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Foto: Stuck-Belz

Kalkulation mit Preisuntergrenze

So sortiert dieser Meister unrentable Angebote aus

Nicht jeder Auftrag rechnet sich. Hier verrät Michael Christmann, wie er es geschafft hat, die Zahl nicht lohnender Projekte deutlich zu senken.

Auf sein Bauchgefühl hat sich Stuckateurmeister Michael Christmann bei der Kalkulation noch nie verlassen. „Ich habe im Betrieb schon immer ein Kalkulationsprogramm eingesetzt“, sagt der Chef von Belz Stuck Putz Trockenbau. Doch das lief in der Vergangenheit nicht immer rund. So wunderte sich der Unternehmer aus Bonn des Öfteren, warum seine Kalkulation nicht aufging. Vor fünf Jahren stellte er deshalb seine gesamte Kalkulation auf den Kopf. Das Ergebnis: Heute schließt der Handwerker Projekte seltener mit einem Minus ab, wählt Aufträge genauer aus und hat mehr Mitarbeiter.

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So prüft der Meister eingehende Angebote

Christmann kennt seine Preisuntergrenze genau: „Diese Kennzahl verrät mir, welchen Umsatz pro Stunde ich mindestens erzielen muss, damit ich bei Aufträgen keinen Verlust mache.“

Einmal im Jahr nimmt er sich die Zeit, für seinen Betrieb die Preisuntergrenze mit Hilfe der produktiven Stunden und der Vollkosten zu ermitteln. Laut Christmann ist die Berechnung zwar relativ einfach, aber man brauche dafür einige Unterlagen. „Mit einer gut sortierten Buchhaltung ist das aber kein Problem.“

Wenn bei ihm neue Angebote eingehen, greift der Meister nicht sofort zu, sondern macht grundsätzlich eine Vorkalkulation. „Dabei prüfe ich immer, ob ich mit einem Auftrag mindestens die Preisuntergrenze erreiche“, sagt Christmann. Alles, was unrentabel sei, werde in der Regel konsequent aussortiert. Allerdings räumt der Unternehmer ein, dass er in seltenen Fällen Ausnahmen macht. „Wenn ich zum Beispiel bei einem prestigeträchtigen Projekt dabei sein kann, mache ich schon mal finanzielle Abstriche.“

Konsequente Nachkalkulation aller Projekte

Christmann prüft nach Abschluss der Bauarbeiten zudem, ob er bei einem Projekt unterm Strich Gewinn gemacht hat. „Es gibt zwar immer mal wieder Aufträge, bei denen wir keine schwarzen Zahlen schreiben“, sagt der Meister. Doch mit Hilfe der neuen Kalkulationsmethode und der strengeren Auswahl der Aufträge sei die Zahl der defizitären Projekte deutlich zurückgegangen.

Und wenn die Vorkalkulation mal nicht aufgeht? „Dann versuche ich zumindest bei großen Abweichungen herauszufinden, woran es gelegen hat“, berichtet Christmann. Mal seien verspätete Materiallieferungen die Ursache, mal ein Ausfall im Team, der nicht gut kompensiert werden konnte.

Die Nachkalkulation ist für Christmann auch ein guter Gradmesser dafür, welche Aufträge sich lohnen und welche nicht. Deshalb nutzt der Stuckateurmeister die Ergebnisse, um an der Positionierung seines Betriebs zu feilen. Details dazu möchte er nicht preisgeben, aber er sagt: „Wenn ich feststelle, dass es immer bei den gleichen Art von Aufträgen Probleme gibt, dann lasse ich die Finger davon und konzentriere mich auf lukrativere Projekte“.

Er ist überzeugt davon, dass ihm der neue Ansatz dabei geholfen hat, zu wachsen: „Mein Team habe ich fast vervierfacht“, sagt er. Aus sieben Mitarbeitern 2015 sind heute 23 geworden.

Preisuntergrenze: Warum sie jeder Betrieb selbst berechnen muss

Wichtig ist Christmann, dass es keine allgemeine Preisuntergrenze gibt: „Die muss jeder Betrieb selbst ermitteln“, sagt er. Der Meister macht das immer zum Jahresende, um die Kennzahl für die Kalkulation im folgenden Jahr zu nutzen. Daher weiß er auch, dass die Preisuntergrenze in seinem Betrieb jedes Jahr eine andere ist: „Sie variiert jedes Jahr um ein paar Euro.“ Grund dafür seien beispielsweise Personalveränderungen.

Mehr zur Berechnung der Preisuntergrenze erfahren Sie im Beitrag „Welche Aufträge lohnen sich für Ihren Betrieb?“.

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