Auf einen Blick:
- Meine Leute wollen das gar nicht und ich habe keine Zeit: Viele Chefs im Handwerk haben Vorurteile gegen Mitarbeitergespräche. Klare Kommunikation und eine gute Struktur schaffen einen Rahmen, in dem die Vorteile überwiegen.
- Wertschätzender Umgang mit Mitarbeitenden bedeutet, ihnen Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen. Mitarbeitergespräche bieten beides. Deshalb sollten Sie Ihnen die Mühe wert sein. Und Sie erfahren garantiert etwas Neues über Ihren Betrieb.
Vorurteil 1: Mitarbeitergespräche kosten mich zu viel Zeit!
Die spontane Abwehrreaktion, die Maren Ulbrich von der Agentur Handwerksmensch bei ihren Coachings in Handwerksbetreiben erlebt ist: „Für Mitarbeitergespräche fehlt mir die Zeit.“
„Die Arbeitsbelastung von Handwerksunternehmern ist groß. Und ja, Mitarbeitergespräche kosten Zeit“, sagt Ulbrich. „Aber sie sind enorm wichtig, wenn es um die Mitarbeiterentwicklung und -bindung geht.“
So beklagten viele Führungskräfte, dass dieselben Nachlässigkeiten immer wieder aufträten. „Das ist ein Zeichen, dass es an strukturierter Kommunikation fehlt“, betont die Expertin. Gleichzeitig vermittelten die Gespräche die Wertschätzung des Chefs, der ihnen kostbare Zeit widme. „Eine Tankgutscheinkarte ist nicht alles“, meint Ulbrich. Gerade die jüngeren Mitarbeitenden forderten Feedback ein, um sich weiterzuentwickeln.
Nicht zuletzt gibt es auch oft Erhellendes für die Führungskraft zu hören. „Fast alle Chefs sagen anschließend, dass sie Dinge erfahren haben, von denen sie bislang keine Ahnung hatten: verborgene Talente, private Themen oder Interesse an neuen Aufgaben“, so Ulbrich. Deshalb lohne es den Aufwand auf jeden Fall.
Vorurteil 2: Das ist nicht meine Aufgabe!
Wer ist eigentlich zuständig für Mitarbeitergespräche? Klar, der Chef. Aber wer ist das genau? „In Betrieben, die mehr als zehn Mitarbeitende haben, ist die Verteilung der Führungsaufgaben oft unklar“, weiß Ulbrich aus ihrer Beratungserfahrung. „Die Folge ist, dass sich niemand zuständig fühlt und Gespräche ausbleiben.“
Verantwortlich für Gespräche sei immer die direkte Führungskraft, sagt sie. Aber oft sei schon in kleinen Betrieben unklar, wer das eigentlich ist. „Wenn es zum Beispiel mehrere Meister gibt, die Mitarbeiter führen, sind auch sie zuständig für Mitarbeitergespräche“, betont Ulbrich. Wer sonst könne wisse, wie der Kollege arbeitet? Wichtig sei es deshalb, eine mittlere Führungsebene aufzubauen, die ihre Aufgaben kennt.
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Vorurteil 3: Mitarbeitergespräche? Das kann ich nicht!
Wer noch nie ein Mitarbeitergespräch geführt hat, ist oft unsicher, ob er oder sie der Aufgabe gerecht werden kann. Ohne Grund, meint Maren Ulbrich. „Es gibt ausreichend Unterstützungsangebote von den Handwerkskammern oder externen Coaches. Nehmen Sie sie wahr! Gesprächsführung kann man lernen.“
Wichtig sei, vorbereitet mit einem strukturierten Gesprächsleitfaden in die Gespräche zu gehen. „Gut ist, wenn neben der Führungskraft noch jemand dabei ist, der vor allem protokolliert, aber auch Fragen stellen darf“, sagt die Beraterin. Ist das nicht möglich, sollte der Chef in Stichpunkten die Antworten notieren und später gut dokumentiert ablegen – am besten digital. „Für die Vorbereitung im nächsten Jahr wird das Protokoll wieder gebraucht, zum Beispiel um Fortschritte festzustellen. Wenn man es nicht findet, war die Mühe umsonst“, so Ulbrich.
Vorurteil 4: Meine Leute wollen gar keine Gespräche
Seit 15 Jahren arbeitet der Geselle im Betrieb, plötzlich soll es Mitarbeitergespräche geben. Kein Wunder, dass er zurückhaltend reagiert – schließlich weiß er nicht, was auf ihn zukommt, denn eine wertschätzende Feedback-Kultur hat es bislang nicht gegeben. „Aber dass die Leute keine Gespräche wollen, ist schlicht falsch. Sie nennen es nur nicht Mitarbeitergespräch, sondern Zeit mit dem Chef“, sagt Ulbrich. „Sie wünschen sich Feedback und Anerkennung.“
Sie empfiehlt eine klare Kommunikation: Ab kommenden Monat führen wir Mitarbeitergespräche ein. Sie laufen folgendermaßen ab… „Dann kommt eigentlich niemand auf die Idee, sie abzulehnen.“
Außerdem brauchen die Mitarbeitenden genügend Zeit zur Vorbereitung. „Am besten mit einer Vorlage, auf der die Punkte aufgeführt werden, zu denen sie sich vorab Gedanken machen sollten“, sagt die Expertin. Auch hier sei es sinnvoll, sich externe Unterstützung zu besorgen, um strukturiert vorzugehen.
Vorurteil 5: Dann reden wir doch immer nur über Geld
Diese Sorge treibt viele Führungskräfte um: Im Mitarbeitergespräch wollen die Leute über Geld sprechen, und dieses Thema behagt dem Chef nicht. „Tatsächlich kommt das Thema Geld in diesen Gesprächen oft vor. Aber dann wird es wenigsten nicht zwischen Tür und Angel, sondern vorbereitet abgehandelt“, sieht Ulbrich einen großen Vorteil. „Vor Gehaltsforderungen wegzulaufen kann keine Lösung sein – dann suchen sich die Leute einen neuen Job.“
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