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Gesundheit und Psyche

So bewältigen Sie Stress und Angst

Verstopfte E-Mail-Postfächer, aufgebrachte Kunden, chaotische Baustellen: Bei Angst und Stress am Arbeitsplatz helfen drei ungewöhnliche Übungen.

 „Ich kann mich nicht aufraffen.“ – „Wenn mein Schreibtisch zu voll ist, kriege ich gar nichts mehr zustande.“ – „Ich schiebe unangenehme Aufgaben so lange vor mir her, bis ich in Panik gerate.“ Das sind typische Äußerungen von Menschen, die unter Angst und Stress leiden. Konflikte, ein kaum zu bewältigendes Arbeitspensum oder Misserfolge können zum Beispiel der Auslöser sein. Berufstägige meinen zudem häufig, rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen.

Menschen, die sich mit Stress und Ängsten plagen, haben eines gemeinsam: Sie verstehen sich selbst nicht mehr. Denn sie wissen eigentlich, dass ihre Probleme rational nicht zu erklären sind. „Ich kapiere nicht, warum ich mich nicht zusammenreißen kann.“ – „Ich müsste es einfach nur tun.“ – „Andere schaffen das ja auch.“

Den Kreislauf der Angst durchbrechen
Solche Selbstvorwürfe bringen niemanden weiter. Im Gegenteil: Der Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung von noch mehr Stresshormonen und ein verhängnisvoller Kreislauf setzt sich in Gang: Da ist zuerst die Angst vor einer Aufgabe, aus der die nächste Stufe, die Angst vor der Angst, entsteht. Daraus resultiert Unzufriedenheit mit sich selbst, die zu neuen Ängsten führt. Und schließlich kommt noch die Angst vor den anderen hinzu. Wer leidet, möchte nicht, dass andere davon erfahren.

Speziell ausgebildete Coaches helfen Betroffenen dabei, die Ursachen für ihre Ängste herauszufinden und diese zu bewältigen. Daneben gibt es aber auch verschiedene Methoden und Techniken, um sich selbst zu „coachen“. Dazu finden Sie auf den folgenden Seiten drei Beispielübungen.

Seite 2: So entschärfen Sie Stresswörter

Übung 1: So entschärfen Sie Stresswörter

Angstblockaden lassen sich in Minutenschnelle auflösen, indem Sie Stresswörter mit Hilfe der „Magic-Words-Methode“ entschärfen. Das funktioniert, weil wir körperlich auf Wörter genauso reagieren wie auf Gefühle. Bei bestimmten Wörtern werden Stresshormone ausgeschüttet und bei anderen sind es Glücksbotenstoffe. Um bei dem Wort „Steuererklärung“ zu erstarren, muss man zum Beispiel gar nicht erst die dafür notwendigen Formulare aufrufen.

Jetzt ist Ihre Phantasie gefragt: Stellen Sie sich eines Ihrer Stresswörter geschrieben vor und versetzen Sie sich in die Lage eines Künstlers oder Grafikers: Er hat den Auftrag, dieses Wort so zu gestalten, dass es nett, positiv, freundlich und leicht wirkt. Was würden Sie verändern? Die Farben? Die Perspektive? Vielleicht einen Smiley einbauen? Und wollen Sie noch Klänge oder Gerüche hinzufügen, das Wort verkleinern und in die Ecke schieben oder es auf den Fußboden legen, damit Sie sich größer fühlen? So können Sie Ihr Stresswort „verzaubern“.

Seite 3: So machen Sie Bedrohungen klein

Übung 2: So machen Sie Bedrohungen klein

Gehören Sie zu den Menschen, die sich in unangenehme Gefühle hineinsteigern? Diese Übung hilft beim Hinaussteigern:

  • Rufen Sie sich eine typische Angstsituation vor Augen, einen Streit mit einem aufgebrachten Kunden zum Beispiel. Die Bilder sind bunt, scharf, sehr realistisch und bedrohlich nach an Ihnen dran. Zum Beispiel: Sie sehen das verärgerte Gesicht eines Kunden vor sich und hören seine wutgeladene Stimme.
  • Nun packen Sie die Szene gedanklich in einen Fernseher. Dadurch wird sie zum zweidimensionalen Film. Der Streit ist „im Kasten“, und Sie sitzen sicher in Ihrem Fernsehsessel.
  • Verkleinern Sie das Szenenbild in Gedanken, der Kunde wird kleiner und kleiner, die Stimme leiser und leiser. Das Bild ist so winzig geworden, dass Sie selbst gar nicht mehr hereinpassen, Sie sind also ausgestiegen.
  • Nun verstärken Sie diesen Aspekt noch weiter, indem Sie den Bildern die Farben und die Schärfe nehmen. Der Kunde sieht jetzt unecht aus. Experimentieren Sie noch ein bisschen: Lassen Sie die Bilder zum Beispiel schneller oder in Zeitlupe laufen oder verzerren Sie die Stimmen.
  • Zuletzt verkleinern Sie den Film noch weiter, bis er in eine Streichholzschachtel passt. Nun können Sie Ihre Angst wortwörtlich in die Hand nehmen, sie ist heruntergerechnet auf ein kaum noch bedrohliches Maß.

Übung 3: So wechseln Sie die Perspektive

Schließen Sie die Augen und denken Sie an sich selbst. Schlüpfen Sie dann gedanklich in die Rolle einer Person, die sie von außen betrachtet. Wie sehen Sie wohl aus, während Sie so dasitzen mit geschlossenen Augen und in Gedanken vertieft? Sie können sich so aus sicherem Abstand und ohne allzu große gefühlsmäßige Beteiligung in eine Situation hineindenken. Diese Sicherheitsperspektive hilft Ihnen in schwierigen Situationen dabei, Ihre Ängste zu bewältigen. Die Anspannung verringert sich, Stressgefühle verschwinden.

Die Autorin dieses Artikels, Diplom-Psychologin Cora Besser-Siegmund, leitet das Besser-Siegmund-Institut in Hamburg.

Auf Seite 4 gibt es noch einen Buchtipp zum Thema Angstbewältigung.

Buchtipp: Schluss mit Angstattacken

Herzrasen, Zittern, Schweißausbrüche oder Übelkeit: Die Auswirkungen einer Angstattacke kennt fast jeder. Die Auslöser können dabei ganz unterschiedlich sein: Die Fahrt im Fahrstuhl, die Präsentation vor Kollegen, ein Zahnarztbesuch, der Stress bei der Arbeit, die Angst vor einer Krankheit oder einer Prüfung. Das „Angsthaben“ lässt sich nicht einfach abgewöhnen, doch die lähmenden Gefühle, die mit einer Angstattacke verbunden sind, kann jeder von uns in positive Energie umwandeln. Wie das geht, zeigt die Autorin Cora Besser-Siegmund in diesem Ratgeber. Die Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin hat die Kurzzeit-Coaching-Methoden wingwave® und Magic Words® zur Angst- und Stressbewältigung entwickelt. (red)

Cora Besser-Siegmund: Schnelle Hilfe bei Angst. Lähmende Gefühle besiegen mit der wingwave®-Methode. humboldt-Verlag 2015, 176 Seiten, ISBN 978-3-86910-511-6, 19,99 Euro. Auch als E-Book erhältlich.

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