Digital Messen. Neben der einfachen Entfernungsmessung wie sie dieses Gerät bietet, steckt noch eine Menge mehr in der Technik. 
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Digital Messen. Neben der einfachen Entfernungsmessung wie sie dieses Gerät bietet, steckt noch eine Menge mehr in der Technik. 

Inhaltsverzeichnis

Holzhelden

Moderne Messtechnik: Digital ist besser

Digitale Messtechnik verspricht höhere Genauigkeit und geringeren Zeitaufwand. Welche Technik gibt es und was kann sie?

Auf einen Blick:

  • Egal ob zur Messung einzelner Punkte, komplexer Flächen oder ganzer Räume: digitale Messtechnik kann den Messalltag im Handwerk erleichtern. 
  • Zwei Vorteile: Mess- und Übertragungsfehler werden reduziert. Im Zusammenspiel mit der passenden Planungssoftware werden auch manche Folgearbeiten erleichtert. 

Korrekte Messungen sind eine Voraussetzung für gute handwerkliche Arbeit im Bau und Ausbau. Messungen mit Zollstock, Bandmaß und Co. sind etabliert und funktionieren, so lange man konzentriert bei der Sache ist und nicht abgelenkt wird. Frei von Mess- und Übertragungsfehlern sind die Methoden freilich nicht. Die Folge: Mehrarbeit, unnötige Kosten und zusätzlicher Zeitdruck – schlimmstenfalls muss ein Werk neu erstellt werden.

Vorteile digitaler Messung

Digitale Messtechnik kann Mess- und Übertragungsfehler reduzieren und darüber hinaus nützliche und mitunter sehr genaue Messdaten für ganze Flächen, Räume und Gebäude liefern. Für wen ist sie interessant? „Im Bau und Ausbau eignet sich digitale Messtechnik für einen Großteil der Gewerke“, sagt Robert Falkenstein. Der Projektmitarbeiter am Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk hat sich mit verschiedenen digitalen Messtechnologien auseinandergesetzt und Praxiserfahrung mit einigen Geräten gesammelt.

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Was verspricht digitale Messtechnik ihren Anwendern? Ohne großen Rechen- und Messaufwand, wüssten

  • Fliesenleger, welche Winkel im Raum keine 90 Grad haben und wie groß sie wirklich sind,
  • Fensterbauer, ob ein Fenster tatsächlich in den vorgesehenen Ausschnitt passt,
  • Maler, wie viel Quadratmeter Wand der verwinkelte Dachboden hat.

„Im Innenausbau sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt“, sagt Falkenstein. Auch für die Gebäudehülle gebe es einige Anwendungsfälle. Per Drohne ließen sich etwa Dachflächen und Neigungen bestimmen. Das mache digitale Messungen im Außenbereich für Dachdecker interessant. Aber nicht nur: „In unserem Kammerbezirk gibt es einen Gerüstbauer, der scannt Gebäude komplett und plant damit seine Gerüste“, erzählt der Begleiter für die Digitalisierung.

Vier Kategorien

Die eingesetzte Technik unterscheidet sich dabei je nach Anwendungsfall. Robert Falkenstein unterscheidet vier Kategorien.

  • Kategorie 1 beinhaltet für ihn Messgeräte, die die analoge Messung mit Zollstock, Bandmaß und Ähnlichem 1 zu 1 ersetzen. Das können zum Beispiel Laserscanner sein, die Einzelentfernungen messen.
  • Kategorie 2 umfasse die Erweiterung der Einzelpunktmessung zur Messung vieler Punkte. Mit der passenden Aufmaß-Software ließen sich so bereits automatisiert Flächen berechnen oder Grund- und Aufrisse erstellen.
  • Kategorie 3 wäre alles im Bereich der 360-Grad-Scanner. Die könnten ganze Räume abbilden und Besonderheiten wie zum Beispiel Unebenheiten auf Flächen berücksichtigen. So ließ sich etwa eine Einbauküche ab Werk passgenau auf unebene oder gekrümmte Flächen zuschneiden.
  • Kategorie 4 ist eine Sonderform des räumlichen 360-Grad-Scans, die insbesondere im Außenbereich eingesetzt wird: die Fotogrammetrie. Bei der werden aus vielen Einzelbildern mit spezieller Software 3D-Modelle berechnet. Diese Technologie eigne sich beispielsweise zum Einsatz mit Drohnen. Aus vielen Fotos vom Dach werde ein 3D-Modell erstellt und man bekomme wichtige Messdaten wie Länge, Breite und Neigung des Dachs.

Investitionskosten: Es fängt klein an

Mit welchen Investitionskosten muss man rechnen? Die Kosten hängen von der Komplexität der Technologie ab. Ein einfacher Entfernungsmesser ist bereits für unter 100 Euro zu haben. Bei fotobasierten Lösungen gibt es laut Falkenstein kostenlose Open-Source-Software. So könne man die Kosten zum Start auf die Hardware beschränken, zum Beispiel die Anschaffung einer Drohne (für unter 1.000 Euro möglich). Ein guter 2D-Flächenscanner ist noch für unter 1.500 Euro plus Mehrwertsteuer zu haben. Wer dreidimensionale Messung von Räumen haben will, liegt eher im Bereich ab 7.500 Euro netto mit viel Luft nach oben.

