Gestärkt aus der Krise: SHK-Handwerker Theodor Röhm kennt jetzt seine Preisuntergrenze – und sein Team wächst.
Foto: Kerstin Rolfes

Strategie

„Ich hatte lange Zeit Hemmungen, die Preise anzuheben“

Stellen Sie sich vor, 60 Prozent Ihrer Fachkräfte verlassen plötzlich Ihren Betrieb – wegen Geld. Theodor Röhm ist das passiert. Es war ein Weckruf.

Zack und weg: Auf einen Schlag verlieren Sie die Mehrheit Ihrer Fachleute. Könnte Ihr Unternehmen das überstehen?

Theodor Röhm hat es erlebt: Von heute auf morgen hatte der Chef eines Bremer SHK-Betriebs statt fünf Gesellen nur noch zwei. „Den anderen dreien waren die Löhne zu niedrig“, berichtet der Diplom-Ingenieur.

Lohnerhöhungen hätte ich mir damals gar nicht leisten können“, sagt Röhm. „Am Monatsende blieb nicht viel übrig. Ich selbst konnte gerade so von meinem Geschäft leben.“ Auch Preiserhöhungen konnte sich Röhm im wirtschaftsschwachen Bremen nicht vorstellen. „Ich hatte lange Zeit Hemmungen, die Preise anzuheben, weil ich dachte, dass das noch mehr Probleme nach sich ziehen würde.“

Das war ein Irrtum: Als Röhm Anfang 2022 schließlich doch die Stundensätze um 22 Prozent erhöhte, akzeptierten Kunden die Preisanpassungen. Das Team wächst, heute beschäftigt Röhm sechs Gesellen. Auch für Investitionen und für ihn selbst bleibt am Monatsende mehr übrig.

Preiserhöhung: Kalkulation statt Bauchentscheidung

Die Preiserhöhung war kein Schnellschuss: „Ich habe im Herbst 2021 an einem Webinar teilgenommen“, berichtet der Unternehmer. Es ging um Vollkosten, Wertschöpfung und produktive Stunden. Referent Rainer Dreier von Fachhandwerk 360° erklärte den Teilnehmern, wie Bauhandwerker daraus ihre Preisuntergrenze berechnen und das eigene Unternehmen auf eine wirtschaftlich stabile Basis stellen.

„Das hat mir die Augen geöffnet, ich hatte über meine Preise vorher immer eher aus dem Bauch heraus entschieden“, sagt Röhm. Bei der Umstellung seiner Kalkulation ließ sich der Handwerker von Dreier unterstützen und ermutigen, die Preise zu erhöhen.

Seitdem hat Röhm bei jedem Angebot und in Verhandlungen die Preisuntergrenze seines Betriebs im Blick. Er wisse immer genau, welche Aufträge sich für ihn lohnen und auf welche er besser verzichtet, um nicht draufzuzahlen.

Und was hat ihn die Beratung gekostet? Sie habe sich innerhalb von drei Monaten amortisiert, betont Röhm. Viel wichtiger sei jedoch, dass der Betrieb jetzt wirtschaftlich zukunftsfähig dasteht. „Denn ich suche jetzt einen Meister oder Techniker, der mich in der Unternehmensführung unterstützt – und den Betrieb womöglich einmal übernimmt.“

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