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Die gelbe Gefahr

Wer in diesen Tagen die Post öffnet, sollte Anschreiben mit dem Vermerk "Korrekturabzug" genau ansehen. Stammt der Brief wirklich von den Gelben Seiten? Oder will ein unbekanntes Branchenverzeichnis Sie mit gelber Farbe "anschmieren"?

Juni 2006: Der Handwerksmeister Carsten Warnecke öffnet einen Geschäftsbrief, den er fix beantworten kann. Er soll lediglich seine Firmendaten für das Branchenbuch überprüfen. Dass es sich bei dem "Korrekturabzug" um ein Formular der Gelben Seiten handelt, zieht er nicht in Zweifel. Schließlich ist sogar der Briefkopf des Anschreibens in gelb gehalten. Die Anschrift seines Unternehmens in Vechelde bei Braunschweig hat sich nicht verändert, also bestätigt Warnecke die Daten mit seiner Unterschrift und schickt den Brief im "beiliegenden Rückumschlag" zurück an den Absender. Erst als er wenige Tage später eine Auftragsbestätigung über den "Eintragstarif Standard plus" im Online-Branchenverzeichnis "MeinBranchenbuch.de" erhält, sieht er sich das Kleingedruckte, unter dem seine Unterschrift steht, ganz genau an. "1076,76 netto pro Jahr" soll er zahlen, die "Vertragslaufzeit beträgt zwei Jahre". Warnecke: "Ich könnte mich ohrfeigen."

Der Handwerksmeister ist nicht der einzige Unternehmer, der sich in diesen Tagen für seine Leichtfertigkeit geißelt. Allein die Kanzlei "Michael Rechtsanwälte und Notare" in Gevelsberg vertritt mehr als 70 Mandanten, die sich #150; genau wie Warnecke #150; in der Hektik des Büroalltags vom gelben Farbton blenden ließen.

"Die Betroffenen sollten die Rechnungen auf keinen Fall begleichen", rät Rechtsanwalt Christian Solmecke. Aus seiner Sicht ist völlig unklar, was die Betriebe mit ihrer Unterschrift überhaupt gekauft haben. Denn anders als ein Name wie "Branchenbuch Vechelde" vermuten lässt, sei überhaupt nicht geplant, die Firmendaten tatsächlich in einem Branchenbuch wie den Gelben Seiten zu veröffentlichen. Solmecke: "Es existiert nur die Internetseite MeinBranchenbuch. de. Und die ist weitgehend unbekannt. Der Werbeeffekt der teuren Verträge geht gegen null."

Hinter MeinBranchenbuch.de steckt die "MR Branchen und Telefon Verlagsgesellschaft mbH" in Rostock. Wir haben das Unternehmen um eine Stellungnahme zu seinem Geschäftsgebaren und den Vorwürfen gebeten - leider ohne Erfolg. Der Verlag hätte dann auch die Seltsamkeit aufklären können, dass ein nahezu identisches Formular bereits 2004 und 2005 von anderen Internet-Anbietern an Gewerbetreibende verschickt worden ist. Seinerzeit hatte die Gelbe Seiten-Betreiberin DeTeMedien die Verbreitung stoppen lassen. Ein Auszug aus einem Urteil des Landgerichts Hamburg: "Auch die Bezeichnung als ,Korrekturabzug' erweckt die Vorstellung, der Adressat sei lediglich dazu aufgefordert, die Richtigkeit der aufgeführten Daten zu überprüfen und gegebenenfalls zu bestätigen, nicht aber einen kostenpflichtigen Vertrag abzuschließen." (23. August 2005, Geschäftsnummer 407 O 186/05)

(sfk)

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