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Management

Gemeinsam Großkunden gewinnen

Wann benötigt eine Kooperation eine eigene Rechtsform? Wer lose mit anderen Betrieben zusammenarbeitet, kommt auch voran. Doch Großkunden wollen oft mehr.

von Jörg Wiebking

Welche Chance haben Gebäudereinigungsunternehmen, wenn sie an die ganz großen Aufträge wollen, an Banken, Supermärkte und Firmenketten? Eigentlich keine es sei denn, sie kooperieren. Den Beweis, dass das funktioniert, will die Braunschweiger Sesco Gebäudedienste GmbH antreten. Das im Mai gegründete Unternehmen ist ein Zusammenschluss von bundesweit sieben Betrieben mit insgesamt 11 000 Mitarbeitern.

Die Gründung eines eigenen Unternehmens war aus Sicht von Frank Bleitner unvermeidlich: Eine lose Zusammenarbeit wirkt auf manche Kunden nicht unbedingt seriös. Viele wollen nur einen einzigen Ansprechpartner, und das ist die Sesco, sie ist gegenüber den Kunden verantwortlich, sagt der Geschäftsführer des an der Sesco beteiligten Gebäudereinigers Wolfgang Buttmann GmbH.

Nur ein gutes Jahr dauerte es von den ersten Gesprächen mit potenziellen Kooperationspartnern bis zur Gründung des neuen Unternehmens. Wir hatten teilweise ja schon vorher zusammengearbeitet, sagt Bleitner. Seitdem führt er auch die Sesco-Geschäfte. Mit der Resonanz ist er zufrieden: Wir hatten die ersten Aufträge schon vor der eigentlichen Gründung.

Doch nicht jede Kooperation legt einen so gelungenen Start hin. Ich habe leider viele Pleiten erlebt, bei denen ganz schnell als erstes eine GmbH gegründet wurde, warnt Dietmar Rokahr von der Handwerkskammer Hannover. Die Frage nach der Rechtsform gehört ganz nach hinten, rät Rokahr. Vorher müsse eine Kooperation drei Voraussetzungen erfüllen:

Erfahren in der Zusammenarbeit

Vor allem sollten die Partner vorher gemeinsam Erfahrungen sammeln, rät Rokahr. In einem Unternehmen ist man enger verbunden. Die Trennung wird dann komplizierter. Im Idealfall trenne sich mit der Gründung aber die Spreu vom Weizen, ergänzt Stefan Wittenberg von der auf Kooperationen spezialisierten Unternehmensberatung Biege 21 in Leonberg: Manche Partner gehen diesen Schritt nicht mit. Doch dann hat man wenigstens die im Boot, die kämpfen.

Businessplan und Finanzierung

Das neue Unternehmen braucht einen Businessplan und eine finanzielle Basis, zum Beispiel für Marketing und Büroausstattung. Wenn die GmbH nur eine Hülle ist, geben die Banken keinen einzigen Euro, warnt Rokahr.

Ausreichendes Auftragsvolumen

Sinnvoll ist ein eigenes Unternehmen für Kooperationen erst ab einem bestimmten Auftragsvolumen. Dann muss man die Risiken streuen, rät Rokahr. In einer losen Zusammenarbeit sei das Haftungsrisiko zu groß. Auf der anderen Seite komme eine Kooperation kaum darum herum, eine eigene Rechtsform zu wählen, wenn sie neue und vor allem Großkunden überzeugen will, ergänzt Wittenberg: Eine GmbH oder eine AG vermittelt Kunden einfach ein Gefühl von Sicherheit.

Checkliste Geschäftsführer

Kooperationen, die sich für eine eigene Rechtsform entscheiden, müssen eine wichtige Personalie klären: Wer soll die Geschäfte führen?

Fachlich sollte der neue Geschäftsführer oder Vorstand die Übersicht haben. Er muss die Gewerke der Partner kennen und deren Leistungen einordnen können, empfiehlt Unternehmensberater Stefan Wittenberg von der Biege 21.

Zu verkaufen muss dem neuen Chef ebenfalls liegen. Denn sein Ziel ist es, Aufträge zu gewinnen.

Ein Kümmerer sollte der neue Leiter sein. Oft scheitern Kooperationen daran, dass das Menschliche auf der Strecke bleibt. Der Chef der Kooperation muss wichtige soziale Beziehungen innerhalb des Verbundes pflegen, für Vertrauen sorgen, Leistungen würdigen und bei Konflikten eingreifen können.

Innere Qualitäten sollten selbstverständlich sein, das heißt der Leiter muss organisieren, managen und motivieren können.

Unabhängig sollte der Neue ebenfalls sein. Er muss im Sinne der Kooperation denken und bereit sein, Konflikte mit den Partnern auszutragen. Stammt der Geschäftsführer aus dem Kreis der Partner, dann hat er es unter Umständen schwer, sich diese Unabhängigkeit zu bewahren. Andererseits hätte auch ein externer Geschäftsführer zu kämpfen: Er braucht Zeit, um Beziehungen zu knüpfen und die Leistungen der Partner kennenzulernen.

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