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So tricksen die Schwarzarbeiter

Kleine Fische und große Haie

Der eine verlegt im Finanzamt schwarz Teppiche und wird sofort erwischt. Andere organisieren Schwarzarbeit im großen Stil und kommen damit jahrelang durch. Wodurch unterscheiden sich die Täter? Durch ihre kriminelle Gründlichkeit! Drei Fälle - drei Arbeitsweisen.

Schwarzarbeiter haben auch so ihre Sorgen: Wer sich dabei nicht erwischen lassen will, muss sich einiges einfallen lassen. Wer sich diese Mühe nicht macht, der fliegt meist ziemlich schnell auf.

Fall 1: Schwarzarbeit im Finanzamt – sofort erwischt!
Es ist doch so einfach, sich das Gehalt aufzubessern: einfach beim Chef krank melden und in der gewonnenen Zeit für jemanden anderen arbeiten.

Im Fall eines Bodenlegers ging das allerdings gründlich schief, wie bild.de berichtet: Sein Chef witterte falsches Spiel und engagierte einen Detektiv. Der erwischte den angeblich Kranken auf frischer Tat – beim Verlegen von Teppichen im Frankfurter Finanzamt.

Die Folge: fristlose Kündigung und ein Strafverfahren wegen Betruges. Zu 90 Tagessätzen à 50 Euro 4500 Euro wurde der Schwarzarbeiter verurteilt.

Vor Gericht wollte sich der Bodenleger nun gegen einen Strafbefehl wegen Schwarzarbeit wehren. Auch das ging schief: Sein Anwalt hatte vor der Verhandlung das Mandat niedergelegt und die Richterin zeigte sich wenig angetan vom Macho-Gehabe des Schwarzarbeiters. Der zog seinen Einspruch gegen den Strafbefehl schließlich zurück.

Jetzt wartet auf ihn auch noch eine Rechnung über 2380 Euro: Der Detektiv will ja auch bezahlt werden.

Doch nicht nur kleine Fische landen derzeit verstärkt im Netz von Fahndern und Gerichten.

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Fall 2: Erwischt – so funktionierte der Millionenbetrug mit Bauhelfern!

Wer sich über die nervigen Baustellenkontrollen des Zolls ärgert, der wird die Arbeit der Fahnder nach diesem Fall vielleicht in einem etwas anderen Licht sehen:

Denn im bayerischen Deggendorf ist dem Zoll ein fetter Fisch ins Netz gegangen: zwei dort ansässige Ehepaare und der Schwiegersohn eines der Paare hatten seit 2008 insgesamt 319 Bauhelfer illegal beschäftigt und dabei über Jahre mehrere Millionen Euro an Löhnen, Steuern und Sozialabgaben eingespart. Das berichtet das Hauptzollamt Landshut.


Beim Tarnen der Schwarzarbeit gingen die Täter mit deutscher Gründlichkeit vor:

  • Die Täter gründeten mehrere Scheinfirmen, unter anderem eine Beraterfirma.

  • Die Beraterfirma schloss Verträge mit polnischen Bauhelfern ab, die offiziell als selbstständige Subunternehmer tätig waren.

  • Um es den Kontrolleuren möglichst schwer zu machen, mussten die Bauhelfer ständig ihre Adresse wechseln.

  • Außerdem gaben ihnen ihre Auftraggeber die passenden Antworten bei möglichen Schwarzarbeitskontrollen vor.

  • Gleichzeitig versorgten die Täter ihre Schwarzarbeiter mit Wohn- und Geschäftsräumen.

  • Die Ehepaare schrieben fingierte Rechnungen im Namen ihrer Subunternehmer.

  • Sie kümmerten sich auch um die Steuermeldungen der Bauhelfer ans Finanzamt.

  • Sogar Homepages erstellten sie für die Bauhelfer – als Nachweis von Marketingaktivitäten und selbstständiger Geschäftstätigkeit.

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So schleusten die Täter die Gelder durch ihre Bücher

Selbst schöpften die beiden Ehepaare mehrere Millionen Euro aus diesem Netzwerk ab: durch Dumpinglöhne, durch Scheinrechnungen und durch kreative Buchhaltung.

