"Voll funktionsfähiger mobiler Angriff": Mit diesen Worten warnt der Softwareanbieter Trend Micro dieser Tage vor dem angeblich ersten schlimmen Handy-Virus. Der Symbian-Virus Cardtrp.A, so der Name, schlage via Bluetooth-Funkverbindung oder Multimedia Messaging Standard (MMS) zu. Zudem verbreite sich der Schädling über Downloads aus dem Web. Bedroht seien auch Windows-Rechner, da der Virus von der Handy-Speicherkarte auf die Festplatte gelangen könne.
Beim Wettbewerber Sophos schüttelt man ob der Warnung nur den Kopf. "Einfach meschugge" sei es, hier von einer schwerwiegenden Bedrohung zu sprechen, sagte Sophos-Mitarbeiter Graham Cluley dem britischen Online-Dienst "silicon". "Wir haben keine Berichte, dass sich der Schädling ausbreitet. Handy-Nutzer sollten sich nicht in Panik versetzen lassen. Verglichen mit E-Mail-Viren und Internet-Würmern habe der Symbian-Virus eine "äußerst uneffektive Verbreitungsmethode".
Auch im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wundert man sich über die dramatische Warnung. "Eine Gefahr besteht, keine Frage. Aber Handy-Viren breiten sich nur langsam aus, ihr Verbreitungsgrad bleibt gering", sagte BSI-Sprecher Michael Dickopf gegenüber handwerk.com. Wegen der unterschiedlichen Betriebssysteme von Mobiltelefonen hätten Virenbastler nicht so leichtes Spiel wie bei PCs mit ihren Windows-Systemen. Als Vorsichtsmaßnahme rät er, Handy-Schnittstellen, wie etwa die für Bluetooth, auszuschalten, wenn sie nicht benötigt werden.
Der Mobilfunker O2 hält die Warnungen vor Handy-Viren indes grundsätzlich für "massiv übertrieben", wie der Online-Dienst ZDNet berichtet. Ein großes Call-Center für Handy-Nutzer weise darauf hin, dass gerade einmal 0,004 Prozent aller Anfragen "virenrelevant" seien, heißt es in dem Bericht weiter.
Also nur Panikmache? Trend Micro räumt ein, dass "das Infektionspotenzial zu diesem Zeitpunkt noch als niedrig zu bewerten ist". In Zukunft aber müsse mit mehr Angriffen dieser Art gerechnet werden. "Diese werden noch wirksamere Verbreitungsroutinen verwenden und daher auch ein höheres Infektionspotenzial besitzen, betont der Softwarehersteller und wirbt für seine "mobile Sicherheitslösung".