Foto: Torsten Hamacher

Inhaltsverzeichnis

Das rasende Wohnzimmer

Jeep Grand Cherokee SRT im Praxistest

Dinge, die Sie absolut nicht brauchen – aber garantiert haben wollen. Folge 55: der Jeep unter den Edel-SUVs.

Auf einen Blick:

  • Hat ordentlich Bumms: Der 6,4 Liter große V8-Motor beschleunigt das 2,4-Tonnen schwere Geländeschiff in unter fünf Sekunden auf 100 Stundenkilometer.
  • Katapult-Start mit Launch-Control: Ausnahmsweise dürfen Sie einmal mit dem linken Fuß auf der Bremse stehen, dabei mit dem rechten das Gaspedal runtertreten und dann ist Achterbahn-Feeling angesagt.
  • Keine Abstriche beim Komfort: So unartig der Grand Cherokee SRT auf der Straße sein kann, so wohnzimmerlich komfortabel ist er im Innern.
  • Schluckspecht: Der V8 lässt sich den Spaß was kosten. In der Stadt gönnt sich der SRT 17 Liter Sprit auf 100 Kilometer.

Genieße ich diesen Fahrtest einfach und schreibe ich besser nichts drüber? Oder genieße ich den Fahrtest, schüttle den Kopf, genieße weiter und beginne meinen Text mit einem echten Totschlagargument für die meisten von uns? Da Sie bis hierhin schon gelesen haben, wissen Sie, für was ich mich entschieden habe. Auch wenn mir das bei diesem Auto echt schwergefallen ist.

Viel Kraft, viel Durst

Kommen wir also gleich erst mal zur bitteren Wahrheit: 17 Liter genehmigt sich der Jeep Grand Cherokee, wenn der Schriftzug SRT sein bulliges Heck ziert und die Testfahrt vor allem durch die Stadt führt. Warum das so ist? Weil dann ein 6,4 Liter großer V8-Motor satt unter der mächtigen Motorhaube brabbelt und dem schon unbeladen gut 2,4 Tonnen schweren Geländeschiff mächtig Dampf macht.

Dass das keine Auto-Journalisten-Plattitüde ist, wird an den folgenden Zahlen eindrucksvoll deutlich: 100 Stundenkilometer hat der Jeep Grand Cherokee SRT in weniger als fünf Sekunden auf dem Tacho. Und auf der Autobahn nachts um halb eins, ist die schier unglaubliche Beschleunigung erst bei Tempo 257 Stundenkilometer zu Ende.

Lässt man sich bei solchen Beschleunigungsorgien den Verbrauch im digitalen Tacho zwischen den beiden konventionellen Anzeigen für Drehzahl, Motortemperatur und Tankuhr anzeigen, wird aus dem Spaß jedoch schnell Trübsal. Denn der V8 hat eben nicht nur mächtig Bums unter der Haube, sondern auch ziemlich maximalen Durst.

Wer damit umgehen kann, bekommt ein wirklich beeindruckendes Kraftwerk unter die von zwei großzügig dimensionierten Lufthutzen durchbrochenen Motorhaube verbaut.

Gut gebrüllt, Cherokee

Die Maschine entfaltet schon im Leerlauf ein angenehm heiseres Rasseln. Unter Teillast wird daraus ein dumpfes Grollen. Tritt man das Gaspedal durch oder aktiviert im Stand gar die Launch-Control (so etwas habe ich bisher nur in waschechten Sportwagen gefunden), schreit der Achtzylinder-Hemi-Motor seine Leistung lautstark heraus. Eine Sinfonie für Menschen, die so etwas mögen.

Freitag Nachmittag, die aktuelle Produktion ist so gut wie in der Druckerei, und der SRT schlummert auf dem Hof. „Wir brauchen noch Fotos“, meint mein Kollege Lutz Odewald. „Und Montag geht der Wagen wieder weg …“ Wie gut, dass ich heute morgen die Kamera eingepackt habe.

Komfort kommt nicht zu kurz

Also ab durch den Feierabend-Verkehr, raus aus der Stadt. Der Jeep entpuppt sich als ausgesprochen angenehm zu fahrender Begleiter. Das Grollen unter der Haube lässt keinen Zweifel daran, dass er könnte, wenn man wollte. Aber auch entspanntes Mitgleiten im Verkehr, ist mit dem großen Jeep wirklich ausgesprochen angenehm.

