Die Gebäudereinigung hat es Bert Tinnermann angetan: Einsparpotenziale zwischen zehn und 30 Prozent der Kosten, sieht der Leiter des Staatlichen Baumanagements in Lüneburg alleine bei den Liegenschaften des Landes in seinem Gebiet. Dieses Potenzial will Tinnermann nun nutzen und mit einer Ausschreibung kostengünstigere Reinigungsverträge erzielen.
Die größten Einsparpotenziale
Gelegenheit dazu bieten mehrere Pilotprojekte des Landes Niedersachsen. Nicht nur in Lüneburg lässt das niedersächsische Finanzministerium die landesweite Einführung eines professionellen Gebäudemanagements prüfen. Wir haben mit der Gebäudereinigung angefangen, weil wir hier das größte Einsparpotenzial erwarten, berichtet Tinnermann vom Lüneburger Projekt. Betroffen sind sieben Liegenschaften des Landes von der Universität bis zum Landeskrankenhaus. Ziel ist es, die Betriebskosten zu senken. Nach den Reinigungskosten sollen auch die anderen Teilbereiche des Gebäudemanagements an die Reihe kommen, etwa der Betrieb und die Wartung der Anlagen.
Ministerium will mittelstandsgerecht ausschreiben
Während im Handwerk beim Stichwort Facility Management die Alarmglocken schrillen, kommt aus dem Finanzministerium die Entwarnung: Keine Spur von Auftragsbündelung und Komplettvergabe, die Ausschreibungen erfolgen gemäß Mittelstandsförderungsgesetz nach VOB, versichert der leitende Ministerialrat Heiner Gerriets. Es werde keine zu großen Lose und keine neuen Methoden zum Nachteil des Handwerks geben, verspricht Gerriets. Wir haben alle sieben Lose einzeln ausgeschrieben, bestätigt Lüneburgs Projektleiter Martin Lohmann. Natürlich haben einige Firmen für alle sieben Lose Angebote abgegeben, doch es sei schon absehbar, dass mindestens fünf verschiedene Anbieter zum Zuge kämen.
Professionellere Ausschreibungstexte
Weil keine Großaufträge vergeben werden, müssen die angestrebten Einsparungen anders zustande kommen. Kostensenkungen erwartet Lohmann vor allem durch professionellere Ausschreibungen: Wir haben bessere Ausschreibungstexte, da wissen die Bieter, was sie erwartet und die Sicherheitsaufschläge fallen weg.
Praktiker zweifeln
Praktiker haben Zweifel an dem Konzept: Für kleine Unternehmen ist das nichs, sagt einer der Mitbieter. Es geht doch nur darum, die Kosten zu drücken, glaubt der Gebäudereinigermeister aus Lüneburg, der namentlich nicht genannt werden möchte. Die Bezirksregierung hat nur in Richtung Sichtreinigung ausgeschrieben. Das ist das Schlimmste. Früher seien die Gebäude nach Leistungsverzeichnis täglich gereinigt worden, nun müsse die Reinigungskraft selbst entscheiden, ob etwas zu tun ist. Da liegt die Krux: Wir haben zusätzliche Kosten durch zusätzlichen Schulungsbedarf für unsere Mitarbeiter. Denn: Putzt der Mitarbeiter zu wenig, ist der Kunde unzufrieden. Putzt er zu viel, wird es für den Betrieb schnell teurer als kalkuliert.
Noch aus einem anderen Grund ist der Gebäudereinigermeister von dem Konzept nicht überzeugt: Nur wenn wir alle Lose bekommen, können wir einen bestimmten Prozentsatz an Kosten einsparen. Das sei bei dieser Vergabe nicht gesichert, über jede Liegenschaft werde individuell entschieden.
Niedersachsen will 30 Millionen Euro sparen
Rund 30 Millionen Euro jährlich will das Land Niedersachsen nach Angaben von Finanzminister Heiner Aller durch die Einführung eines flächendeckenden Facility Managements einsparen.
Erste Erfahrungen mit Pilotprojekten bezeichnete Aller als äußerst vielversprechend und ermutigend. Nun solle die Bewirtschaftung landesweit bei allen 9400 Bauwerke und 560 000 Hektar Grundeigentum angewendet werden.
Ziel ist es laut Projektbeschreibung, die Kostenentwicklung des Facility Management von der Planungsphase an zu optimieren. In Pilotprojekten unter anderem in Finanzämtern des Landes und in den landeseigenen Liegenschaften in Lüneburg werden derzeit die laufenden Betriebskosten analysiert und Möglichkeiten der Kostensenkung durch eine veränderte Auftragsvergabe geprüft.