Im Ausbaugewerbe ist die Zahl der Forderungsausfälle und der Insolvenzen zuletzt deutlich gestiegen.
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Energiekosten

Hohe Preise und Zinsen: So wirkt sich das im Handwerk aus

Mehr Insolvenzen, mehr eigenkapitalschwache Baubetriebe und größere Forderungsausfälle: Die Wirtschaftslage im Handwerk hat sich verschlechtert. Was können Betriebe tun?

Auf einen Blick:

  • Viele Handwerker sind zwar weiterhin positiv gestimmt, doch bei Umsatz- und Ertragserwartungen sind viele zurückhaltender geworden.
  • Ein Großteil der Kunden bezahlt Rechnungen relativ zügig. Allerdings ist die Zahl der Bau- und Ausbaubetriebe mit hohen Forderungsausfällen zuletzt deutlich gestiegen.
  • Angestiegen ist auch die Zahl der Insolvenzen im Handwerk – und zwar deutlich stärker als in der Gesamtwirtschaft.
  • Enorme Preissteigerungen bei Energie und Material, steigende Zinsen und anhaltender Fachkräftemangel – die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben für das Handwerk weiter schwierig. Laut Creditreform hemmt das zunehmend die Entwicklung der Handwerksbetriebe. Die Stimmung in der Branche hat sich zuletzt abgeschwächt, ergibt eine Untersuchung der Auskunftei.

  • Die Mehrzahl der befragten Betriebe (65,3 Prozent) beurteilt die aktuelle Geschäftslage aber weiterhin positiv, im Vorjahr waren es noch 70,4 Prozent.
  • Angesichts der verschlechterten Rahmenbedingungen sind Betriebe auch bei den Umsatzerwartungen zurückhaltender. Ein Drittel rechnet für 2023 mit einem Umsatzplus – bei der Vorjahresumfrage waren es noch 41,3 Prozent.
  • Bei den Ertragserwartungen sind viele im Handwerk pessimistisch. „Bestenfalls wird mit einer stabilen Ertragslage gerechnet“, so die Creditreform. 23,1 Prozent der Befragten rechnet mit sinkenden Gewinnen, im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Quote damit um rund 10 Prozent erhöht.
  • So steht es um das Zahlungsverhalten der Kunden

    Mit dem Zahlungsverhalten der Kunden dürfte das Handwerk 2023 bislang weitgehend zufrieden gewesen sein. Denn 94,1 Prozent haben das Geld spätestens 30 Tage nach Rechnungsstellung bezahlt, so die Creditreform. Damit seien die Zahlungseingänge in den letzten Jahren relativ stabil.

    Aus Sicht der Betriebe hat sich das Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. 81,8 Prozent gaben an, dass sie bei öffentlichen Aufträgen das Geld innerhalb von 30 Tagen auf dem Konto hatten – 2022 waren es 79,5 Prozent.

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    Mehr größere Forderungsausfälle: Das ist jetzt besonders wichtig

    Bedenklich ist laut Creditreform allerdings, dass Handwerksbetriebe zuletzt häufiger Forderungsausfälle hinnehmen mussten. Ebenso wie im Vorjahr meldete die Mehrzahl zwar nur geringfügige Forderungsverluste. Doch 11,3 Prozent der Befragten waren von Ausfällen in Höhe von mehr als 1 Prozent ihres Umsatzes betroffen.

    Im Bauhauptgewerbe ist der Anteil mit 12,7 Prozent sogar noch höher. Und im Ausbaugewerbe hat sich der Anteil der Betriebe, die von hohen Forderungsausfällen betroffen ist, gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt: Er liegt jetzt bei 11,7 Prozent. „Dieses Ergebnis zeigt nochmals die Dringlichkeit eines professionellen Forderungsmanagements auch bei kleinen Unternehmen“, schreibt die Auskunftei.

    Tipp: Was Sie bei hohen Außenständen tun können, erfahren Sie im Beitrag Offene Rechnungen: So kommen Sie an Ihr Geld.

    Mehr Eigenkapitalschwache– vor allem im Baugewerbe

    Der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen bleibt der Umfrage zufolge weiterhin hoch. So meldeten 34,1 Prozent der Befragten eine Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent, 2022 waren es noch 34,3 Prozent. Vor allem im Bauhauptgewerbe wurden 2023 mehr eigenkapitalschwache Unternehmen registriert: Hier betrug der Anteil zuletzt 40,1 Prozent, gegenüber 2022 entspricht das einem Anstieg um fast 7 Prozentpunkte.

    Allerdings stehen nicht alle Handwerksbetriebe schlecht da: 22,8 Prozent verfügen über eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent, im Bauhauptgewerbe erreichen immerhin 21,4 Prozent diese Quote.

    Die Eigenkapitalquote ist grundsätzlich ein wichtiger Indikator für die Kreditwürdigkeit und die finanzielle Stabilität eines Unternehmens. Eine niedrige Eigenkapitalquote führt daher zu höheren Kreditzinsen und erschwert die Kreditaufnahme.

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    In diesen Gewerken ist Zahl der Insolvenzen besonders stark angestiegen

    Die Zahl der Insolvenzen ist 2022 im Handwerk nach vielen Jahren wieder gestiegen: 3.270 Handwerksbetriebe mussten in Deutschland Insolvenz anmelden, im Vorjahr waren es 2.920. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Insolvenzen im Handwerk damit um 12 Prozent gestiegen. In einigen Gewerken fällt das Insolvenz-Plus allerdings deutlich höher aus: Im Ausbauhandwerk lag es bei 16 Prozent. Im Metallhandwerk und Handwerk des gewerblichen Bedarfs gab es 36,5 Prozent mehr Insolvenzen als noch 2022.

    Nach Einschätzung der Creditreform ist die aktuelle Trendwende bei den Insolvenzen vor allem auf die Kostenexplosionen bei Energie und Rohstoffen zurückzuführen. Staatliche Hilfsgelder hätten diese Entwicklung nicht aufhalten können oder seien nicht rechtzeitig bei den betroffenen Unternehmen angekommen.

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