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Foto: handwerk.com

Abdichtung? Welche Abdichtung?

Flachpfeifen sind einfach spektakulär

Endlich! Ein TV-Handwerkertest, bei dem Betriebe und Branchen gut wegkommen. Mal von einem Beispiel abgesehen – und das ist besonders krass.

Handwerkertests im Fernsehen leiden unter einem grundsätzlichen Problem: Je flacher die Flachpfeifen sind, die bei der Arbeit gefilmt werden, um so spektakulärer wird der Beitrag. Man denke nur an den so unterhaltsamen wie unsäglichen „Oma-Trick“ im ZDF.

Jetzt hat der WDR im „Handwerkercheck“ drei Branchen auf den Prüfstand geschickt: SHK, Fliesenleger, Glaser. Es geht um die Komplett-Sanierung eines Duschbades in einem Einfamilienhaus in Siegburg. Da ist Schimmel in den Fugen, der Wasserablauf ist veraltet, die Armaturen funktionieren nicht richtig.

Schön, eine „richtige bauliche Maßnahme“, sagt der Bausachverständige Giesbert Schmitz. Er hat die Arbeiten mit versteckten Kameras beobachtet.

Peinlicher Anfang: Ein Fliesenlegertrio sorgt für Irritationen.

Beratung in voller Mannschaftsstärke

Die Kunden sind offensichtlich echt, der Sohn des Hauses – ein junger Student – übernimmt die Planung. Und er merkt fix: So eine Sanierung ist kompliziert, die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Die Sanitär-Aufgaben vergibt er an einen SHK-Betrieb aus der Region. Alles prima. Doch dann erscheinen die Fliesenleger – fast. Denn den ersten Termin sagt der Betrieb ab. Zum zweiten Termin – wir befinden uns wohlgemerkt in der Beratungsphase – erscheinen die Männer 1. eine Stunde zu spät und 2. in „voller Mannschaftsstärke". Die Fachleute drängeln sich zu dritt in die alte Duschkabine.

Fliesenmuster hat das Trio zwar nicht dabei, aber man könne Fotos via E-Mail schicken. Bitte? Die Familie sucht sich die Fliesen dann selbst im Fliesenfachhandel aus. Und den Bausachverständigen beschleicht ein „ganz schlechtes Gefühl“. Womit er richtig liegt.

Nachdem andere Handwerker die Altlasten abgerissen haben (das verlange nicht unbedingt die Spezialisten, sondern „Herren mit Kondition“, merkt Schmitz an), macht der Fliesenlegerbetrieb plötzlich Druck, der Termin müsse sofort über die Bühne gehen.

Nächste Seite: Abdichtung? Da sind doch noch Fliesen drunter!

Dubiose Spachtelmasse, eigenartige Fugen.

Und siehe da: Das lustige Fliesenlegertrio ist nicht mehr zu sehen, dafür erscheint der vierte Vertreter seines Betriebes auf der Badezimmerbühne. Der Mann legt sofort los. Schmitz betrachtet die Szene leicht verdattert: „Ich weiß gar nicht, was der da macht. Der soll das erst einmal abdichten, aber der spachtelt da irgendetwas drauf.“

Die Lösung: Der Mann kleistert die alten Fliesen mit Kleber ein. Den Untergrund vernünftig abdichten? Nein, er will einfach die neuen Fliesen auf die alten kleben. Die Dame des Hauses, die nun wirklich nicht vom Fach ist, sieht sich die Arbeiten an und bemerkt zudem: „Die Fugen sind auch eigenartig.“

Nach der halben Arbeit muss der „Experte“ die Arbeit zum Glück einstellen, weil er nicht genug Kleber dabei hat (sein Kollegentrio hatte ihn wohl nicht sonderlich intensiv mit Informationen versorgt). Und es ist sowieso Zeit für den Auftritt des Bausachverständigen vor der Kamera, Schmitz konfrontiert den armen Fliesenleger mit der Realität.

