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Banken

"Sicherheiten nach Mafia-Manier"

Die Banken machen dem Handwerk das Leben immer schwerer: handwerk.com-Leser beklagen überzogene Forderungen nach Sicherheiten, schleppende Kreditbearbeitung und kurze Kreditlaufzeiten.

"Sicherheiten nach Mafia-Manier"
Ursula Meissner, Firma Pueblo Lehmbau, in Waldmühlen:

„Wir können diese Erfahrungen nur unterstreichen. Wurde in der Vergangenheit noch tolerant mit dem Kunden umgegangen, so sagt heute der Banker offen ins Gesicht, daß er eher den Betrieb in Konkurs gehen läßt statt zu helfen. Und dies, obwohl die Zahlen eine Umsatzsteigerung um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ausweisen. Ebenso werden Zahlungen bei Erreichen des Limits einfach nicht ausgeführt, eine Benachrichtigung erfolgt nicht.

Beim Festsetzen eines erweiterten Kreditrahmens werden Sicherheiten gefordert, die nach Mafia-Manier völlig überzogen sind. Werte wie Grundstücke, werden zwar mit z.B. 50.000 Mark von Seiten der Bank bewertet, im Kreditrahmen aber nur mit 30.000 Mark, also 40 Prozent weniger eingebunden. Da die uns so widerfahrene Behandlung keinen Einzelfall darstellt, wie wir in mehreren Gesprächen mit befreundeten Handwerkern feststellen mussten, muß hier also Methode vermutet werden.

Vor dem Hintergrund solcher Schikanen kann man schon mal die Lust verlieren, zumal auch andere Institutionen einem auch nicht gerade das Leben leichter machen. Stellt sich die Frage: Wenn kleine und mittlere Betriebe diese Daumenschrauben nicht überleben, und die großen wegen -schlechter Standortbedingungen´ abwandern, was wird dann? Die Arbeitsplätze der Arbeitsamtmitarbeiter erscheinen jedenfalls krisensicher. Und die von Nervenärzten und Psychiatern dann ebenfalls."

Wie ein Existenzgründer an seiner Bank scheiterte und wie eine Familie am Ärger mit der Bank zerbrochen ist, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

"Finger weg von Existenzgründungen ohne Eigenkapital"


Joachim Fuchs, Dienstleistung und Produktmanagement, Haus- und Gebäudetechnologie in Mundelsheim:

„Ich kann Ihnen leider zu diesem Thema nur haarsträubende Informationen liefern. Als ich mich 1996 selbständig gemacht habe, war ich sehr gut vorbereitet. Als Betriebswirt des Handwerks habe ich ein komplettes und viel versprechendes Konzept vorbereitet. Finanzierungspläne und Bedarf eingeschlossen. Mit meinem damaligen Sachbearbeiter (Bank) wurde die Finanzierung besprochen und von verschiedener Seite das Konzept genehmigt.

Es ging in meinem Fall um eine Investitionssumme in Höhe von 1,5 Millionen Mark. Hierbei stellte sich die Frage ob der gesamte Betrag sofort benötigt wird.

Ich erstellte daraufhin einen Zweijahresplan der es vorsah, zunächst 750.000 Mark für den handwerklich notwendigen Bereich zu investieren und danach die restlichen 750.000 Mark für den Handelsbereich einzusetzen.

Nach circa einem dreiviertel Jahr hatte ich bereits zehn Mitarbeiter, die Auftragsbücher waren gefüllt und es schien ein voller Erfolg zu werden.

Als dann ein Generalunternehmer über einen Zeitraum von circa einem Jahr säumig mit einem Betrag von 150.000 Mark den Konkurs anmeldete, obwohl ich einen rechtskräftigen Titel besaß, fingen meine Probleme an.

Die Bank wurde sehr zurückhaltend und ich konnte weitere rentable Bauvorhaben nicht annehmen weil ich keine Möglichkeit hatte, das Material und die Leistung vorzufinanzieren.

Die Bank sah auch nicht die Dringlichkeit der Angelegenheit, und nach einem Streit mit dem Vorgesetzten des Sachbearbeiters bekam ich einen anderen Sachbearbeiter vor die Nase gesetzt, der wiederum den Ernst der Lage falsch eingeschätzt hat.

Auf mein Drängen hin, nun endlich eine Entscheidung herbeizuführen (es stünde nun die weitere Finanzierung in Höhe von 750.000 Mark an) wurde mir nach einem weiteren Jahr mitgeteilt, die Bank habe nach der momentanen Sachlage kein Interesse weitere Geschäfte mit mir zu tätigen.

Hierzu muss man sagen dass, wie sich im Nachhinein heraus gestellt hat, der Sachbearbeiter keinerlei Unterlagen der Existenzgründung herangezogen hat, sondern nur die Betriebswirtschaftlichen Auswertungen der letzten drei Monate und die Bilanz des letzten Jahres eingesehen hat.

Als Geschäftsführer einer GmbH war ich jedoch zu sofortigemHandeln gezwungen und meldete Konkurs beim Amtsgericht an. Nun ging es um die Abwicklung der GmbH mit Gläubigern und Banken, wobei sich letzten Endes herausstellte, dass ich als Privatmann für die Kredite aufkommen muss.

