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"Natürlich bilde ich aus!"

Wie fähig ist der Nachwuchs? Nach dem Negativ-Urteil von Hans-Joachim Szalka entgegnet Handwerksmeister Günter Richtsteig: "Man muss die Jungs nur richtig anfassen, man muss Geduld haben – dann bringen die auch was.“

Wie fähig ist der Nachwuchs? Nach dem Negativ-Urteil von Hans-Joachim Szalka entgegnet Handwerksmeister Günter Richtsteig: "Man muss die Jungs nur richtig anfassen, man muss Geduld haben dann bringen die auch was.

Die erste Frage kommentiert Günter Richtsteig mit einem amüsierten Gesichtsausdruck. Ob es leicht ist, motivierte Lehrlinge zu finden? Ja, ganz ehrlich, da hatten wir noch nie ein Problem, sagt der 64-Jährige. Günter Richtsteig vertraut bei der Azubi-Suche auf sein Gespür, auf das persönliche Gespräch mit den Bau- und Landmaschinenmechanikern in spe. Von Eignungstests hält er nichts. Bevor er seinen nächsten Satz beginnt, beugt er sich vor und verschränkt die Hände auf dem Tisch. Dann senkt er die Stimme. Jetzt muss man ihm ganz genau zuhören: Entscheidend ist eigentlich, welchen Eindruck die Eltern bei mir hinterlassen. Die müssen beim Bewerbungsgespräch nämlich dabei sein, immer, ich will den Hintergrund der Lehrlinge kennenlernen.

Die Methode hat Erfolg. Die Landmaschinenreparaturwerkstatt in Braunschweig bildet seit einer halben Ewigkeit aus. Und in den vergangenen 40 Jahren hat noch keiner von Richtsteigs Schützlingen vorzeitig das Handtuch geworfen, nicht einer ist durch die Prüfung gerasselt. Dabei sind die Anforderungen an Bau- und Landmaschinenmechaniker extrem. Die Arbeit verlangt Robustheit. Wer jemals im Herbst bei schlechtem Wetter 150 Meter über einen Acker gelaufen ist, der weiß, wie schwer Stiefel sein können.

Stippvisite in der Berufsschule

Auch die Theorie hat es in sich. Von der Klimaanlage bis zum Sicherheitssystem moderne Mähdrescher stecken voll von Elektronik. Anders ausgedrückt: Bei der Arbeit vor Ort gehen die Auszubildenden einerseits mit dem Laptop auf Fehlersuche, können aber andererseits auf kein großes Ersatzteillager zurückgreifen. Sie müssen improvisieren. Da zeigt sich, wer ein Handwerker ist. Ob einer von der Hauptschule, von der Realschule oder vom Gymnasium kommt, ist nicht entscheidend.

Was auffällt: Günter Richtsteig organisiert gern, mischt sich ein, er ist ein Kümmerer. Er kümmert sich darum, dass beim Gespräch in seinem Garten in Abbenrode die Gläser immer mit Apfelschorle gefüllt sind. Er ist ein Mann der 1000 Ehrenämter. Er ist Kreisbrandmeister, er sitzt im Meisterprüfungsausschuss der Handwerkskammer, als Schiedsperson schlichtet er in seinem Ort kleinere Streitigkeiten zwischen Nachbarn. Und als Obermeister seiner Innung ist er kontinuierlich in der Berufsschule präsent: Ich gehe alle sechs bis acht Wochen unangemeldet in den Unterricht. Ich will wissen, wie es den Jungs geht.

Schlechte Schüler gute Auszubildende

Die Berufsschullehrer freuen sich über das Engagement auch in materieller Hinsicht. Allein im vergangenen Jahr hat die Innung 6000 Euro in Ausbildungsmaterial investiert. Jetzt können die Jungs einen Beamer, ein Laptop und neue Werkzeuge im Unterricht einsetzen. Richtsteig ist der festen Überzeugung, dass auch schlechte Schüler gute Auszubildende sein können: Wenn einer mal daneben tritt, dann gibts die Nachhilfe, die bezahlt sogar das Arbeitsamt.

Wer Azubis einstellt, weil er mit ihnen Geld verdienen will, der sei auf der falschen Fährte, sagt Richtsteig, beugt sich wieder vor, verschränkt die Hände auf dem Tisch und spricht mit leiser Stimme weiter: Ich muss doch daran denken, wie es mit der Branche weitergeht. Wir suchen Fachleute, beschweren uns aber darüber, dass wir keine Fachleute haben? Man muss die Jungs nur richtig anfassen, sich die Hausarbeiten zeigen lassen, man muss Geduld haben dann bringen die auch was.

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