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Foto: handwerk.com

Unproduktive Arbeitszeiten vermeiden

So senken Sie die Montage-Kosten

Runter mit Kosten und unproduktiven Arbeitszeiten: Bei der Montage haben viele Handwerksbetriebe noch reichlich Luft. Es geht um viel Geld - und wie Sie es durch bessere Planung sparen können.

Die Montage beim Kunden ist für viele Handwerksbetriebe ein wichtiger Teil der Leistungserbringung. Hier wird Geld verdient. Und hier geht oft auch viel kostbare Zeit verloren.

"Wenn zum Beispiel in Tischlereien bis zu einem Drittel der Arbeitszeiten auf Montage entfällt, dann ist die Optimierung in diesem Bereich sehr wichtig", betont Ralf Bickert vom Technologiezentrum Holzwirtschaft (TZH) in Dortmund.

Ein Optimierungsversuch dürfte sich lohnen. Auf durchschnittlich 11 Prozent schätzt Bickert den Anteil der Störzeiten bei einem Montageeinsatz. Das alleine sind schon 52,8 unproduktive Minuten pro Monteur und Tag.

Aufs Jahr hochgerechnet geht es um einen fünfstelligen Betrag - pro Mitarbeiter!

Und dabei sind die echten Störzeiten nicht einmal das Hauptproblem. Viel Zeit geht nach Bickerts Erfahrung in der Vor- und Nachbereitung der eigentlichen Montage verloren.

Mehr als 100 Montageeinsätze von 7 Tischlereien haben Mitarbeiter des TZH in den letzten Monaten begleitet und analysiert. Dabei haben sie Erstaunliches beobachtet - und Tipps entwickelt, die auch für andere Gewerke hilfreich sein dürften:

1. Orientieren Sie sich an den Besten!
"Wer wirklich wissen will, was an Zeitersparnis drin ist, der sollte sich die besten Betriebe anschauen", rät Bickert. Hier ein Vergleich aus der Studie zwischen einem Top-Betrieb und einem Unternehmen mit besonders aufwendigen Prozessen: Während einer der besten Teilnehmer der Studie auf durchschnittlich 66 Prozent echte Montagezeit kommt (Störzeiten. 1 Prozent), landet ein Vergelchsbetrieb bei gerade einmal 14 Prozent Montagezeit (Störzeiten: 27 Prozent ).

Wo der Vorzeigebetrieb sonst noch die Nase vorne hat, zeigen die beiden Diagramme.

2. Reibungslose Montage funktioniert durch Organisation und Kommunikation"
Viele Tischler meinen, dass es vor allem um ein technisches Problem geht, dass sich mit ein paar Hilfsmitteln lösen lässt", hat Bickert festgestellt. Seine Erfahrung sieht anders aus. "Oft sind es organisatorische Fragen, Strukturen und Kommunikation sind die zentralen Themen." Wenn zum Beispiel Mitarbeiter während der Rush-Hour durch die Stadt fahren, erst den Hausmeister suchen müssen und nicht das erforderliche Werkzeug dabei haben, dann hat das viel mit Organisation und Kommunikation zu tun.

3. Mitarbeiter müssen sensibilisiert und beteiligt werden
Nur die Monteure wissen, was auf den Baustellen schief läuft und woran das liegt. Oft halten Gesellen Probleme während der Montage jedoch für ganz normal. "Dass der Schlüssel für den Bauzaun gefehlt hat oder erst noch ein Vorsprung weggestemmt werden musste, ist vielen Mitarbeitern keine Erwähnung wert." Doch ohne solche Rückmeldungen kann es keine Verbesserungen geben.

Vom Aufmaß bis zur Anfahrt: Wie Sie ganz konkret Zeit in der Montage einsparen können, zeigen 4 Beispiele auf der nächsten Seite.

4 Beispiele: So leicht lassen sich Abläufe ändern

Wichtige Zeitkiller verbergen sich hinter den Posten, die zu jeder Montagevor- und -nachbereitung gehören: Auftragsbesprechung, Fahrzeugbeladung, Reisezeiten, Baustelleneinrichtung, Baustellenräumung und Aufräumarbeiten.

Wo viel Zeit hier verloren geht, macht Bickert an einigen Beispielen deutlich - und zeigt dabei, dass eine optimale Montage von vielen Faktoren abhängt:

1. Beispiel Aufmaß: Wichtige Informationen sammeln und weitergeben
Informationen, die der Chef beim Aufmaß sammelt, werden oft nicht genutzt oder weitergegeben. "Es wäre doch nützlich, wenn der Chef beim Aufmaß registriert, dass der nächstgelegene Parkplatz 400 Meter entfernt ist", meint Bickert. Zumindest sollten die Gesellen das vor dem Einsatz wissen.

Noch besser wäre es, wenn der Chef sich schon vorher nach einem vernünftigen Zugang umsieht, damit seine Mitarbeiter nicht zu viel Zeit mit Schleppen vertun müssen. "Wir haben immer wieder beobachtet, dass das gründlich schiefläuft."

2. Beispiel Planung: Nicht am falschen Ende sparen
Auch in der Planung und Fertigung können Betriebe dazu beitragen, die Montagezeiten beim Kunden deutlich zu verringern. "Wer zum Beispiel bei Konstruktion und Beschlägen nicht vorausschauend plant, muss damit rechnen, dass die Montage entsprechend kompliziert ist und länger dauert", warnt Bickert.

