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Personal

Integration: Experimentieren für den Erfolg

Für Wolfgang Breitner ist Integration gelebter Alltag. Mit seinem Team geht er dafür manchmal auch unbequeme Wege – und hat damit Erfolg.

Auf einen Blick:

  • Im Breitner Clean Team ist Integration gelebter Alltag: Der Chef lebt es vor und das Team macht mit.
  • Das sei nicht immer einfach und dazu auch zeit- und kräfteraubend. Das nehme der Betrieb für die erfolgreiche Integration gern in Kauf, betont der Chef.
  • Wolfgang Breitner will Vorbild sein für andere Betriebe der Branche: Er rät dazu, Experimente zuzulassen, auch wenn sie einmal scheitern. Der Lerneffekt sei für alle hilfreich.

Seine ersten Erfahrungen in der Gebäudereinigung hat Wolfgang Breitner während seines Studiums gesammelt. „Ich war fasziniert von der Vielfalt des Berufs und der Offenheit der Branche“, erinnert sich der Chef von Breitner Clean Team in Obernkirchen. Noch vor Beendigung seines Maschinenbaustudiums machte Breitner sich selbstständig und stellte die ersten Mitarbeiter ein. Das war 1996. Zehn Jahre später begann Breitner, eigene Lehrlinge auszubilden und hält bis heute daran fest.

Aus Praktikanten werden Kollegen

„Wir bieten allen interessierten jungen Leuten Praktika an, unabhängig von der Nationalität, des Schulabschlusses und des Geschlechts“, sagt Wolfgang Breitner. Sie absolvieren bei ihm Schulpraktika, nutzen den Einblick zur Berufsorientierung oder machen eine Einstiegsqualifizierung. Da fängt bei dem Unternehmer die Integration an: „Praktikanten bekommen von uns Dienstkleidung, wie die Mitarbeiter auch“, sagt Breitner. Dadurch entstehe ein Zugehörigkeitsgefühl. Dieser Teamgedanke ist dem Chef von 77 Mitarbeitern wichtig. „Viele kleine Teile fügen das Puzzle der gelebten Integration hier zusammen“, betont er.

„Ich halte meine Augen und Ohren immer offen“, betont er. Breitner ist im Ort, in der Branche und im Ehrenamt gut vernetzt, kennt Einrichtungen und Träger, die ihm Leute vermitteln. Auch viele Bekannte empfehlen den Betrieb weiter.

Die gesamte Gebäudereiniger-Branche beschäftigt Mitarbeiter vieler Nationalitäten, so auch das Breitner Clean Team. „Wichtig sind aus meiner Sicht vor allem gute Deutschkenntnisse“, betont Wolfgang Breitner. Denn zu seinen Kunden zählen viele kleine und mittelständische Betriebe und Privatpersonen. „Mitarbeiter müssen sich einwandfrei verständigen können und Arbeitsanweisungen verstehen.“ Der Geselle aus dem Niger beispielsweise ist erst seit eineinhalb Jahren in Deutschland, spricht aber fließend Deutsch. Er trägt Verantwortung und betreut mittlerweile sein eigenes Gebiet.

Experimentierfreude ist gefragt

Jede Integration sei eine Herausforderung und ein Experiment gleichermaßen: Ob die Integration gelingt, wisse man vorher nicht, sagt Breitner. „Experimente dürfen auch mal scheitern, das ist normal.“ So habe die Ausbildung einer Jugendlichen, die über eine Einstiegsqualifizierung den Beruf erlernen wollte, enden müssen, da sie immer unpünktlich in der Schule war. „Wenn ein Projekt einfach nicht gelingen will, trage ich auch die Konsequenzen“, betont er.

Zudem sei es auch anstrengend für die Gesellen, Anweisungen für Praktikanten anfangs mehrfach zu wiederholen. Nicht jeder sei erfreut über den Mehraufwand. „Täglich investieren wir viel Zeit, Kraft und Geld. Das haben wir am Monatsende nicht immer raus“, betont der Unternehmer. Doch das sei Nebensache. Breitner hofft, dass er ein Vorbild für andere Betriebe sein kann.

„Jeder aus meinem Team trägt jeden Tag ein Stück zum Gelingen der Integration bei“, sagt Breitner. Mit Erfolg: 2018 wurde der Betrieb vom Bundesverband der Gebäudereiniger mit dem Integrationspreis ausgezeichnet.

Den Integrationsbegriff weiter fassen

Wie weit Integration gehen kann, zeigen weitere Beispiele aus Breitners Betriebsalltag: Eine Meisterin hat ihre Ausbildung in Teilzeit gemacht, da sie alleinerziehend war. Die Vertriebsleiterin ist ausgebildete Gebäudereinigerin, hat intern auf den kaufmännischen Bereich umgeschult. Breitner ist offen für Bewerbungen von Menschen mit Behinderungen. Mehrere Leute in seinem Team haben einen Schwerbehindertenausweis. Und nicht alle der Azubis kommen über den ersten Bildungsweg zu ihm. Breitners Fazit: „Wenn man Integration leben möchte, funktioniert das vor allem mit einem offenen Herzen.“

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