Schmitz: „Die Arbeit ist eine Katastrophe, die Wand ist nicht abgedichtet.“
Fliesenleger: „Da sind doch noch Fliesen drunter.“

Und der Dialog wird noch besser!

Gespräch unter Experten: „Rosetten groß wie Bierdeckel?“ Lesen Sie die nächste Seite.

Die Dübellöcher sind noch offen 

Schmitz: „Hier sind noch die alten Dübellöcher von der Seifenschale. Die Fugen sind doch noch offen.“
Fliesenleger: „Das macht doch der Kleber zu."

Schmitz: „Der Kleber? Der Kleber ist doch keine Abdichtung bei der breiten Fuge.“
Fliesenleger: „Meine Kollegen haben mir gesagt, dass hier so drübergefliest werden kann. Ich war ja vorher noch nicht hier.“

Schmitz (deutet auf eine grobe Aussparung hinter der Armatur): „Und dann bauen Sie denen hier solche Querfugen ein?“
Fliesenleger: „Aber da kommen doch noch Rosetten drauf."

Schmitz: „Wie groß sollen die denn sein? Wie Bierdeckel?“

Die Arbeit in der Zusammenfassung: Vorprogrammiertes Feuchtbiotop, mangelnde Abdichtung selbst hinter der Armatur, abgesackte Fliesen, schiefer Abschluss.

Auch lustig! Auftragsabsage via sms – und ohne Punkt und Komma.


„So geht’s“ versus „So geht’s gar nicht“

Bevor das zu sehr in den Hintergrund gerät: Die Installateure kommen ebenfalls zu dritt, was allerdings niemanden stört, da ein Pauschalpreis vereinbart wurde. Und der Einbau einer Duschrinne „auf den Millimeter erfordert die Meisterschaft“.

Schmitz sieht genau hin: „Die Arbeit geht zügig von der Hand, gefällt mir gut.“ Dieser Fachbetrieb versteht sein Geschäft, hier wird sauber gearbeitet.

Dass die Fliesenarbeiten komplett neu gestaltet werden müssen, versteht sich allerdings. Der Junior des Hauses ruft einen weiteren Betrieb an, der das ganze übernehmen soll. Auch der zweite Fliesenleger lässt auf sich warten.

Dafür kommt eine sms. Ohne Punkt und Komma und Rechtschreibprüfung: „Sorry kann den Auftrag nicht annehmen lohnt sich für uns nicht zu klein der auftrag danke für anfrage.“ Das ist wie aus dem Lehrvideo: Wie Sie Kunden niemals absagen sollten.

Schmitz hat genug, er ruft einen Handwerker aus seinem Netzwerk zu Hilfe. Einen Vollprofi, der einfach weiß, wie er vorgehen muss. Vernünftige Abdichtung, schön glatt gespachtelt, optimal. Auch eine Art Lehrvideo: So geht’s!

Letzte Seite: Der Baumarkt verliert den Preiskampf gegen den örtlichen Fachbetrieb!

Und noch ein Kampf der Extreme

Zum guten Schluss wagen die Fernsehmacher noch den Kampf der Extreme: Fetter Baumarkt versus schmale Glaserei. Wer bekommt den Zuschlag für die Duschabtrennung?

„Die Beratung war überraschend nett“, sagt der Junior der Familie auf dem Baumarktparkplatz. Das Angebot inklusive Anlieferung und Montage: 1100 Euro.

Und der ortsansässiger Glaser? Der steht wie vereinbart im Badezimmer der Familie und macht sich ans Aufmaß. "Er geht ins Detail, macht eine kleine Beratung. Das ist vorteilhafter als im Baumarkt, da müssen sie selbst aufmessen. Wenn da irgend etwas nicht stimmt, haben sie ein Problem", konstatiert Schmitz.

Und außerdem: „Der Glasermeister um die Ecke ist fast 200 Euro billiger.“ Jetzt mal ehrlich, es gibt so tolle Betriebe. Ist das nicht schön?!

(sfk)

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