Auf einen Blick:
- Ein hoher Krankenstand kann für einen kleinen Betrieb schnell zu einem großen Problem werden. Angebote für ein gesundes Team machen Sie zudem als Arbeitgeber attraktiv.
- Damit Ihre Angebote nicht ungenutzt verpuffen, sollten Sie selbst mit guten Beispiel vorangehen. Maßnahmen, die Ihr Team sich wünscht, müssen Sie unterstützen, sonst fühlen sich Ihre Mitarbeitenden nicht ernst genommen.
- Lassen Sie sich helfen: Unterstützung und Ideen gibt es bei Handwerkskammern, Krankenversicherungen und externen Coaches.
Arbeitgeber spüren es, Krankenkassen haben die passenden Zahlen: Die Zahl der krankgeschriebenen Arbeitnehmer verharrt auf einem Rekordhoch. Im Juli meldete die IKK Classic mehr als 1,5 Millionen Fälle von Arbeitsunfähigkeit im ersten Halbjahr 2023 und damit einen Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 21,57 Prozent. Der Krankenstand habe einen neuen Rekordwert von 7,24 Prozent erreicht, so die Krankenkasse.
Hohe Krankenstände können gerade kleine Betriebe schnell in Schwierigkeiten bringen. Auf zu wenige Schultern kann die Arbeit nicht verteilt werden.
Maßnahmen, um das Team fit und gesund zu halten, sind nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht vorteilhaft. „Fachkräfte können sich mittlerweile aussuchen, in welchem Betrieb sie arbeiten wollen“, sagt Margit Urban, Expertin für psychosoziale Gesundheit in Unternehmen. „Gesundheitsfürsorge über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus kann die Attraktivität des Arbeitgebers steigern.“ Doch es reiche nicht, einen Obstkorb aufzustellen oder alle zur Rückenschule zu verdonnern. „Die Mitarbeitenden nehmen die Angebote dann gar nicht wahr oder sie verpuffen nach kurzer Zeit“, betont Urban. „Entscheidend ist, dass die Führungskraft mitzieht.“
3 Schritte können Sie hier weiterbringen.
Schritt 1: Nehmen Sie Ihre Vorbildfunktion bewusst an
Ob es Ihnen gefällt oder nicht: Sie sind ein Vorbild für Ihr Team. „Ein Aufschauen zum Chef ist in vielen Betrieben verbreitet“, sagt Urban. „Führungskräfte haben eine Orientierungsfunktion.“
Im Klartext: Wie Sie mit Stress, Krankheit oder kranken Mitarbeitenden umgehen, färbt auf Ihre Belegschaft ab. „Deshalb ist bei gesunder Führung immer erst die Selbstführung ein Thema“, betont die Expertin. Kommen Sie krank zur Arbeit? Sind Sie immer erreichbar? Wie essen Sie im Betrieb? Das sind Fragen, die Sie zuerst für sich klären müssten. „Sonst wirken alle Maßnahmen unauthentisch und verpuffen“, so Urban.
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Schritt 2: Ergründen Sie, was Ihr Team braucht
Gesundheitstag, Massage oder einen besseren Staubschutz? Bevor Sie anfangen, sich Maßnahmen für ein gesundes Team zu überlegen, sollten Sie in Erfahrung bringen, was Ihren Mitarbeitenden fehlt.
„Befragen Sie Ihre Leute: Wo sind eure Belastungen, welche Hilfsmittel braucht ihr, welche Probleme gibt es?“, rät Urban. „Die Mitarbeiterexpertise ist ein wichtiger Punkt.“
Und wenn keiner reden will? „Vertrauen spielt eine große Rolle“, so die Expertin. „Wenn zur Führungskraft ein eher schwieriges Verhältnis besteht, können Dritte helfen: Krankenkassen, Handwerkskammern oder externe Coaches.“
Eine andere Möglichkeit ist, von sich auf andere zu schließen, um einen Ansatzpunkt zu finden. „Laden Sie eine Expertin für einen Impulsvortrag ein, zum Beispiel zum Thema Stressbewältigung“, so Urban. „Räumen Sie ein, dass Sie selbst Probleme mit diesem Thema haben und dass Sie sich von dem Vortrag Erkenntnisse erhoffen.“ Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, dass ihre Schlafstörungen oder anderen Probleme mit Stress bei der Arbeit zusammenhängen. „Wenn Sie dann offen mit dem Thema umgehen, bauen Sie Vertrauen auf.“
Schritt 3: Starten Sie mit kleinen Events – und machen Sie mit
Es muss nicht immer gleich der große Wurf sein. „Starten Sie mit kleinen Events“, schlägt Urban vor. „Planen Sie für den Betriebsausflug eine Fahrrad- oder Wandertour oder ein Minigolfturnier.“ Auch das Thema gesunde Ernährung könnten Sie mit einem gemeinsamen Kochen in der Profiküche eher spielerisch ins Team bringen. Laufbegeisterte können bei einem Firmenlauf antreten und von den anderen angefeuert werden. Oder schaffen Sie es, eine Fußballmannschaft aufzustellen und gegen einen anderen Betrieb anzutreten?
„Wichtig ist, dass Sie als Chef immer dabei sind“, betont Urban. „Sie müssen keinen Marathon mitlaufen – aber an der Strecke stehen, das sollten Sie schon.“
Sie fürchten, das Thema nicht allein zu bewältigen? Dann lassen Sie sich helfen. So bieten die Handwerkskammern Kurse und Beratungen zur Mitarbeitergesundheit an. Auch Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften unterstützen die Betriebe meist kostenlos.
„Wer Anregungen sucht, kann auch eine der zahlreichen Messen für Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge besuchen. Dort gibt es oft gute Anregungen für Hilfsmittel oder Schutzkleidung“, sagt Urban.
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