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Darauf sollten Sie bei Inkasso-Unternehmen achten

Keine Angst vorm Inkasso!

Imageschäden, Kosten, unseriöse Anbieter: Es gibt viele Gründe, die Handwerker vom Inkasso abhalten. Zu Recht? 5 kritische Fragen an einen Inkasso-Anbieter.

Inkasso ist für viele Handwerksbetriebe kein Thema. Zu diesem Ergebnis kommt das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk (ifh) an der Universität Göttingen in einer Studie zum Forderungsausfall im Handwerk.

Selten genutzt
Zwei Drittel der Befragten gaben an, sie hätten noch nie ein Inkassounternehmen beauftragt. Nur fünf Prozent arbeiten immer oder zumindest regelmäßig mit einem Inkassounternehmen zusammen. Rund ein Viertel setzt "in Einzelfällen" auf Inkasso.

Viele Nachteile
Als Nachteile befürchten die Betriebe vor allem zusätzliche Kosten (60 %). Viele fürchten aber auch eine Belastung der Geschäftsbeziehung (32,5 %) oder einen Imageschaden (30 %).

Große Chancen
Zu den Vorteilen zählen eine geringere Arbeitsbelastung (84,6 %) und juristische Unterstützung durch das Inkassounternehmen (76,9 %) Wichtige Gründe für Inkasso seien zudem ein sicherer (46,2 %) und schnellerer Forderungseinzug (38,5 %).

Nächste Seite: Wie berechtigt sind die Sorgen? Und wie lässt sich Inkasso trotzdem nutzen?

Wie reagieren Kunden auf Inkasso?

Christian Possienke ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer der auf Inkasso spezialisierten LexFort Forderungsmanagement GmbH in Braunschweig. LexFort hat die Studie zum "Forderungsmanagement im Handwerk" finanziert. Wir wollten wissen, wie ein Praktiker die Sorgen der Handwerker sieht.

Herr Possienke, viele Handwerker meiden Inkasso aus Sorge, wie das beim Schuldner ankommt. Zu Recht?
Possienke: Für Auftraggeber ist ein Schreiben vom Inkassounternehmen nicht mehr ganz so schlimm wie noch vor fünf oder zehn Jahren. Das liegt vielleicht daran, dass es für manche Schuldner schon eine Art Hobby zu sein scheint, die Zahlungen zu verzögern. Doch für viele ist es immer noch unangenehm.

Also doch lieber kein Inkasso, um Kunden nicht zu vergraulen?
Possienke: Das kommt darauf an, wie man einen Schuldner darauf vorbereitet. Wir empfehlen, die Schuldner rechtzeitig darauf hinzuweisen, zum Beispiel im letzen Schreiben, bevor der Fall an uns geht. Eine Formulierung wie ‘Wenn die Zahlung nicht bis zum 10. eingeht, dann sehen wir uns gezwungen, ein Inkassounternehmen einzuschalten ...‘, zeigt oft Wirkung. Und wenn nicht, dann kann sich der Schuldner nicht beklagen, er habe es nicht gewusst. Wir bieten im Einzelfall zudem die Möglichkeit an, ein Anschreiben etwas sanfter zu formulieren.

Nächste Seite: Was ist mit der Sorge vor unseriösen Inkassounternehmen?

Wie sortiert man unseriöse Inkasso-Anbieter aus?

Eine Vorwarnung ist eine Sache, eine andere ist, wie das Inkassounternehmen mit dem Schuldner umgeht. Rabiate Methoden fallen ja auf den Betrieb zurück.
Possienke: Dagegen kann man sich durch die Auswahl des Inkassounternehmens schützen. Wenn der Anbieter Mitglied im Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen ist, dann darf man von seriösen Praktiken ausgehen. Der Verband hat  klare Richtlinien und geht Beschwerden nach.

Trotzdem würde sich mancher Handwerker wohler fühlen, wenn er im Einzelfall selbst entscheiden kann, welche Kunden er zum Inkasso freigibt.
Possienke: Das ist eine Frage der Vertragsgestaltung. Es gibt Unternehmen, die sehr großen Wert darauf legen, dass alle Forderungen an sie abgegeben werden. Andere überlassen die Entscheidung dem Gläubiger. Bei uns zum Beispiel entscheiden das die Mandanten in jedem Einzelfall selbst. Und wir bieten auch die Möglichkeit, den Inkassoauftrag zu stoppen, wenn es sich der Mandant noch anders überlegt.

Nächste Seite: Können die Inkasso-Kosten aus dem Ruder laufen?

Wie lassen sich die Inkasso-Kosten kontrollieren?

Bleibt noch die Angst vor zu hohen und unkontrollierbaren Kosten – zumindest erfolglosem Inkasso.
Possienke: Erst einmal darf man nicht vergessen, dass im Erfolgsfall der Schuldner die Inkassokosten trägt. Trotzdem sollte sich jeder die Verträge der Inkassoanbieter genau anschauen und die für sich günstigste Lösung suchen. Manche lassen sich die Kosten bei Nichterfolg vom Mandanten voll ersetzen, andere nehmen eine Pauschale in solchen Fällen. Zudem verlangen manche Anbieter zusätzlich einen Jahresbeitrag oder eine Erfolgspauschale oder beides. Da gibt es viele Varianten. Unsere Mandanten zahlen im Erfolgsfall nichts und bei Nicht-Erfolg pauschal 25 Euro. Da sich unsere Mandanten auch nicht zu einem bestimmten Kontingent verpflichten und jederzeit kündigen können, gibt es für sie kein Risiko.

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