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Personalführung

Mitsprache: Gemeinsam stark sein

Die Chefin eines Dachdeckerbetriebes will gut informierte Mitarbeiter, die sich einbringen und selbst Entscheidungen treffen. Das erfordert eine Menge Kommunikation. Aber der Aufwand lohnt sich.

Auf einen Blick:

  • Mitarbeiterbeteiligung und eigenverantwortliches Arbeiten sind für Ines Spangenberg wichtige Motivations- und Erfolgsfaktoren.
  • Eine Voraussetzung dafür sind gut informierte Mitarbeiter. Deshalb setzt sie auf Transparenz – zum Beispiel beim Thema Fehlzeiten.
  • Das Ergebnis: gemeinsam optimierte Arbeitsprozesse, neue Ideen und Mitarbeiter, die mehr Verantwortung übernehmen

Ines Spangenberg will nicht ständig mit der Faust auf den Tisch hauen. „Wir haben nur dann Erfolg, wenn alle an einem Strang ziehen – und zwar aus Überzeugung“, betont die Chefin der Firma Spangenberg Dachtechnik in Bargstedt bei Stade. Sie wünscht sich Leute, die mitdenken und für das Unternehmen eintreten. Deshalb setzt sie auf Transparenz, Partizipation und Eigenverantwortung. Und deshalb hat sie in der Praxis Wege eingeschlagen, die ihre 16 Mitarbeiter so noch nicht kannten.

Mitdenken setzt Transparenz voraus

Da war zum Beispiel diese leidige Sache mit den Fehlzeiten: "Es gab Mitarbeiter mit vielen Krankheitstagen oder solche, die ständig montags krank waren", erzählt die 37-Jährige. Und das habe sie schon lange gestört.

Ende 2015 übernahm Spangenberg den Betrieb von ihrem Vater. Bald nach dem Wechsel lud sie ihre Angestellten zu einer Informationsveranstaltung ein. Thema: Krankenstand. Und da sie nach eigenen Worten ein rational und analytisch denkender Mensch ist, präsentierte sie dem Team die folgende Rechnung:

Durchschnittlich war Spangenberg zufolge jeder Mitarbeiter in der Vergangenheit an rund sechs Arbeitstagen pro Jahr krank. Innerhalb kürzester Zeit sei der Krankenstand aber auf rund 13 Tage pro Jahr gestiegen. Dadurch erhöhten sich die Lohnkosten pro gearbeitete Stunde aufgrund der gesunkenen produktiven Arbeitszeit auf rund 60 Euro. Der Kunde zahle am Markt aber netto nur um die 50 Euro an Lohn. Für die Zukunft bedeute dies, dass Aufträge wegfielen und betriebsinterne Investitionen zurückgestellt werden müssten – zum Beispiel für die von den Mitarbeitern gewünschten neuen Hilfsmittel oder Fahrzeuge.

"Damit habe ich Verständnis dafür geweckt, dass jeder ein wenig auf seine Krankenzeiten achtet", sagt die Unternehmerin. "Die Krankentage sind danach enorm zurückgegangen." Bei Bedarf führe sie zu diesem Thema auch Vier-Augen-Gespräche.

Mitsprache als wichtiger Motivationsfaktor

Ines Spangenberg will nicht ständig einsame Entscheidungen treffen, sie will, dass ihre Leute sich einbringen. Weil sie eigene Ideen haben, die es zu nutzen gilt. „Und weil ich einen Mitarbeiter heute nicht mehr nur durch finanzielle Anreize motivieren kann“, meint die Firmenchefin. Auch Wertschätzung und Mitsprachemöglichkeiten seien wichtige Motivationsfaktoren.

Deshalb hat sie ihre Mitarbeiter beispielsweise darum gebeten, sich über die Verbesserung der Arbeitsprozesse Gedanken zu machen. Ein Ergebnis: Das Material für die Baustellen wird jetzt schon früher von den Lieferanten gebracht, so dass die Fahrzeuge am Vorabend fertig gepackt werden können. Dadurch gibt es weniger Verzögerungen im Tagesablauf.

Daneben ermutigt Spangenberg ihre Angestellten vor allem in den Jahresgesprächen dazu, von sich aus Verbesserungsvorschläge einzubringen. So habe zum Beispiel jemand vorgeschlagen, die Befestigungsart für eine Mauerabdeckung zu verändern. Das dafür benötigte Material sei allerdings relativ teuer, der Mehrpreis hätte durch eingesparte Arbeitszeit ausgeglichen werden müssen.

„Wir haben dann gemeinsam ausgerechnet, wieviel schneller der Mitarbeiter bei der Montage der Mauerabdeckung sein müsste, um dem Kunden die Leistung preisgleich anbieten zu können“, erzählt die Unternehmerin. Der Vorschlag sei in diesem Fall zwar nicht umgesetzt worden, das Team habe dadurch aber einen Einblick in die Preiskalkulation bekommen. Mehr Transparenz also.

Wer mitdenkt, kann eigenständiger entscheiden

Wenn auf der Baustelle doch etwas fehlt, transportieren Boten die benötigten Materialien vom Fachhändler direkt dorthin. Auch das ist eine Neuerung, die im Team diskutiert wurde. Da Ines Spangenberg ihren Mitarbeitern vertraut, können sie selbst über diese Nachbestellungen entscheiden. Die Lieferung erfolgt dann innerhalb von 20 Minuten durch einen Stadtboten.

Die Unternehmerin will nicht ständig von einer Baustelle zur nächsten fahren und selbst alles kontrollieren. Stattdessen fördert sie das eigenverantwortliche Handeln ihrer Mitarbeiter. Zum Beispiel seien alle dazu angehalten, ihr von der Baustelle aus zu melden, wenn eine Leistung nicht fachgerecht ausgeführt werden kann und dadurch haftungsrechtlich bedenklich ist. Auf Wunsch eines Kunden seien von einem Vorgewerk zum Beispiel Elektrokabel unterhalb eines bodentiefen Fensters hindurchgeführt worden, die im wasserführenden Bereich nicht sicher hätten abgedichtet werden können. „So etwas wird mir dann anhand von Bildern gemeldet, damit ich dem Kunden umgehend schreiben kann, dass wir für diese Ausführung keine Gewährleistung übernehmen.“

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