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Praxis-Tipp: Unnütze Arbeit vermeiden

So tricksen Sie Angebotssammler aus

Lassen Sie sich die Angebotserstellung bezahlen? Sie auch nicht? Aber Sie könnten den Kunden damit drohen. Für Tischlermeister Kai Holst funktioniert das gut.

Angebote wie am Fließband schreiben und dann nie wieder von den Kunden hören? Das ist nicht nur frustrierend, es kostet auch Zeit und Geld. Wenn die Kunden den Aufwand wenigstens bezahlen würden.

Das dachte sich auch Tischlermeister Kai Holst aus Hamburg. Also stellte er vor einem Jahr folgenden Text auf seine Website:

„In einem Angebot steckt bereits sehr viel Vorleistung. Wenn es Ihnen ernst ist, sind je nach Umfang ab 50,- EUR für eine einfache Angebotsausarbeitung sicher nicht unfair, da die Summe bei Auftrag als Teil der Anzahlung schon wieder verrechnet wird.“

Berechnet hat Holst die 50 Euro allerdings noch nie. Warum funktioniert es dennoch?

Die Ankündigung genügt bereits

Berechnet hat Holst die Angebotspauschale allerdings noch nie. „Um das konsequent durchzusetzen, müssten die anderen Betriebe schon mitziehen.“ Und genau das ist für ihn ein Problem: Von den Kollegen gebe es zwar viel positive Resonanz, doch kaum einer traut sich.

Dennoch funktioniert schon der Hinweis für ihn recht gut: „Wir haben sehr viele Anfragen über das Internet und dieser Hinweis sortiert viele Angebotssammler sehr gut aus.“ Dazu dürfte allerdings auch der nächste Satz auf seiner Website beitragen: "Unser Mindestauftragswert beträgt 150,- EUR für Arbeiten vor Ort und 40,- EUR im Betrieb.

Aber gehen Holst so nicht Aufträge durch die Lappen? Er ist zufrieden, seine Auftragsquote liegt bei 90 Prozent. Und die übrigen 10 Prozent? „Die sage ich gleich ab, dann habe ich nicht noch den Aufwand mit dem Angebot.“

Dennoch würde es sich der Handwerker wünschen, dass er die Angebotserstellung wirklich berechnen könnte. Zufrieden wäre er allerdings auch schon, wenn mehr Kollegen so wie er zumindest Flagge zeigen und seine Idee übernehmen.

Nächste Seite: Eine Musterantwort  für Angebotssammler – Nachahmung erwünscht!

Muster-Antwort für Preisanfragen per E-Mail

Auf seiner Website macht es Kai Holst kurz und knackig. Doch wenn ihn Preisvergleicher per E-Mail um ein Angebot bitten, antwortet der Tischlermeister ausführlicher – und verlangt Geld für die Angebotserstellung. „Ich mache das schon lange und habe durchweg ganz gute Erfahrungen damit.“ Bezahlen will zwar kaum einer, aber dann muss er sich auch nicht die Arbeit machen. Auch das schafft Entlastung.

Hier seine Standard-Mail für Sie als Anregung – Nachahmung vom Autor ausdrücklich erwünscht!


Sehr geehrte/r ...,

vielen Dank für Ihre freundliche Anfrage.Unsere Arbeit wird Sie begeistern, denn sie ist qualitativ sehr hochwertig, nicht von der "Stange" und orientiert sich an Ihren Wünschen. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es mir, dafür das Angebot mit dem kleinsten Preis erstellen zu können.

Da ich normalerweise niemals der "Billigste" sein kann, mache ich Ihnen folgenden wohl fairen Vorschlag, falls Sie wirklich an einer vernünftigen Lösung interessiert sind: Ein kostenloses Angebot zu erbitten, ist heutzutage in vielen Gewerken zwar üblich, aber deshalb trotzdem nicht unbedingt okay. Vor allem dann nicht, wenn zur Ausarbeitung Planungsleistungen, Skizzen und/oder Zeichnungen nötig sind. Oder arbeiten Sie ohne Lohn?

Wenn Sie von 10 Betrieben Angebote bekommen, dann bekommen Sie 10 völlig unterschiedliche Ausarbeitungen, die nicht alleine über den Preis vergleichbar sind. Es kann aber nur einer den Zuschlag bekommen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Kosten von 10 Ausarbeitungen auf einen Auftrag umgelegt werden müssen. Glauben Sie, dass Sie so wirklich ein faires Preis-Leistungsverhältnis erwarten können? Glauben Sie, dass derjenige mit dem billigsten Preis Sie wirklich zufriedenstellen wird?

Ich erstelle Ihnen gerne ein kostenpflichtiges Angebot für nur 1,5% vom Angebotswert (mind. aber 50,- EUR, um nicht für jede Kleinigkeit erst ein Angebot machen zu müssen). Dieser, im Vergleich zu den tatsächlichen Kosten einer Angebotsausarbeitung, sehr geringe Betrag wird bei Auftrag dann selbstverständlich wieder verrechnet.

Warum gehen Sie nicht einfach zu einem Meisterbetrieb der Tischlerinnung bei Ihnen um die Ecke? Ihr Innungs-Tischlermeister in der Nachbarschaft macht Ihnen mit Sicherheit ein faires Angebot. Dann holen Sie sich noch ein oder - bei größeren Vorhaben - zwei Vergleichsangebote und haben bei einem davon sicherlich auch ein gutes Gefühl. Innungs-Tischlermeister sind sehr ehrliche Menschen! Schenken Sie ihnen das gleiche Vertrauen, welches Sie auch von ihnen erwarten und Sie werden vom Preis-Leistungsverhältnis begeistert sein.

Sind Sie jetzt neugierig? Probieren Sie es doch mal aus. Am besten live und mit persönlichem Kontakt.

Ich arbeite Ihnen sehr gerne ein Angebot zu beiderseits fairen Bedingungen aus, wenn Sie möchten.

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(jw)

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