Kein Wunder. Gleicht doch die Innenraumgestaltung einem fein ausgestatteten Wohnzimmer. Bequeme Sitze, die auf Wunsch beheiz- und kühlbar sind. Ein ebenfalls beheizbares Lenkrad, das - zumindest in großen Männerhänden - fantastisch liegt. Eine reichhaltige Komfortausstattung mit Tempomat, informativem Bordcomputer, Navi, Telefon. Alles drin, alles dran. In der SRT-Ausstattungslinie leistet sich die zum Fiat-Konzern gehörende Marke Jeep keine Schwächen.

Katapult-Start mit Launch-Control

Ein Regelknopf in der Mittelkonsole bietet Einstellungsmöglichkeiten für entspanntes Cruisen, für Schnee samt entsprechend rutschiger Straßen. Aber auch Einstellungen für Sport und sogar für die Rennstrecke. Und dann ist da noch der Knopf für die Launch-Control …

Ein Blick ins Bordbuch eröffnet die Funktionsweise: Zunächst mal muss der Wagen zum Stehen gebracht werden, was dank der mächtigen Bremsanlage von Brembo kein Problem ist. Dann tritt man ausnahmsweise mit dem linken Fuß das Bremspedal, aktiviert die Launch-Control und tritt mit rechts das Gas-Pedal voll durch.

Es vergehen gefühlt eineinhalb Sekunden. Der Motor kreischt bei knapp 7500 Touren. Dann löst sich die Bremse und die Acht-Gang-Automatik schnappt im ersten Gang zu. Was dann passiert, gleicht dem Start einer Achterbahn aus einem Katapult. Die 2,4 Tonnen Jeep scheinen sich in Luft aufzulösen. Die digitale Tachonadel schnellt hoch, als wäre sie direkt mit der Welle des Drehzahlmessers gekoppelt.

Der Körper wird in die wohlgeformten Sitze geschmissen und der Bulle von SUV sprintet los, dass Sprintlegende Usain Bolt die Farbe aus dem Gesicht weichen würde. Atemberaubend. Und ganz und gar zweifelhaft … Aber unzweifelhaft ein Erlebnis, das selbst hartgesottene Autofans nicht so schnell vergessen werden.

Das traut man dem Auto auch auf den zweiten und dritten Blick nicht zu.

Mit diesem Schlachschiff fällt man auf

Verblüffend dabei ist die souveräne Spurtreue des ja sonst eher fürs Gelände konzipierten Schlachtschiffes. Derart gestählt erscheint der SRT einem aufgescheuchten Bison ähnlich, welcher ungestüm durch die Prärie spurtet. Wohl gemerkt, geht es dabei echt manierlich und immer gut kontrollierbar voran. Bemerkenswert, was die Ingenieure aus dem Fahrwerk herausgekitzelt haben. Immerhin reden wir hier von einem Auto, dass optisch eher an eine Schrankwand als an einen Sportwagen erinnert.

Die Fotos sind im Kasten. Der Puls ist langsam wieder im Ruhebereich angekommen. Es geht also zurück durch die Stadt zum Verlag. Was auffällt: Das Auto fällt auf! Und das weniger, weil es die meisten anderen Verkehrsteilnehmer ein gutes Stück überragt. Oder weil es auf riesigen 20 Zoll großen Felgen unterwegs ist. Oder weil die mächtige Bremsanlage tiefrot aus den mächtigen Radhäusern hervorlugt. Es ist der Motor, der immer wieder die Köpfe der Menschen herumrucken lässt.

So zum Beispiel an der Straßenbahn-Haltestelle. Behutsam - und das meine ich ernst - wirklich behutsam streichele ich das Gas, um den Wagen auf City-taugliche 50 Stundenkilometer zu beschleunigen. Und trotzdem gucken viele Menschen herüber, um die Quelle für das dumpfe Grollen zu sehen.

Und das ist kein Einzelfall. Tritt man beherzter zu, ist der Effekt naturgemäß noch stärker. Egal ob im Neubaugebiet, auf dem Weg zu Freunden, in der Stadt beim Einkaufen oder auch auf der Autobahn. Dieses Auto fällt akustisch aus dem Rahmen und damit fällt es auf - ob man es darauf anlegt oder nicht.

Bringt das was? Feigenblatt Eco-Taste

Dass so viel Leistung natürlich entsprechende Kraftstoffmengen erfordert, habe ich eingangs schon geschrieben und Hand aufs Herz: Wer das solch einem Auto vorwirft, vergleicht sicher auch sonst gern Äpfel mit Birnen.

