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Betriebe sehen gelb

Branchenverzeichnisse: Kollegen warnen Kollegen

Die handwerk.com-Leser haben sich gründlich umgesehen – in ihren Papierkörben. Ergebnis: Branchenverzeichnisse überschütten die Betriebe mit teuren Angeboten.

Die Redaktion hatte in dem kurzen Text "Korrekturabzug völlig unkorrekt" vor den aktuellen Aktivitäten zahlreicher Verzeichnisdienste gewarnt. Das hat viele Betriebsinhaber daran erinnert, was sie in jüngster Zeit so alles weggeschmissen haben. Besonders "erfolgreich" war ein niedersächsischer Bauunternehmer, innerhalb von vier Wochen hat der Mann fünf Angebote gesammelt.

Sein Betrieb in dem Ort Ebstorf ist von Datenregistern belagert worden, die in ihren Schreiben mit Begriffen wie "Handelsveröffentlichung" oder "Handelsregistertext" einen quasi-amtlichen Eindruck erwecken. Hier 690 Euro jährlich, dort 65 Euro monatlich – auf solche Offerten ist er nicht nicht hereingefallen. Andere Kollegen waren weniger schlau.

Dass der Unternehmer Hans Hastig seinen Namen unter einen Vertrag der Gewerbeauskunft-Zentrale gesetzt hat, ist ihm peinlich: "Das ist mir in dem normalen Wahnsinn eines Bürotages durchgerutscht. Eine Auszubildende, die ich gerade neu eingestellt hatte, hat mir den Brief zur Unterschrift vorgelegt – schon war's passiert." Obwohl er den Vertrag sofort widerrufen hatte, folgte die Rechnung über 569,06 Euro. Hastig: "Darauf können die lange warten, ich werde auf keinen Fall bezahlen."

Ob diese Taktik erfolgreich sein wird, ist nicht sicher. Wenn Verzeichnisanbieter hartnäckig sind und auf ihr Geld pochen, hilft den Betrieben oft nur eine Feststellungsklage. Das bedeutet: Der Unterzeichner muss beweisen, dass er hereingelegt wurde. Und so mancher Richter vertritt die Ansicht, dass "jeder, der heute am Geschäftsleben teilnimmt, auch das Kleingedruckte genau lesen muss". Das hat unlängst der Verband Deutscher Auskunfts- und Verzeichnismedien festgestellt.

Die Gewerbeauskunft-Zentrale ist ein Dienst der GWE-Wirtschaftsinformations GmbH in Düsseldorf. Eine Gelegenheit zur Stellungnahme haben die GWE-Verantwortlichen nicht genutzt. Dabei wären die Antworten auf folgende Fragen interessant gewesen: "Wie viele Betriebe haben Sie in diesem Jahr bereits ungefragt angeschrieben?" Und: "Wie viele gewerbliche Einträge listen Sie unter gewerbeauskunft-zentrale.de?"

Die meisten Zuschriften der Leser beziehen sich auf Nachahmer von GelbeSeiten.de. Durch die Farb­gestaltung der Schreiben solcher Branchenverzeichnisse hatten viele Leser zunächst den Eindruck, es handele sich um Gelbe Seiten-Dokumente. Ein Anbieter trägt die Farbe sogar im Namen: Gelbes Branchenbuch. Im "Eintragungsantrag" des Unternehmens stehen erstaunliche Dinge. Selbstverständlich im Kleingedruckten: "Es gilt tschechisches Recht." Der Sitz des Unternehmens: "Marshall Islands".

Die Adresse www.gelbesbranchenbuch.com steht in der Traffic-Rangliste der weltweit besuchten Internet-­Seiten auf Platz 604 131. Zum Vergleich: www.gelbeseiten.de Platz belegt Platz 4340 (Stand: 18. Mai 2010, Quelle: www.alexa.com). So beantwortet sich vielleicht die Frage nach dem Nutzen der Gelbe Seiten-Konkurrentinnen ganz von selbst.

Die Einsendungen aller handwerk.com-Leser gehen übrigens an den Deutschen Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität.

(sfk)

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