Auf einen Blick:
- Kontinuierliche Digitalisierung hat sich Florian Wahmes schon zur Gründung seines Unternehmens zur Aufgabe gemacht.
- Zuletzt hat er seine Aufmaße digitalisiert. Jetzt spart er Zeit beim Aufmaß für große und auch kleinere Projekte.
- Durch die digitale Vermessung des gesamten Raums könne der Unternehmer nachträgliche Kundenwünsche jetzt bequem erfüllen, ohne erneut Maß nehmen zu müssen.
Weit ist der Weg zum papierlosen Büro. Malermeister Florian Wahmes geht ihn konsequent. Vor zehn Jahren gegründet, digitalisiert der 37-Jährige sein 9-köpfiges Unternehmen im niedersächsischen in Klein Berßen schrittweise durch. „Bereits bei Betriebsgründung haben wir unsere Branchensoftware eingeführt, mit Inkrafttreten der GoBD um ein Modul zur Archivierung von GoBD-relevanten Dateien und Dokumenten erweitert, später um ein Dokumentenmanagementmodul ergänzt und dieses Jahr einen digitalen Stundenzettel eingeführt“, berichtet der Malermeister.
Auch seine Aufmaße hat der Unternehmer vor einem halben Jahr komplett digitalisiert: „Von der Messtechnik mit einem Laserdistanzmessgerät bis zur Übertragung und Verarbeitung der Daten in unserer neuen Aufmaß-Software auf dem Tablet ist der Prozess jetzt komplett digital.“
Der Weg zum digitalen Aufmaß
Bei der Aufmaß-Erstellung zeichnet Wahmes zunächst den Grundriss durch Setzen von Messpunkten, die die Innen- und Außenecken des Raumes darstellen. Als nächstes wird eine einzelne Wand in der Software angewählt, dann wird sie per Laserdistanzmessgerät vermessen und der Wert automatisch per Bluetooth übertragen. „Oft muss man nur ein paar Wände ausmessen und das Programm bestimmt daraus die Maße der anderen. Bei sehr verwinkelten Räumen kann ich auch die einzelnen Winkel anpassen“, erklärt der Malermeister. Ähnlich verfährt Wahmes beim Anlegen von Fenstern und Türen: Baukörper einfügen, nächste zu messende Strecke auswählen, messen, fertig.
Welche Vorteile sieht er im digitalen Aufmaß? „Wenn man den Dreh mit der Technik raushat, sind verwinkelte Räume, Treppenhäuser oder Dachschrägen kein Problem mehr“, sagt Wahmes. Digital sei er einfach schneller. „Bei komplexen Aufträgen kann das schon mal zwei bis drei Stunden sparen.“ Und da die Technik Mess- und Übertragungsfehler praktisch vermeide, vermeide er auch effektiv, versehentlich fehlerhafte Mengen zu bestellen.
„Ich digitalisiere den ganzen Raum“
Ursprünglich hat der Unternehmer die Technik angeschafft, um komplexere Aufträge mit umfangreichen Aufmaßen effektiv planen zu können. Inzwischen nutzt er sie aber auch für einzelne Räumlichkeiten; Privatkunden mit gehobenen Ansprüchen sind das größte Geschäftsfeld des Unternehmens. „Im Prinzip digitalisiere ich den ganzen Raum, inklusive der Details aller Teilwandflächen“, sagt Wahmes. Das hat Vorteile, wenn der Kunde abweichend von der ursprünglichen Vereinbarung neue Ideen realisiert haben will.
Beispiel: An einer Wand will er zwischen zwei Fenstern eine Mustertapete haben. Die kann der Malermeister problemlos in die Planung aufnehmen, weil er die Abstände zwischen den Fenstern bereits kennt. „Vor Einführung der Aufmaßsoftware war es erforderlich, dass ich nochmals vor Ort Maß der betroffenen Fläche nehme, da lediglich das gesamte Raummaß vorlag.“
Weiteres Beispiel: „Sucht sich ein Kunde eine acht Zentimeter hohe Sockelleiste aus, passt die Software automatisch die Höhe der noch zu bearbeitenden Wandfläche an“, sagt Wahmes. Bei der Planung der zu bearbeitenden Fläche könne er sich Dinge wie Fenster oder Laibung einfach herausrechnen lassen. „So bekomme ich ein sehr gutes Aufmaß, nach dem ich auch direkt abrechnen kann“, sagt Wahmes. Das spare Arbeiten, die er früher im Grunde doppelt gemacht hat.
Aufmaß-Software: Eine Woche Einarbeitung
Etwa eine Woche habe es gedauert, bis der Malermeister mit der Aufmaßsoftware und ihren umfangreichen Funktionen vertraut war. „Die Umstellung ist erstmal sehr gewöhnungsbedürftig, aber es lohnt sich schnell“, sagt Wahmes. Voraussetzung sei allerdings auch eine gute Software mit gutem Support, insbesondere in der Anfangsphase. „Das kann den Einarbeitungsprozess deutlich beschleunigen“, erklärt der Unternehmer.
Wie sieht der nächste Digitalisierungsschritt des Betriebs aus? „Wir wollen unsere Lagerkapazitäten vergrößern und stehen momentan kurz vor Baubeginn“, sagt Florian Wahmes. Mit der Vergrößerung des Lagers will er seine Branchensoftware um das Modul Materialwirtschaft erweitern. Das soll ihm eine projektbezogene Materialerfassung ermöglichen: das Erfassen von Lagerein- und -ausgängen, Vergleichen von Einkaufspreisen sowie das Aufgeben von Bestellungen. „Wir erhalten so eine optimale Übersicht über den Materialfluss und werden Arbeitsprozesse noch besser steuern können“, prognostiziert der Unternehmer.
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