Entscheidet man sich für so ein Fahrzeug, sollte man sich das vorher überlegt haben. Hinterher im Alltag über den Verbrauch zu klagen, wäre in diesem Fall nun wirklich albern. Ebenso eigenwillig erscheint mir aber auch die Taste mit dem Schriftzug „Eco“ im Armaturenbrett des Grand Cherokee. Ob die was bringt? Nun. Keine Ahnung. An den paar Kilometern, die ich mit dem Koloss unterwegs war, hat das Drücken dieser Taste keinen nennenswerten Unterschied beim Verbrauch gemacht. Und selbst die Werksangaben zum Verbrauch lassen bei mir im Kopf das Bild eines Feigenblattes entstehen, wenn ich an die Taste denke.

Viel Luxus im rasenden Wohnzimmer

Jeep selbst nennt 20,7 Liter Verbrauch für 100 gefahrene Kilometer in der Innenstadt. Überland sind laut Werksangaben 10,1 Liter drin und im Drittelmix nennt Jeep 14,0 Liter. Mein Kollege Lutz Odewald war mehr mit dem Wagen unterwegs als ich. Er spricht von weniger als 16 Litern. Bei mir pendelte sich der Verbrauch auf 17 Liter ein. Allerdings war ich auch nur in der Stadt unterwegs.

14, 15 oder 17 Liter - eine Verbrauchsdiskussion bei diesem Fahrzeug verbietet sich aber eigentlich von vornherein. Denn natürlich macht ein solcher Geländekoloss mit Benzin-Motor in der heutigen Zeit kaum einen Sinn. Wer allerdings darüber hinwegsieht, bekommt für 76.900 Euro einen nahezu perfekt ausgestatteten Luxus-SUV, der wirklich in allen Lebenslagen eine exzellente Figur macht, den Fahrer mit fein verarbeiteten Materialien umschmeichelt und ähnlich gediegen wie die gute Stube in einer Villa am Waldrand daher kommt. Entscheidender Unterschied: Der Jeep Grand Cherokee SRT ist ein wahrlich rasendes Wohnzimmer…

Auch interessant:

Fahrbericht Ford Ranger: Mit dem Wildtrak auf freier Wildbahn

Transporte im Grenzbereich? Für den Ford Ranger Wildtrak eine leichte Übung. Wo andere Fahrzeuge aufgeben müssen, blüht der Pick-up erst richtig auf.
Artikel lesen

Der wüsteste aller Volkswagen

Der Amarok ist der Vorzeige-Offroader der Wolfsburger. Jetzt wurde der kantige Pickup technisch ordentlich aufgerüstet. Wir nutzten die Möglichkeit einer ersten Probefahrt im artgerechten Umfeld.
Artikel lesen

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Sinnbild für hohe Durchsätze: ein automatisiertes Plattenlager. 

Holzhelden

Hohe Effizienz für hohe Termintreue

Hohe Durchsätze bringen diese Tischler nicht ins Schwitzen. Sie helfen, wenn anderswo Kapazitäten oder technische Möglichkeiten fehlen. Kontinuierliche Investitionen sind in diesem Geschäft besonders wichtig.

    • Holzhelden
Handwerker erhöhen die Preise. Haben Sie mitgezogen? 

Unternehmensfinanzierung

Preisatlas: Wie billig sind Sie gegenüber dem Wettbewerb?

Die Gesellenstunde kostet nun im Schnitt erstmals über 60 Euro, ergeben Daten aus dem Preisatlas. Gut 530 Betriebe wurden befragt. Wo stehen Sie im Vergleich?

    • Unternehmensfinanzierung
Weniger Eingaben durch intelligentere Funktionen: „Software muss viel können, ohne Anwendern zu viel abzuverlangen“, sagt Jochen Maurer von OSD.

Holzhelden

„Digitalisierung muss einfacher werden!“

Von künstlicher Intelligenz müssten sich Handwerker aktuell nicht getrieben fühlen, ist man bei Craftview überzeugt. Digitalisierungsdruck bestehe dennoch.

    • Holzhelden
Makellose Schneide. Bei der Tischlerei Klauenberg hat Qualität Vorrang. Entsprechend hoch sind die Ansprüche an das Werkzeug. 

Holzhelden

Scharfes Werkzeug muss nicht Chefsache sein

Das Team der Tischlerei Klauenberg nutzt ein effektives System, um seine Werkzeuge stets scharf zu halten. Ein fester Baustein darin ist ihr Werkzeughersteller. 

    • Holzhelden