Im Sommerloch haben zwei Schlagworte Hochkonjunktur: Lehrstellenoffensive und Ausbildungsplatzabgabe. Viele Chefs im Handwerk können darüber nur den Kopf schütteln. Obwohl so viele junge Leute auf der Straße stehen, haben wir nur drei bis vier Anfragen nach freien Lehrstellen, sagt Walter Kwartnik, Obermeister der Bäckerinnung Gießen.
Freie Ausbildungsplätze gibt es nach Kwartniks Ansicht genug. Nur bewerben möchte sich kaum wer, wird der Bäckermeister in der Tageszeitung Gießener Anzeiger zitiert.
Zu dieser Einschätzung passt auch eine Nachricht aus den neuen Ländern. Der Handwerkskammer Erfurt sind aktuell 92 offene Ausbildungsplätze gemeldet worden, für die noch kein geeigneter Bewerber von den Betrieben gefunden werden konnte, berichtet die Thüringische Landeszeitung.
Nach Ansicht von Erfurts Kammerpräsident Rolf Ostermann sollte sich die Politik weniger um Bestrafungsaktionen wie die Ausbildungsplatzabgabe, sondern mehr um ein positives Ausbildungsumfeld kümmern. Dazu gehöre eine bessere Allgemeinbildung der Bewerber, sagt Ostermann.
In einer aktuellen Studie zur Ausbildungssituation hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) unter anderem gefragt, warum Betriebe nicht ausbilden. Nach der unsicheren wirtschaftlichen Perspektive nennen die befragten IHK-Betriebe im gesamten Bundesgebiet den Mangel an geeigneten Bewerbern als wichtigsten Hinderungsgrund.
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