So sollen sich die Täter unter anderem gegenseitig sogenannte Abdeckungsrechnungen geschrieben haben. Zu diesem Zweck gründeten sie Scheinfirmen – mit falschen Pässen auf falsche Namen.

Solche Abdeckrechnungen dienen nach Angaben des Zolls dazu, einen tatsächlich entstandenen Aufwand, wie zum Beispiel Schwarzlohnzahlungen, als Betriebsausgabe abzusetzen, was zur "Einsparung" von Sozialversicherungsbeiträgen und Lohnsteuern führt. Man nutzt diese Rechnungen, um tatsächliche Ausgaben in der Buchhaltung "abzudecken".

Die Rechnungsbeträge wurden dann von der einen Firma als Aufwand gebucht, während der Rechnungsaussteller die Einnahmen bei sich wieder aus den Büchern verschwinden ließ.

Tatsächlich zahlten die Entleihfirmen den Tätern für die Bauhelfer sieben Euro pro Stunde. Die Bauhelfer mussten sich mit fünf Euro Stundenlohn zufriedengeben.

Nächste Seite: Auch den Baubetrieben, die Schwarzarbeiter entliehen hatten, drohen Strafen!

Gewinne beschlagnahmt – gegen Baubetriebe wird auch ermittelt

Auf die Spur kam der Zoll diesen Machenschaften durch die Auswertung und den Abgleich mehrerer Kontrollen in Dresden und Deggendorf. Dabei fielen den Beamten Unstimmigkeiten auf.

Als die Fahnder schließlich zugriffen, fielen ihnen drei Millionen Euro in bar in die Hände. Das Geld wurde zur Deckung von Steuerschulden und Sozialabgaben beschlagnahmt.

Die Täter wurden mittlerweile zu mehreren Jahren Haft verurteilt.

Was wird aus den Baubetrieben, die Mitarbeiter entliehen hatten?
Wie die Sache allerdings für die Bauunternehmer ausgeht, die die Bauhelfer auf ihren Baustellen eingesetzt hatten, ist noch offen.

Gegen diese Entleihfirmen wird noch ermittelt.

Der Verdacht: Sie könnten den Tätern beim Sozialversicherungsbetrug geholfen haben und die Scheinselbstständigen gebucht haben, obwohl eine Genehmigung zur Arbeitnehmerüberlassung nicht vorlag.

Auch wegen Steuerhinterziehung wird gegen mindestens einen dieser Betriebe nun ermittelt.

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– deutsche Firmen unterwandert?

3. Fall: Erwischt – italienische Baumafia arbeitet mit Scheinfirmen und Strohmännern

Noch teurer könnte die Schwarzarbeit nun für eine Gruppe sizilianischer „Geschäftsmänner“ werden: In mehreren deutschen Städten durchsuchten Steuerfahnder und Polizisten Wohnungen und Geschäftsräume der Italiener.

Der Vorwurf: Geldwäsche, Steuerbetrug und Schwarzarbeit. Die Betroffenen gehörten zur italienischen Baumafia, berichtet focus.de.

Die Täter sollen 24 Scheinfirmen gegründet und Strohmänner als Geschäftsführer eigesetzt haben. Die Firmen beschäftigten Schwarzarbeiter, stellten sich untereinander Scheinrechnungen und wuschen illegale Gelder.

Unter anderem sollen sie so Finanzamt und Sozialversicherungen um Millionenbeträge geprellt haben.

Vorsorglich beschlagnahmten italienische Behörden schon eine Luxusvilla, um die Gewinne aus der illegalen Tätigkeit abzuschöpfen.

Insgesamt soll der durch dieses Netzwerk verursachte Schaden bei rund 30 Millionen Euro liegen.

Besonders heikel: Auch seriöse deutsche Baufirmen sollen zu den Kunden der Baumafia gehören. Teile der deutschen Bauindustrie seien von der Mafia unterwandert, heißt es in dem Bericht.

(jw)


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