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Foto: handwerk.com

Eindeutig zweideutig

Massive Latten – massives Aufsehen

Phase 1: Per Video und unterirdisch zotigen Sprüchen für Medienrummel sorgen. Phase 2: Ein Video nachlegen, das den Sexismusvorwurf aufgreift – und wieder für Aufsehen sorgt. Wie das geht, zeigen Oberschwabens Dachdecker.

Was soll dieses Video bloß aussagen? Dass Handwerker leicht verblödete und notgeile Typen sind? Der folgende Dialog aus dem Image-Film der Dachdecker-Innung Oberschwaben legt das zumindest nahe. Zwei Männer in Arbeitskleidung klingeln an der Haustür, die Dame des Hauses öffnet:

Handwerker 1: "Wir haben gehört, es gibt hier eine feuchte Stelle."
Kundin: "Was meinen Sie mit feuchter Stelle?"
Handwerker 2: "Na ja, ein feuchtes Loch, das dringend gestopft werden soll."

Reihenweise Zoten in 71 Sekunden – lesen Sie Seite 2.

Wenn der Dachdecker zweimal klingelt

1 Minute und 11 Sekunden dauert "Ding Dong". Die Zeit ist gut genutzt, der professionell gemachte Film ist maximal mit Zoten gespickt ("Was meinen Sie, wird das laut und schmutzig?") Und am Ende enthält er sogar eine seriöse Warnung vor der unseriösen Konkurrenz der Branche. Stichwort: Dachhaie und ihre üblen Methoden und Preise.

Eine Zielgruppe, die Oberschwabens Dachdecker mit "Ding Dong" erreichen wollen: der Nachwuchs. Und dann funktioniert der Film möglicherweise, einen pubertierenden 16-Jährigen könnten die Dialoge tatsächlich zum Lachen bringen. Und überhaupt: Von der Tageszeitung über den Internet-Blog bis zum Radiosender, die Welt spricht über die Öffentlichkeitsarbeit der Handwerker. Das Video ist allein auf Youtube mehr als 169.000 (!) mal aufgerufen worden.

Purer Sexismus? Oder symphatische Werbung? "Wir arbeiten hier mit ganz normalen Begriffen der Umgangssprache. Und das einzige, was da abläuft, ist Kopfkino", sagt Obermeister Michael Braunwarth. Er freut sich über den Rummel: "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns in den nächsten Jahren um unseren Nachwuchs keine Sorgen mehr machen müssen."

Ding Dong II: Jetzt tritt der Obermeister persönlich vor die Kamera – lesen Sie Seite 3.

"Das klingt wie ein Soft-Porno"

Wie bei (fast) jedem erfolgreichem Film musste der geneigte Zuschauer nicht lange auf die Fortsetzung warten: In "Ding Dong – Die Aufklärung" tritt Obermeister Braunwarth jetzt sogar selbst auf. im Stil der "Sendung mit der Maus" greift er gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Mike Schilling die Sexismus-Kritik auf. Darin grüßen die Dachdeckermeister alle Ding Dong-Fans: "Und natürlich auch die, die bei so etwas keinen Spaß verstehen." Autsch.

In einem Beitrag über die "Pornografisierung der Gesellschaft" sagt eine Sprecherin des Senders Deutschlandradio über den Ding-Dong-Dialog: "Klingt wie der Anfang eines billigen Softpornos aus der Frühzeit des Privatfernsehens." Und sogar der deutsche Werberat hat sich zwischenzeitlich mit den Sexismusvorwürfen gegen den ersten Teil befasst. Ergebnis: keine Beanstandung. Allerdings lässt ein Sprecher durchblicken, was er von Ding Dong hält: "Erkennbar unterste Schublade." Und eigentlich seien es ja auch Männer, die in dem Streifen "ziemlich dämlich dargestellt" werden. Auch wieder wahr.

Weitere Ding-Dong-Fortsetzungen sind geplant. Und alleine das ist schon eine erwähnenswerte Leistung, denn in der Innung sollen lediglich 20 Betriebe organisiert sein. Die Experten des Fachmagazins "Werben amp; Verkaufen" bezweifeln allerdings, dass jetzt der "große Run" auf die Lehrstellen in Oberschwaben ansteht: "Der Spot lässt völlig unklar, was der Beruf des Dachdeckers den Kids bietet und welche Qualitäten Azubis mitbringen sollten. Richtig dicke Dübel?" Humor ist hoffentlich, wenn man sich trotzdem ausbilden lässt.

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(sfk)

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