3. Beispiel Vorbesprechung: Warum nicht am Abend vorher?
In vielen Betrieben ist es Standard, Aufträge am frühen Morgen vor dem ersten Einsatz zu besprechen. "Was spricht eigentlich dagegen, diese Besprechung am Abend vorher durchzuführen", fragt der Experte.

Der Vorteil: Mitarbeiter können sich morgens auf dem Weg in den Betrieb schon einmal Gedanken über die vor ihnen liegende Aufgabe machen. "Wenn dann Fragen auftauchen, kann sie der Mitarbeiter noch vor dem Einsatz klären."

4. Beispiel Fahrzeiten: Behandeln Sie Ihren wichtigsten Mann auch so!
Der wichtigste Mann in einem Montageteam ist fast immer auch derjenige, der den Wagen zur und von der Baustelle fährt. "Dass derjenige den Wagen fährt, der die Baustelle organisiert, die wichtigsten Aufgaben wahrnimmt und oft auch die schwerste körperliche Arbeit macht, ist völlig unsinnig", meint Bickert. Dieser Mitarbeiter wäre nach seiner Ansicht auf dem Beifahrersitz besser aufgehoben. "Dann kann dieser Mitarbeiter auf der Hinfahrt anhand von Unterlagen schon die Baustelleneinrichtung planen oder per Handy Fragen klären und auf der Rückfahrt zum Beispiel den Montagebericht ausfüllen."
Bickerts Rat: "Um die unproduktiven Fahrtzeiten besser zu nutzen, kann es sich für einen Betrieb lohnen, einem anderen Mitarbeiter den Führerschein aufzustocken, damit der wichtigste Mann Kopf und Hände frei hat."

(jw)

Sie wollen das Thema richtig angehen? 6 Tipps, wie Sie Ihre Montage systematisch optimieren können, finden Sie auf der nächsten Seite.

In 6 Schritten zu optimalen Montage-Zeiten

Einen Leitfaden mit Tipps für Tischlereien und Schreinereien, erstellt vom TZH, werden die Fachverbände voraussichtlich Mitte 2011 veröffentlichen. Doch schon jetzt hat das TZH eine Reihe von Tipps parat, von denen auch andere Gewerke profitieren können:

1. Verschaffen Sie sich einen Überblick
Formulare: Führen Sie ein Formular für Montageberichte ein. Meist hat der Beifahrer auf der Rückfahrt ausreichend Zeit dieses Formular auszufüllen und so den Tag Revue passieren zu lassen.

Gespräche: Sprechen Sie mit Ihren Monteuren über mögliche Störzeiten. Hier geht es in erster Linie darum, die Monteure für Störungen zu sensibilisieren.

Dokumentation: Lassen Sie einen Mitarbeiter den Ablauf der Montage (z.B. fotografisch) dokumentieren.

Zeiten erfassen: Erfassen Sie möglichst realistisch die Verteilung der Montagezeiten, unterteilt nach

  • Übergabegespräch
  • Fahrzeugbeladung
  • Reisezeiten
  • Baustelleneinrichtung
  • Montage
  • Baustellenräumung
  • Aufräumarbeiten
  • Störzeiten

Anhand aller so gewonnenen Informationen können Sie an gemeinsam mit Ihrem Team an konkreten Lösungsansätzen arbeiten. Außerdem dienen Ihnen die Daten als Kalkulationsgrundlage.

2. Sorgen Sie für Transparenz
Viele Monteuren kritisieren zurecht den mangelnden Informationsfluss. Schaffen Sie mehr Transparenz durch

  • frühzeitige Kommunikation bevorstehender Montagetermine,
  • klare Montageunterlagen mit Ansprechpartnern,
  • Zusatzinformation zur Baustelle und besondere Anforderungen, die bei der Montage beachtet werden müssen.

3. Sorgen Sie für Werkzeug und Material
Regeln Sie den Materialfluss und die Lagerung von Montagewerkzeugen, Fertigteile und Zukaufteile, um eine effiziente Fahrzeugbeladung zu ermöglichen.

4. Sorgen Sie für einen Ansprechpartner vor Ort
Legen Sie einen Montageleiter vor Ort fest. Er ist für Arbeitseinteilung der eigenen Monteure zuständig. Danach kümmert er sich um organisatorische Angelegenheiten und unterstützt seine Kollegen.

5. Sorgen Sie für klare Regeln und Checklisten
Besprechen Sie das Thema "Montageabläufe" mit Ihren Mitarbeitern. Führen Sie gemeinsam ein Regelwerk ein, wie die Prozesse ablaufen sollen und wie mit Störungen umzugehen ist.

Erstellen Sie außerdem Checklisten, zum Beispiel für Aufmaß, Vorbesprechungen und Fahrzeugbeladung, damit diese Prozesse mit Blick auf die Produktion optimal vorbereitet sind.

6. Nutzen Sie externe Unterstützung
Eingefahrene Pfade und Wege zu analysieren und zu verlassen, fällt im „eigenen Haus“ besonders schwer. Sehr häufig deckt erst ein unbefangener Blick von außen auf Organisation und Prozesse betriebliche Schwachstellen auf. Machen Sie sich externes Know-how zunutze.

Quelle: Technologiezentrum Holzwirtschaft, Dortmund

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