Wie beurteilt man, ob sich die Investition lohnt? Falkenstein rät Unternehmern, für sich einige Kernfragen zu beantworten, bevor sie sich für eine konkrete, eventuell sehr teure Technologie entscheiden:

  • Welches Problem will ich mit der Anschaffung lösen?
  • Worauf kann die Anschaffung in meinem Betrieb technologisch aufbauen?
  • Welche Folgekosten entstehen für mich (durch weitere Hardware oder Software zur Weiterverarbeitung der Daten und Anbindung in meine digitale Infrastruktur)?

Raumscan: mehrere Aufträge, einmal messen

Mit Geräten wie diesem lassen sich ganze Räume genau aufmessen. 
Foto: Denny Gille
Mit Geräten wie diesem lassen sich ganze Räume genau aufmessen. 

„Ein Tischler zum Beispiel arbeitet meist schon mit CAD-Programmen und das CNC-Bearbeitungszentrum nutzt digitale Daten. Hier verursacht das analoge Messen einen Medienbruch, den digitale Messungen aufheben könnten. Wenn ich die Daten digital erhebe und weiterverarbeite, erhöhe ich die Genauigkeit und verringere Fehlerquellen“, sagt Falkenstein. 360 Grad Scanner würden sich hier lohnen, wenn ein Betrieb von deren Mess-Genauigkeiten in der täglichen Arbeit oft genug profitieren kann. „Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn ich viele Einbauprodukte biete, die individuell auf die Räumlichkeiten des Kunden zugeschnitten werden“, sagt Falkenstein.

Wer ganze Kundenräume scannt, kann mit der digitalen Technologie noch andere Effizienzpotenziale heben.

  • Szenario 1: Der Kunde hat vom Innenausbauer eine neue Einbauküche erhalten und meldet sich nach ein paar Monaten wieder. Jetzt soll der Essbereich der Küche neu gestaltet werden. „Der neue Kundenbesuch für das Aufmaß der nächsten Raumecke entfällt nun, denn der Betrieb hat beim ersten Auftrag ja schon den gesamten Raum gescannt“, sagt Falkenstein.
  • Szenario 2: Bei Komplett-Einrichtungen oder -Renovierungen übernimmt ein  Handwerksbetrieb die Planung und koordiniert mehrere Gewerke wie Fliesenleger und Trockenbauer. „Die 3D-Messung des Raumes kann eine exakte Planungsgrundlage für alle beteiligten Gewerke sein“, erklärt Falkenstein.

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Hilfe zur Selbsthilfe

Neben höherem Komfort und einer Reduzierung der Fehlerquote, könnte die weitere Verbreitung von Building Information Modeling dazu führen, dass an digitalen Messungen im Zuge der Arbeit mit 3D-Modellen kaum ein Weg vorbeiführe. Der Robert Falkenstein betont: „Bei öffentlichen Aufträgen ist BIM seit Anfang 2022 eigentlich schon Pflicht, auch wenn es in der Praxis aktuell noch deutlich lockerer aussieht.“

Wer Hilfe zur Selbsthilfe sucht, finde sie zum Beispiel bei den Projektmitarbeitern am Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk. „Wir können Betriebe begleiten, eine Prozessaufnahme machen und ihnen helfen, sich die wichtigsten Fragen für ihre Investition zu beantworten.“

Einstieg mit dem Smartphone

Auch im Smartphone-Bereich tut sich manches in Punkto digitales Messen, weiß Robert Falkenstein. So sind die Proversionen der iPhones ab Version 12 mit einem Lidar-Sensor ausgestattet. „Die Reichweite ist natürlich begrenzt und die Toleranz lag in Untersuchungen mit dem iPhone 12 Pro eher im Zentimeterbereich“, sagt Falkenstein. „Wenn ich aber Anwendungsfälle habe, in denen mir das genügt, kann ich es mit Firmenhandys verbinden, der Anschaffung einer Branchensoftware und kann mir die Investition auch noch fördern lassen.“

Einige Software-Empfehlungen, die sich gratis nutzen oder ausprobieren lassen, um die Möglichkeiten digitaler Messungen und Aufmaße zu erkunden, hat der Projektmitarbeiter vom Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk auch:

Scaniverse (iOS): iPhones mit Lidar-Sensor können mit Scaniverse Objekte scannen und zu 3D-Modellen wandeln. 

Magicplan (Android und iOS): Die App Magicplan eigne sich zur Erstellung digitaler Grundrisse und unterstützt Scans per Augmented Reality.

Polycam (Android und iOS): Mit der App Polycam ließen sich per Fotogrammetrie 3D-Objekte erstellen. „Damit ich die Maße skalieren kann, brauche ich ein Referenzobjekt, von dem die exakte Kantenlänge bekannt ist“, sagt Falkenstein. Die App sei gratis, bedienerfreundlich und eigne sich beispielsweise um Räume in 3D-Objekte zu wandeln.

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