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Beschäftigung Schwerbehinderter im Handwerk

Voller Einsatz trotz Behinderung

Mitarbeiter mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen lassen sich häufig gut in einen Handwerksbetrieb integrieren. Und Zuschüsse gibt es dafür auch.

von Astrid Funck

André Danke hat eine Hörbehinderung, Geräusche und Stimmen nimmt er nur wahr, wenn sie laut sind. Durch diese Einschränkung hatte er es schwer, einen Job zu finden, doch bei der "Bruno der Oldenbäcker GmbH" klappte es schließlich.

André Danke ist in dem Sandkruger Unternehmen mittlerweile zum stellvertretenden Versandleiter aufgestiegen und "prima integriert", wie Firmenchef Stefan Tönnies sagt. Die Verständigung klappe gut: "Er kann uns die Worte von den Lippen ablesen, und wenn wir unsererseits langsam und deutlich sprechen, dann funktioniert das."

Schritt für Schritt mit kompetenter Hilfe
Im Auftrag der Integrationsämter beraten und betreuen die Integrationsfachdienste Arbeitgeber, die schwerbehinderte Menschen beschäftigen. Die Fachdienste sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt. Für Betriebe bieten sie folgende Unterstützungsleistungen an:

  • Bewerbersuche: Sie vermitteln geeignete Bewerber, darunter auch Schulabgänger, für die sie in den Betrieben Einsatzmöglichkeiten sehen.
  • Einarbeitung: Sie stehen den Arbeitgebern wie auch den schwerbehinderten Arbeitnehmern in der Einarbeitungsphase zur Seite.
  • Arbeitsplatzgestaltung: Ist eine behindertengerechte Aus- oder Umrüstung des Arbeitsplatzes erforderlich, so schalten sie die Ingenieure der sogenannten Technischen Beratungsdienste mit ein. Deren Beratungsservice beider Einrichtungen ist für die Betriebe kostenlos. Unter www.rehadat.de ("Informationssystem zur beruflichen Rehabilitation") finden sich zahlreiche Beispiele für Arbeitsplätze, die an die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen angepasst worden sind.
  • Fördermöglichkeiten: Sie beraten über finanzielle Fördermöglichkeiten und helfen den Betrieben bei der Beantragung. Erhältlich sind Zuschüsse zu den Lohnkosten, zu Investitionen in die Arbeitsplatzgestaltung und zu den Kosten von Probebeschäftigungen oder Praktika.
  • Krisen und Konflikte: Sie helfen, wenn es zu Konflikten kommt oder wenn die Kollegen im Umgang mit einem neuen, schwerbehinderten Mitarbeiter unsicher oder ungeduldig sind.

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Bei der Personalsuche hilft der Integrationsfachdienst

Firmenchef Stefan Tönnies hat gute Erfahrung mit dem Integrationsfachdienst gemacht. Er beschäftigt mehrere Menschen mit Behinderungen, die in der Produktion und im Verkauf eingesetzt sind.

Vermittelt hat ihm diese Leute der Integrationsfachdienst für schwerbehinderte Menschen in Rastede. Ein Teil der Bewerber habe eine Berufsausbildung, andere seien als Helfer einsetzbar, sagt Helga Landsberg, die dort als Integrationsberaterin tätig ist. Auch studierte Fachkräfte seien dabei.

Erst mal ein Praktikum
Die Beraterin rät den Betrieben dazu, zuerst ein Praktikum oder eine Probebeschäftigung mit den Bewerbern zu vereinbaren. Den Mitarbeitern falle es anfangs oft schwer, damit umzugehen, wenn jemand langsamer ist oder ständig Anleitung braucht.

Bei "Bruno der Oldenbäcker" hilft ein lernbehinderter junger Mann bei der Herstellung von Butterkuchen und Croissants: "Er ist zwar nicht der Schnellste, aber absolut zuvorkommend, gewissenhaft und hilfsbereit", sagt Stefan Tönnies. Er brauche Erfolgserlebnisse, um nicht mutlos zu werden.

Einsparungen bei der Ausgleichsabgabe
Stefan Tönnies zufolge waren in seinem Betrieb bislang keine größeren "Umbauten" erforderlich, aber er bekommt Lohnkostenzuschüsse. Außerdem fällt die Ausgleichsabgabe niedriger aus, die Betriebe ab 20 Mitarbeitern zahlen müssen, wenn sie weniger als fünf Prozent schwerbehinderte Menschen beschäftigen.

Weitere Infos: Detaillierte Informationen zu Fördermöglichkeiten, Rechtsgrundlagen, Beratungsangeboten und anderen Fragen hat das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln auf der Website www.talentplus.de zusammengestellt, das auch mit der Rehadat-Datenbank verknüpft ist.

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