Kilometern nur noch über Geröll – ein Sinnbild für die soziale Ungleichheit im Land. Die Bewohner vor Ort zählten zu den Ärmsten der Armen. „Die Menschen hatten tagelang nichts gegessen und besaßen kaum mehr als die kaputte Kleidung, die sie trugen“, berichtet die Meisterin. Nicht besser sei der Zustand der Hütten gewesen: „Das waren nur Wände mit einem Dach darüber.“
So lebt die sogenannte HMP Community. HMP steht für „Historically Marginalized People“, zu Deutsch historisch ausgegrenzte Menschen. „Die HMP sind ein Pygmäen-Volk, das man aus dem Wald holte, um ihnen ein ‚zivilisiertes‘ Leben anzuerziehen“, berichtet Norbert de Wolf. De Wolf ist Vorsitzender des EURwanda Handcraft Foundation e.V. Der Verein hat die Reise gemeinsam mit lokalen Kräften über Monate vorbereitet, damit die Handwerksteams bestmöglich arbeiten können. Sie sollten dem verwitterten Gemeindezentrum neuen Glanz verleihen und es mit Strom, Toilette, Dusche und einer Küche ausstatten.
Jule Rombey: „Ich konnte unheimlich dazulernen“
Ein Hauptaufgabe der angereisten Tischler bestand darin, der Community Bänke zu bauen; so etwas gab es vor Ort nicht. „Wir wollten eine haltbare Konstruktion verwenden, die unkompliziert genug war, dass die Bewohner sie selbst nachbauen konnten“, erzählt Rombey. Die Wahl fiel auf einfache Zapfenverbindungen und Überblattungen. Die nötigen Werkzeuge seien gesponsert worden und würden dauerhaft vor Ort bleiben. Gemeinsam mit den talentierten ruandischen Berufsschülern – den sogenannten „Buddies“ – und den Dorfbewohnern machten sie sich an die Arbeit.
„Die Arbeit mit den Buddies war total super“, sagt Jule Rombey. „Wir haben viel voneinander gelernt.“ Dazu gehörte, deutschen Perfektionismus abzulegen. Eine Opferplatte für ein schöneres Schnittergebnis nutzen? Materialverschwendung. „Dafür hatten die Buddies kein Verständnis.“ Im Betrieb in Selfkant betreut Jule Rombey die Azubis. „Für meine Rolle als Ausbilderin konnte ich in Ruanda unheimlich dazulernen“, sagt sie. „Die Frage war: Wie kann man eine Technik einfacher erklären?“ So nutzten sie neben etwas Englisch auch Abbildungen und Skizzen für die Verständigung.
Weil die HMP ohne Betten auf dem Boden schliefen, entschloss sich das Team spontan zum Bau von elf Gruppenbetten. „Im Wesentlichen waren das übereinandergeschraubte Holzleisten“, sagt Rombey. „Wir wollten das vorhandene Material so nutzen, dass die Bewohner beim Schlafen einen Abstand zum Boden bekommen.“ Beeindruckt hat die Meisterin die Lebensfreude der Bewohner, trotz ihrer Armut. Zwangsläufig ziehe man da einen Vergleich zum eigenen Leben. „Ich habe gelernt, was wirklich wichtig ist.“