Somit habe ich nun die Situation, circa 850.000 Mark Schulden als Privatmann zu tilgen, so dass ich eigentlich komplett überschuldet bin. Aber um weiter arbeiten zu können, musste ich diesen Deal eingehen musste. Ohne finanzielle Mittel war übrigens auch kein Rechtsanwalt bereit, mich gegenüber einer Bank zu vertreten.

Sie können sich vielleicht vorstellen wieviel Geld ich als einzelne Person verdienen muss um meine Schulden mit Zinsen zu tilgen und was ich dann noch benötige um eine Familie zu unterhalten. Für meinen Neuanfang bekam ich übrigens von keinem Kreditinstitut auch nur ein Mark Überziehungsdarlehen, während selbst Minderjährige ein Dispo-Kredit von 2.000 Mark erhalten.

Meine Empfehlung für Existenzgründer: Wenn Ihr es Euch nicht leisten könnt, lasst die Finger davon !!!!!

Dass dadurch handwerkliche Betriebe, die von Ihrem Aufgabenbereich einen großen Investitionsbedarf an Maschinen, Werkzeugen, Fahrzeugen usw. benötigen, benachteiligt sind, liegt auf der Hand!

Im SHK-Bereich liegt beispielsweise die Ausstattung für eine Montagegruppe ( zwei Personen) bei circa 150.000 Mark. Finger weg von Existenzgründungen ohne genügend Eigenkapital.

Zu weiteren Informationen oder Detaills stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Auch wenn Sie einen guten Tipp für mich haben."

"Kann ich nur bestätigen"
Klaus Langen, Sanitär und Heizung in Mönchengladbach:
„Alle genannten Punkte kann ich nur bestätigen bezüglich der Zahlungs-,.Kredit- und Großhändlereinstellung."

Auf der nächsten Seite berichtet ein Handwerker, wie seine Familie am Streit mit der Bank zerbrochen ist.

" Meine Familie ist an dem folgenden Streit zerbrochen"


Ein Winzer (Name der Redaktion bekannt):

"Ich habe auf Grund praktischer Internetanbindung mit HBCI Standart und günstigen Zinsen mehrere Konten bei einer Bank eröffnet. Ein privates Konto und ein geschäftliches. Das Privatkonto habe ich mal mit 5000 Mark überzogen. Prompt wurden EC-Lastschriften zurückgewiesen. Allerdings ohne mich zu Informieren.

Ein Vierteljahr später (ich habe mir zwischenzeitlich einen Kreditrahmen von 30.000 Mark auf das Geschäftskonto geben lassen) hatte meine Lebensgefährtin aus Frust mein Privatkonto mit 15.000 Mark überzogen. Sie hatte eine Karte für das Privatkonto. Informationen seitens der Bank blieben aus. Auch ist es mir unerklärlich, warum die Bank das Geld ausgezahlt hat. Es wurde zwar am Automaten abgehoben, doch warum wurde die Karte nicht gesperrt?

Meine Familie ist an dem folgenden Streit zerbrochen, meine Lebensfreude auch. Nur mit Hilfe meiner Eltern konnte ich unser Weingut über Wasser halten. Die Buchführung konnte ich in dieser Zeit nicht erledigen.

Auf Rat der Anwälte und wegen der höheren Zinsen habe ich das Privatkonto bis auf 5000 Mark bereits ausgeglichen. Der volle Betrag wurde mir von der Bank zunächst untergeschoben.

Mittlerweile habe ich einen Mahnbescheid im Haus. Die Rückzahlungsangebote waren äußerst armselig, nämlich an eine Grundschuld oder meine noch ausstehende Buchführung gebunden."

" Meine Sparkasse machte kurzen Prozess"
Dieter Z. (Name von der Redaktion geändert), hat einen Betrieb im Heizungs- und Sanitärhandwerk:

"Gerne gebe ich meine Erfahrungen mit Banken weiter. Und diese sind leider nicht die allerbesten. Nach einem Forderungsausfall von über 300.000 Mark machte meine Sparkasse kurzen Prozess. Kein Geld mehr ohne weitere Sicherheiten.

Vorher allerdings konnte das Konto ruhig und ohne Sicherheiten bis zu 70.000 Mark überzogen werden. Das war mit einemmal nicht mehr möglich. Aufträge waren aber trotzdem vorhanden.

Habe dann vor zwei Jahre Insolvenz anmelden müssen. Bei einer Genossenschaftsbank habe ich dann ein neues Konto eröffnen können. Auf den Namen meiner Frau neu angefangen. Mit geliehenem Geld aus der Verwandschaft. Das neue Konto durfte aber nur bis 20.000 Mark überzogen werden. Und das bei einem Umsatz von cirka einer Million Mark.

Meine Damen und Herren das ist fast nicht zu schaffen. Weil die Handwerker bei solch einem Umsatz immer mit mindesten 50.000 bis 70.000 Mark in Vorleistung treten müssen. Ein Entgengenkommen von den Banken können Sie heute nicht mehr erwarten."

Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Banken? Schreiben Sie uns an redaktion@handwerk.com.

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