Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich? Diese Frage eines Journalisten entlockt Johannes Thomsen ein gequältes Lachen. Zeit? Hier steht alles Kopf. Die Konjunktur bereitet dem geschäftsführenden Gesellschafter der Tischlerei Gimm GmbH in Flensburg nicht nur Freude: Es brennt an allen Ecken. Materiallieferungen verzögern sich. Kunden fragen nach, warum es so lange dauert. Anfragen nach Angeboten auf allen Kanälen, per Fax und Mail. Das geht schon seit zwei Jahren so, berichtet der kommissarische Obermeister der Tischlerinnung Flensburg Stadt und Land. Vielen Mitgliedsbetrieben gehe es ähnlich, doch eine Patentlösung gebe es nicht. Thomsen löst das Problem auf seine Weise. Auf Anfragen von Neukunden per Mail und Fax reagiert er zum Teil gar nicht mehr. Wer ein Angebot möchte, muss sich telefonisch oder persönlich bei mir melden. Entlastung bringe es auch, wenn Mitarbeiter eigenverantwortlich handeln. Kleinere Aufgaben delegiert er schon heute. Früher waren die Arbeitsvorbereitungen genau durchdacht und alles war vorgegeben. Heute müssten sich die Mitarbeiter mehr hineindenken und Aufträge auch mal anhand von Skizzen erledigen. Komplexere Aufgaben will Thomsen demnächst ebenfalls abgeben. Einer unserer Mitarbeiter macht seinen Meister, das dauert nicht mehr lange, dann kann ich noch mehr delegieren, freut sich der Unternehmer.
Wer delegiert, sei auf dem richtigen Weg, meint die Trainerin Erika Arbeiter aus Langenhagen bei Hannover. Sie hat sich auf den Bereich Arbeitsorganisation spezialisiert. Doch auch an anderen Punkten können sich Unternehmer selbst entlasten oft schon mit einfachen Methoden, wie fünf Tipps der Trainerin zeigen:
Unangenehmes nicht aufschieben: Sie brauchen Disziplin, um das ständige Aufschieben in den Griff zu kriegen. Kosten Sie dann aus: Wie fühlt sich das an? Vermutlich fühlen Sie sich mit der neuen Situation unerwartet gut. Sie können sich für rechtzeitig erledigte Aufgaben belohnen.
Sagen Sie ruhig mal Nein: Klären Sie, welches Ihre besonders guten Kunden sind, bei denen sich für beide Seiten eine Win-Win-Situation ergibt. Den Umgang mit ihnen sollten Sie als besonders dringlich und wichtig ansehen.
Optimieren Sie Ihre Organisation: Sinnvoll ist, dass Sie ihre Terminplanung elektronisch abgleichen und nicht mehre Kalender parallel führen.
Sorgen Sie für effiziente Besprechungen: Machen Sie sich vor Beginn einer Besprechung klar, welche Ergebnisse erzielt werden sollen und legen Sie das Ende fest. Verwechseln Sie nicht Besprechungen mit Mitarbeitergesprächen. Bieten Sie Ihren Mitarbeitern lieber Gesprächszeiten an, in denen Persönliches erörtert werden kann.
Gönnen Sie sich Erholung: Wer viel arbeitet, ist letztlich ineffektiv. Gönnen Sie sich schöpferische Pausen! Alles andere in Ihrem Betrieb wird doch auch gewartet und gepflegt, Ihr Maschinen- und der Fuhrpark etwa. Warum also gestehen Sie sich selbst keine Zeit zum Auftanken zu?
(lo/jw)
